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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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verdienten sich mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt, und eine Braut aus China kommen zu lassen und sie dann mit all den Zeremonien und Bräuchen, mit dem ganzen Pomp zu heiraten, der bei einer chinesischen Hochzeit dazugehört – das war unbezahlbar. Umgekehrt bestand bei den Familien in China wenig Interesse, ihre Töchter nach Java zu schicken, zu Männern, die alle Brücken zur Heimat hinter sich abgebrochen hatten und hier auch nicht sonderlich angesehen waren. Also«, er atmete tief durch, »also haben sie einheimische Frauen geheiratet. Die meisten Chinesen, die hier leben, sind keine reinen Chinesen mehr, sondern Peranakans. – Das bedeutet Abkömmlinge «, erklärte er auf Jacobinas fragenden Blick hin. »Oder wörtlich Kinder des Landes. Über die Zeit hat sich eine ganz eigene Kultur daraus entwickelt. In ihren Grundzügen zwar immer noch chinesisch, aber mit malaiischen und javanesischen Einflüssen. Auch eine eigene Sprache, das Baba Malay, eine Mischung aus Malaiisch und dem Dialekt von Hokkien, ist über die Zeit daraus entstanden.« Sein Mund verzog sich spöttisch, als er hinzusetzte: »Unserer Regierung sind die Chinesen ohnehin lieber als die Einheimischen – aber die Peranakans sind ihnen noch lieber, weil sie hier viel stärker verwurzelt sind. Und weil sie sich in der Regel als ehrgeizig und geschäftstüchtig erweisen und damit gute Steuerzahler abgeben. Auch wenn Chinesen und Peranakans im normalen Sprachgebrauch in ein und denselben Topf geworfen werden, spielt dieser Unterschied im Alltag eine nicht unwesentliche Rolle.« Er machte eine Pause und rieb sich dann mit dem Daumen über die Unterlippe. »Um Ihre eigentliche Frage zu beantworten: Die Frauen und Töchter der Peranakans leben sehr zurückgezogen, wenn sie etwas auf sich halten. Und die Frauen und Mädchen in den Etablissements sind gegen ihren Willen hier. Illegal. Sie werden aus China hierhergeschmuggelt wie Ware.«
    Jacobina blieb abrupt stehen, und hilfloses Entsetzen malte sich auf ihr Gesicht. »Aber warum tut dann keiner etwas? Ich meine …«
    Auch Jan war stehen geblieben und sah sie mit einem weichen Gesichtsausdruck an. »Weil kein Hahn danach kräht. Wir Niederländer haben uns hier zwar niedergelassen und sehen uns als Herren der Insel, aber wir sind nicht wie die Briten in Indien. Wir versuchen nicht, den Menschen hier unsere Art zu leben und unsere Werte mit Gewalt aufzuzwingen. Sollen die Chinesen doch tun und lassen, was sie wollen. Sollen die Malaien und Javanesen doch weiterhin nach ihren Sitten und Bräuchen leben wie von alters her. Solange das unseren Profit und unser bequemes Leben nicht stört.« Die Hände in den Hosentaschen, zuckte er mit abschätziger Miene die Schultern. »Und außerdem verbringen nicht wenige Beamte und Offiziere in den Lasterhöhlen dort«, sein Kopf ruckte in Richtung der Gasse, die längst hinter ihnen lag, »ihre Abende und Nächte.«
    Jacobina starrte stumm vor sich hin; ihr Pulsschlag pochte ihr dröhnend in den Ohren, und ihr war übel.
    »Habe ich Ihnen zu viel zugemutet?«, hörte sie Jan behutsam fragen, und sie schüttelte tapfer den Kopf. »Kommen Sie«, er berührte sie leicht an der Schulter. »Ich zeige Ihnen etwas Schöneres.«
    Schock und Fassungslosigkeit ließen nur langsam nach, während Jacobina neben Jan am weiß lackierten Brückengeländer lehnte und über den Kanal hinweg auf die chinesischen Häuser mit ihren geschwungenen Dächern sah. Ein leiser Windhauch strich flüsternd durch die hohen Bäume zu beiden Seiten der Brücke und durch die üppigen Kronen der Palmen am anderen Ufer. Dicht hintereinander glitten zwei Stocherkähne durch das Wasser, und der Chinese im vorderen Boot hob die Hand und rief ihnen einen Gruß zu, den Jan mit einem Gegengruß beantwortete.
    »Hier ist es wirklich schön«, flüsterte Jacobina schließlich. »Als ob wir schon in einem anderen Land wären.«
    »Das sind wir auch«, gab Jan leise zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen auf das Geländer. »Die Chinesen und die Peranakans leben hier in ihrer eigenen Welt. So wie die Einheimischen in ihren Kampongs und wir Weißen in unseren Vierteln. Die Grenzen zwischen diesen Welten verschwimmen zwar manchmal, aber sie lösen sich nicht auf.«
    »Wissen Sie«, sagte Jacobina nach einer Weile, »ich kann unsere Landsleute hier schon verstehen, dass sie sich eine Insel der Seligen errichtet haben, wie Sie es nannten. Ein Bollwerk gegen solch unschöne Dinge.«
    »Der

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