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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Balken klebend. Ein bekannter Berührungsreiz: eine Plastiktüte, die mehrere Gegenstände enthielt. Es gelang mir, sie aus dem Hohlraum herauszuziehen.
       Ein in durchsichtige Kunststofffolie eingeschlagenes Paket, das mehrfach mit Klebeband umwickelt war. Ich steckte mir das Paket unter den Arm, löschte das Licht und kletterte nach einer Kehrtwendung auf meiner Sitzstange zu dem Geländer zurück.
       Auf dem Boden wickelte ich meinen Fund aus, nachdem ich Latexhandschuhe übergestreift hatte. Ich knickte ein neues Leuchtstäbchen und betrachtete den Schatz. Ein auf dem Kopf stehendes Kruzifix. Eine Bibel mit beschmutzten Seiten. Befleckte Hostien. Ein asiatischer Dämonenkopf, schwarz und feindselig. Ich murmelte ein Gebet an den Erzengel Michael:
        
          »… und du, Fürst der himmlischen Heerscharen,
          dränge mithilfe der Kraft Gottes,
          Satan und die anderen bösen Geister,
          die in der Welt umherirren, um die Seelen zu verderben, zurück in die Hölle …«
        
    Da hatte ich es, schwarz auf weiß.
       Sylvie Simonis betete den Teufel an.
       Sie hatte ihm ihr Kind geopfert, im Namen eines Pakts oder einer anderen Wahnidee …
       Ich packte die Beute ein, wickelte sie in meinen Mantel und stand auf. Am ganzen Leib schlotternd, rieb ich mir Arme und Schultern. Ich hatte das Geheimnis dieses Hauses ergründet.
       Jetzt, da es eine Gewissheit war – ich bewegte mich auf dem Territorium des Teufels –, musste ich mit einem Mann sprechen, der mich von Anfang an angelogen hatte. Ein Mann, den Manon und Thomas, zwei Kinder, die sich durch das Böse bedroht fühlten, mit Sicherheit aufgesucht hatten.
       Der Einzige, dem sie sich anvertrauen konnten.

KAPITEL 49
    »Was ist denn in Sie gefahren?«
       Ich packte Pater Mariotte am Revers seines Sporttrikots und drückte ihn gegen die Tür eines Kleiderschranks. Er war dabei, die Startnummern seiner Mannschaft zusammenzulegen. Die Sakristei glich einem Umkleideraum. Zwei Reihen mit eisernen Fächern, eine Bank in der Mitte, darüber Kleiderhaken.
       »Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, ehrwürdiger Vater. Sie werden jetzt Ihre Beichte ablegen, sonst könnte ich mich vergessen. Soutane hin oder her.«
       »Sind Sie verrückt?«
       »Sie haben von Anfang an Bescheid gewusst über Manon und Sylvie.«
       »Ich …«
       »Sie wussten, dass die Gefahr da war. Dass das Böse vom Uhrenhaus Besitz ergriffen hatte!«
       Zornentbrannt stieß ich ihn ein weiteres Mal gegen die Fächer. Er rutschte aus und ging zu Boden. Er drückte die Spielernummern an sich. Seine Unterlippe zitterte. In seinen Schläfenadern pochte das Blut. Seine Haut färbte sich bläulich. Ich hielt ihm meinen Dienstausweis vor die Nase:
       »Ich bin kein Journalist, ehrwürdiger Vater, ganz und gar nicht. Es ist Zeit, dass Sie auspacken. Bevor ich Sie wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht bringe. Quid tacet concentire videtur! «
       Der lateinische Satz »Wer schweigt, bekundet sein Einverständnis« schien ihm den Rest zu geben. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er zwinkerte unaufhörlich.
       »Sie …«
       »Thomas hat Sie aufgesucht. Er hat Ihnen gesagt, dass Manon in Gefahr ist, dass ihre Mutter eine Jüngerin Satans sei. Aber Sie haben diese Geschichten nicht ernst genommen. Sie sind ein moderner Priester, wie? Da haben Sie …«
       Ich hielt inne. Sein Gesicht drückte sprachloses Erstaunen aus.
       »Sylvie Simonis soll besessen gewesen sein?«, stammelte er. »Was erzählen Sie da?«
       Er zögerte einen Augenblick. Offenbar begriff er nicht, wovon ich sprach. Ich fuhr etwas leiser fort:
       »Ich habe satanistische Kultobjekte im Uhrenhaus gefunden. Vor dem Mord hatte Thomas Longhini die Leute in ihrem Umfeld gewarnt. Er sprach von einem Teufel, der Manon bedrohte. Er sprach vor einer realen Gefahr. Aber niemand hat ihm zugehört.« Ich blickte starr in seine hellen Augen. »Ist er vielleicht nicht zu Ihnen gekommen?«
       »Er nicht, nein …«
       Der Priester stand mit Mühe auf und setzte sich auf die Bank.
       »Und wer hat Sie dann aufgesucht?«
       »Sylvie … Sylvie Simonis. Mehrmals.«
       »In ihrem Zustand?«
       Pater Mariotte schüttelte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck verriet seine Aufrichtigkeit und auch seine Verblüffung:
       »Sylvie war nie besessen.«
       »Wer dann?«
       »Manon. Einiges deutete

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