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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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darauf hin, dass sie vom Teufel besessen war.«
       »WAS?«
       »Setzen Sie sich«, keuchte er. »Ich werde es Ihnen erzählen.«
       Ich ließ mich meinerseits auf die Bank fallen. Das Gebäude, das ich errichtet hatte, stürzte wieder in sich zusammen. Mariotte öffnete ein Fach und nahm eine goldbraun schimmernde Flasche heraus. Er hielt sie mir hin:
       »Sie scheinen Mumm zu haben, das wird Ihnen nicht schaden.«
       Ich lehnte ab und zündete, nach mehreren vergeblichen Anläufen, eine Camel an. Der Priester nahm einen kräftigen Schluck.
       »Also los. Ich bin ganz Ohr.«
       »Sylvie ist im Mai 1988 zum ersten Mal gekommen. Sie sagte, ihre Tochter sei vom Teufel besessen.«
       »Und womit begründete sie diesen Verdacht?«
       »Manon habe rituelle Opferungen abgehalten.«
       »Wie zum Beispiel?«
       »Neben ihrem ersten Haus lag ein Bauernhof. Die Bauern hätten sich beklagt. Manon stahl ihrer Mutter Ringe und streifte sie über den Hals von Küken. Die Tiere gingen nach einigen Tagen ein, erstickt an ihrem eigenen Wachstum.«
       »Kinder können grausam sein. Das macht sie nicht zu Besessenen.«
       »Sie hatte auch ihre Schildkröte verstümmelt. Zunächst die Beine, dann den Kopf. Sie hatte sie in der Mitte eines Pentagramms geopfert.«
       »Von wem kannte sie dieses Zeichen?«
       »Sylvie glaubte, dass ihr Vater es ihr vor seinem Tod gezeigt habe.«
       »Hatte er etwas mit Satanismus am Hut?«
       »Nein, aber er war haltlos. Sylvie sagte, er habe ihre Tochter aus reiner Niedertracht verderben wollen.«
       »Ist noch etwas anderes zwischen Vater und Tochter vorgefallen?«
       »Sylvie hat nie darüber gesprochen. Sie behauptete, Manon sei kein Opfer. Ganz im Gegenteil. Sie sei … böse.«
       »Was haben Sie ihr gesagt?«
       »Ich habe versucht, sie zu beruhigen. Ich habe ihr geistlichen Rat erteilt. Ich habe sie ermahnt, einen Psychologen aufzusuchen …«
       »Ist sie Ihrem Rat gefolgt?«
       »Nein. Einen Monat später hat sie mich wieder aufgesucht. Noch erregter als beim ersten Mal. Sie sagte, das Haus sei vom Teufel besessen. Satan sei einer der Uhren entsprungen und in den Körper ihrer Tochter gefahren. Wie hätte ich so etwas glauben sollen?«
       »Hatte Manon noch andere sadistische Akte begangen?«
       »Sie tötete Tiere. Sie führte anzügliche Reden. Als Sylvie sie fragte, weshalb sie sich so verhalte, antwortete Manon, dass sie ihren Befehlen gehorche.«
       »Wessen Befehlen?«
       »Denen der Dämonen.«
       »Reichen Sie mir die Flasche.«
       Ich nahm einen kräftigen Schluck und spürte ein starkes Brennen in der Brust. Ich sah das hübsche kleine Mädchen mit den blonden Haaren vor mir. Sie erschien mir jetzt Furcht einflößend, heimtückisch, bösartig. Ich gab Mariotte die Flasche zurück.
       »Haben Sie sie dieses Mal ernst genommen?«
       »Ja, aber nicht so, wie sie es wollte. Ich habe ihr dringend geraten, unverzüglich einen mir bekannten Psychologen in Besançon aufzusuchen.«
       »Hat sie Ihren Rat angenommen?«
       »Nein.«
       »Was wollte sie?«
       »Einen Exorzismus.«
       Das Mosaik zersplitterte wieder in tausend Teile und zeigte ein anderes Motiv. Sylvie hatte Angst vor Manon. Sie hatte Angst vor dem Teufel. Sie hatte Angst vor dem Haus. Die fromme Christin wähnte sich umzingelt von Dämonen, die sie mithilfe des Menschen angriffen, der ihr der Liebste auf Erden war: ihrer Tochter.
       Ich fuhr fort:
       »Ich habe in ihrem Haus satanistische Objekte gefunden. Ein umgekehrtes Kreuz, eine besudelte Bibel, einen Teufelskopf … Wem gehörten sie?«
       »Manon. Sylvie hatte sie in ihrem Zimmer gefunden.«
       »Das ist absurd. Wer soll ihr diese Gegenstände gegeben haben?«
       »Niemand. Sie fand sie im Keller. Unter dem Fundament des Hauses. Man hatte sich von jeher erzählt, dass dieses Gebäude von Zauberern erbaut worden sei …«
       »Ich weiß Bescheid. Aber diese Objekte sind nicht so alt. Wie ging es weiter?«
       Pater Mariotte antwortete nicht. Er strich langsam die Haare auf seinem rosa Schädel glatt. Seine Miene hatte sich beruhigt, aber er wirkte jetzt schwerer, älter. Nach einem weiteren Schluck Alkohol stammelte er schließlich:
       »Während des Sommers tat sich nichts. Aber diese Geschichte ging mir nicht aus dem Kopf. Ich streifte immer wieder mit dem Fahrrad um ihr Haus herum. Ein paar Mal

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