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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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heiß, ihre Knie weich, und hastig trat sie einen Schritt zurück.
    »Wir müssen – leider!«, ließ sich Margaretha de Jong vernehmen. »Wir sind zum Dinner im Gouverneurspalast eingeladen und vermutlich ohnehin schon zu spät dran.«
    »Wie lang bleibst du?«, wollte der Major wissen und packte Jan kameradschaftlich bei der Schulter.
    »Nur ein oder zwei Tage.« Wie ein Paket klemmte sich Jan mit beiden Händen Ida unter den Arm, die daraufhin quiekend und lachend mit den Beinen strampelte. »Apropos Dinner: Ich bekomme bei euch doch bestimmt noch etwas zu essen, oder?«
    »Natürlich«, bestätigte Frau de Jong und deutete lächelnd in Jacobinas Richtung. »Unsere noni Bina hat auch noch nicht zu Abend gegessen.«
    »Abmarsch, M’Greet!«, ordnete der Major an, klatschte energisch in die Hände und bot seiner Frau den Arm.
    »Schönen Abend euch!«, rief Jan ihnen hinterher und übergab Ida an Melati, die sich im Hintergrund gehalten hatte. Er nickte dem Bediensteten zu, der mit der Reisetasche in der Hand bereit stand. »Ich geh mir nur schnell was Trockenes anziehen«, wandte er sich an Jacobina und zwinkerte ihr zu. »Bis gleich.«
    Sie sah ihm nach, wie er hinter dem Bediensteten die Treppe hinaufging, Jeroens kleine Hand in der seinen, der ihm in einem aufgeregten Redefluss alles zu berichten begann, was sich in seiner kleinen Welt ereignet hatte. Dann blickte sie an sich herab, auf ihren einfachen Sarong und die von klebrigen Kinderfingern angeschmutzte Kebaya, deren Stoff an den Stellen durchscheinend geworden war, die Jan bei seiner Begrüßung durchnässt hatte.
    In plötzlicher Eile hastete sie gleichfalls die Stufen hinauf.
    Über der Finsternis des Gartens gingen rauschend Wassermassen nieder. Vom nassen Erdboden stieg würzig riechender Dampf auf und zog zwischen den Säulen hindurch auf die Veranda, wo er sich zum Schneiden dick niederließ. Dunst trübte den Schein der Lampen zu einem blassgelben Hauch, der in der Luft schwebte wie Blütenstaub.
    Ölig legte sich die Schwüle der Nacht auf die Haut und drang bei jedem Atemzug feucht in die Lungen; obwohl Jacobina fast reglos dasaß, strömte ihr der Schweiß aus allen Poren, und der dünne Stoff ihres leichten jadegrünen Kleides mit den rosafarbenen Blütenzweigen und den braunen Vögeln klebte ihr am Leib. Das Kleid mit den vielen Rüschen obenrum , das Jacobinas Figur tatsächlich wie von Floortje vorhergesagt weiblicher wirken ließ, über das Jan den ganzen Abend kein Wort verloren und dem er offenbar auch nicht einmal einen zweiten Blick geschenkt hatte. Ebenso wenig wie ihm aufgefallen zu sein schien, dass Jacobina zum ersten Mal Schmuck trug, zarte silberne Ohrgehänge mit grünen Steinen. Das Weihnachtsgeschenk von Floortje, das Jacobina nie trug, obwohl sie ihr sehr gefielen; dass eine von Floortjes Männerbekanntschaften sie aller Wahrscheinlichkeit nach bezahlt hatte, vergällte ihr die Freude daran. Aber heute Abend – heute Abend hatte sie nicht anders gekonnt, als sie anzulegen.
    Jeroens Mitteilungsbedürfnis war ungebrochen gewesen, während sie auf Jans Wunsch hin zur Feier des Tages mit den Kindern hier auf der Veranda zu Abend gegessen hatten; in allen Einzelheiten hatte er seinem Onkel Jan geschildert, wie er und Ida ihre Eltern mit dem Weihnachtslied überrascht hatten, und auf einer lauthals herausgeschmetterten Kostprobe beharrt, in die Ida schüchtern mit einstimmte, dafür aber umso heftiger im Takt mit dem Löffel auf den Tisch hämmerte. Während Jeroen mit Jan die Unterhaltung bestritt und ihm das Versprechen abnahm, morgen alle Geschenke anzusehen, die der Kerstman an Heiligabend unter dem Christbaum abgelegt hatte, hatte Jacobina alle Hände voll zu tun gehabt, Jeroen fortwährend – und meist vergeblich – zu ermahnen, nicht mit vollem Mund zu sprechen, und gleichzeitig Ida davon abzuhalten, mit den Fingern in der kleinen Portion Reis mit mild gewürztem Gemüse, Fisch und Huhn auf dem Teller vor sich herumzumatschen, und sie stattdessen zu überreden, wenigstens die Gabel dazu zu benutzen. Dabei war Jacobina aber dankbar gewesen, dass die Kinder sie beim Essen derart in Anspruch nahmen; Jans plötzliches Erscheinen, auf das sie nicht vorbereitet gewesen war, hatte ihre alte Unsicherheit wieder zu Tage gefördert und sie scheu und stumm gemacht.
    Rittlings war Jeroen später auf Jans Schultern gesessen und hatte von der vorderen Veranda aus unter freudigen Ausrufen auf die riesigen roten und blauen Feuerblumen

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