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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Unterschiede zwischen den beiden Morden? Weil sich der Mörder gewandelt hat. Seine kriminelle Energie hat zugenommen.
       1988 war Thomas Longhini vierzehn. Heute ist er achtundzwanzig. Für einen Mörder ist es das entscheidende Alter. Die Zeit, in der die kriminelle Energie explodiert. Beim ersten Mal war es vielleicht ein Unfall, aufgrund der sadistischen Entgleisung eines Spiels. Beim zweiten Mal war es ein Mord, mit kalter Berechnung begangen.«
       »Wo lebt er heute?«
       »Ich weiß es nicht. Und es wird nicht leicht sein, ihn aufzustöbern. Er hat einen anderen Namen angenommen und lebt in einer anderen Gegend.«
       Die Sonne war verschwunden, das Gespräch beendet. Ich stand mit wackligen Beinen auf.
       »Könnten Sie mir Ihre Artikel ausdrucken?«
       »Schon geschehen, mein Junge. Ich hab eine ganze Serie für dich hergerichtet.«
       Er sprang von seinem Stuhl auf und verschwand im Haus. Ich betrachtete den Widerschein des grauen Himmels auf den Glassteinen in der Außenwand über der Terrasse: Die mattierten Oberflächen wogten wie Wellen.
       »Hier!«
       Chopard brachte mir einen Stoß Papiere, um den eine schwarze Schleife geschlungen war. Darin steckte ein Umschlag aus Karton. Ich lehnte mich gegen die Brüstung. Mein Gehirn und meine Eingeweide schienen in Alkohol zu schwimmen.
       »Ich hab dir noch einen Satz Fotos dazugelegt, aus meinem Privatarchiv.«
       Ich bedankte mich bei ihm und blätterte die Unterlagen durch. Ein Gluckern ließ mich aufblicken:
       »Noch ein letzter Schluck zum Abschied.«

KAPITEL 37
    Nach ein paar Kilometern hielt ich auf einer Lichtung und atmete die eisige Luft ein. Ich griff nach dem Papierstapel von Chopard und zog den Umschlag heraus. Kaum dass ich die ersten Fotos betrachtete, war ich wieder vollkommen nüchtern.
       Die Bergung der Leiche von Manon. Verwackelte Aufnahmen, die in großer Eile gemacht wurden, durch den Blitz fixiert. Der rosa Anorak, das Gestänge der Tragbahre, die Isolierdecke, eine weiße Hand. Ein zweites Foto, ein Porträt der lebenden Manon. Sie lächelte in die Kamera. Ein kleines ovales Gesicht. Große, helle Augen, neugierig. Blondes, fast weißes Haar. Ein hübsches, zartes Mädchen.
       Das folgende Foto zeigte Sylvie Simonis. Sie war brünett und von einer eigenartigen Schönheit. Buschige Augenbrauen wie Frida Kahlo. Ein großer, schön geschwungener, sinnlicher Mund. Ein matter Teint. Nur die Augen waren hell. Merkwürdigerweise wirkte das Mädchen älter als seine Mutter. Die beiden hatten nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander.
       Ich blickte auf. Um 14 Uhr verlor die Sonne bereits an Kraft. Der Wald lag schon wieder im Schatten. Es war Zeit, die Nachforschungen zu koordinieren. Ich griff nach meinem Handy.
       »Svendsen? Durey. Hast du einen Blick auf die Unterlagen geworfen?«
       »Wunderbar, dieser Fall, ganz wunderbar.«
       »Red keinen Stuss! Hast du etwas gefunden?«
       »Valleret hat gute Arbeit geleistet«, räumte er ein. »Vor allem was die kleinen Leichenfresser anlangt. Er hat einen Helfer gehabt, oder?«
       »Ein Typ namens Plinkh, Experte für forensische Entomologie. Schon mal gehört?«
       »Nein, aber scharfsinnig beobachtet. Der Mörder spielt mit der Chronologie des Todes. Schauderhaft und zugleich virtuos!«
       »Und weiter?«
       »Ich habe damit begonnen, die Säuren aufzulisten, die er verwendet haben könnte.«
       »Produkte, an die man schwer herankommt?«
       »Nein. Krankenhaus oder Chemielabor, nicht nur ein Forschungsinstitut, sondern irgendeine x-beliebige Produktionsanlage, angefangen von Eiskrem für Kinder bis zu Industriefarben …«
       Ich hatte Foucault gebeten, eine Liste der Labors in der Region zu erstellen, aber nur im Bereich Forschung. Wir müssten also das Suchfeld erweitern.
       »Glaubst du, dass es ein Chemiker ist?«
       »Oder ein passionierter Tausendsassa. Chemie. Entomologie. Botanik.«
       »Gibt es irgendwelche wichtigen neuen Erkenntnisse?«
       »Eine echte Leiche mit echten Verletzungen wäre mir lieber. Ich habe mehrere Kollegen aus anderen Fachgebieten herangezogen. Wir arbeiten auf Hochtouren. Ich habe einen Punkt gefunden, wo Valleret ein Fehler unterlaufen ist.«
       »Und was?«
       »Die Zunge. Meines Erachtens hat er sich da getäuscht.«
       »Was ist mit der Zunge?«
       »Hat er dir nicht gesagt, dass sie herausgeschnitten wurde?«
       Ich

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