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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Club gefahren und in derselben Stimmung am anderen Morgen aufgebrochen, um bei der Inspektion der Truppen in der Garnison am Waterlooplein durch den Generalgouverneur zugegen zu sein.
    An diesem Montag hatte Jacobina alle Mühe, die Kinder zu beschäftigen und davon abzuhalten, einfach fortzulaufen – wo sie doch trotz des strömenden Regens genau hörten, dass auf dem Koningsplein mächtig was los war. In seinem säulenumstandenen Palast am nördlichen Ende des Platzes gewährte der Generalgouverneur einem ausgewählten Personenkreis aus Ratsmitgliedern, hohen Verwaltungsbeamten, Generälen, Bischöfen, Diplomaten und Honoratioren der Stadt eine Audienz, in deren Verlauf er eine Amnestie für eine Anzahl Häftlinge und aus der Kolonie verbannter Personen erließ. Und auf dem Koningsplein selbst fanden ungeachtet des Wetters unter großem Zuschauerandrang Cricketmatches, Wettrennen und Springreiten statt, und zahlreiche Verkaufsbuden verbreiteten eine Stimmung wie auf einem Volksfest; eine Stimmung, die durch die Vorfreude auf die Feiern, die am Abend in der Harmonie und der Concordia stattfinden würden, noch gesteigert wurde.
    »Die Kinder können gerne bis zum Feuerwerk aufbleiben«, sagte Margaretha de Jong. In einer tiefvioletten Robe, die sich so eng an ihre Figur schmiegte wie die ellenbogenlangen Handschuhe an ihre Arme, hielt sie Ida auf dem Arm, die staunend die langen Amethystgehänge an den Ohren ihrer Mutter befingerte. »Nur wenn Sie es mit ihnen anschauen mögen, natürlich. Das steht Ihnen frei.«
    »Sehr gerne«, erwiderte Jacobina, und sobald es ihr und Frau de Jong gelungen war, Ida dazu zu bewegen, den Schmuck loszulassen, nahm sie ihr das kleine Mädchen ab, das daraufhin einen Flunsch zog und das Gesicht beleidigt an Jacobinas Schulter verbarg.
    »Können wir dann?«, ließ sich der Major vernehmen, der sich auf der drittuntersten Treppenstufe niedergelassen hatte; Jeroen stand vor ihm und begrabbelte fasziniert die Orden und Abzeichen an der Galauniform seines Vaters. Als seine Frau bejahte, stemmte sich Herr de Jong schwerfällig in die Höhe und strich seinem Sohn über den Kopf.
    »Sieht aus, als käme ich gerade noch rechtzeitig!«, ertönte eine Männerstimme von der Tür her.
    Jacobinas Herz blieb stehen. Das Haar dunkel vor Nässe und am Kopf klebend, Anzug und Hemd völlig durchweicht und eine lederne Reisetasche in der Hand, stand Jan im Türrahmen und grinste. Jubelnd lief Jeroen auf ihn zu, und Jan stellte die Tasche ab, bevor er sich den Jungen schnappte, ihn sich über die Schulter warf und sich schnell im Kreis drehte, bis Jeroen vor Freude brüllte und ihm mit den Fäusten auf den Rücken trommelte.
    »Mich laust der Affe!«, rief der Major unter polterndem Lachen. »Was verschlägt dich denn so unerwartet hierher?«
    »Schlammige Straßen«, erwiderte Jan außer Atem, während er weiter Jeroen herumwirbelte. »Ich habe gerade nicht … viel zu tun … weil ich mit dem Wagen … ohnehin nirgends hinkomme. Also dachte ich … ich setz mich in den nächsten Zug … und schau mal vorbei!«
    Wie erstarrt stand Jacobina da. Auf ihrem Gesicht zuckte immer wieder ein Lächeln auf und verlosch sofort wieder; sie konnte den Blick nicht von Jan wenden. Erst Ida, die mit leisen Lauten des Unmuts auf ihrem Arm herumzappelte, mit den Füßen kickte und sich mit ihren Händchen von Jacobina wegzudrücken suchte, weckte sie auf. Sie setzte das kleine Mädchen ab, das sofort mit ausgebreiteten Armen auf Jan zulief. Schwungvoll stellte er Jeroen wieder ab, hob stattdessen Ida hoch und drückte ihr einen Kuss auf die Backe, dass sie glücklich aufkiekste.
    »Abend, Vincent!« Mit Ida auf dem Arm begrüßte er den Major unter Schulterklopfen und einer kurzen Umarmung. »Machen wir’s lieber so – ich will dir dein schönes Kleid nicht verderben«, sagte er lachend zu Frau de Jong, griff sie unters Kinn und küsste sie links und rechts auf die Wange.
    Als hätte er sie erst jetzt bemerkt, sah er Jacobina an, und sein Lächeln vertiefte sich. »Guten Abend, Jacobina.«
    Sie schluckte und hielt ihm die Rechte hin. »Guten Abend, Jan.«
    Sein Lächeln ging in ein Grinsen über, als er dicht vor sie hintrat, den freien Arm um ihren Rücken legte und sie sanft auf beide Wangen küsste. »So begrüßt man sich hier auf Java«, raunte er ihr zu. »Schön, Sie endlich wiederzusehen.« Ida ahmte ihn nach, indem sie mit gespitztem Mund schmatzende Küsschen in die Luft verteilte.
    Jacobinas Wangen wurden

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