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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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an, nickte dann und ging zur Schlosstreppe, wo wir vom Hofmeister erwartet wurden.
    Dieser hatte nichts dagegen, dass ich mich Jeanne anschloss.
    Mit ihren Bedenken schien sie jedenfalls Recht zu bekommen, denn der Herzog bat sie in seine Gemächer. Dass diese nicht der richtige Ort waren, um eine Jungfrau zu empfangen, schien auch dem Hofmeister durch den Sinn zu gehen, doch gegen den Wunsch seines Herrn konnte er nichts machen.
    »Ich warte hier«, erklärte ich und ließ mich auf dem Sims eines der Tür gegenüberliegenden Fensters nieder. Der Hofmeister starrte mich fragend an, ließ mir aber meinen Willen und entfernte sich.
    Drinnen begannen der Herzog und Jeanne ein Gespräch, was ich dank meines ausgezeichneten Lamien-Gehörs mitbekam, ohne ein Ohr an die Tür halten zu müssen. Zunächst verlangte er Heilung von ihr, was sie ablehnte. Dann zeigte ihm Jeanne, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war. Sie unterstellte ihm offen unkeusche Absichten und erklärte ihm, dass er erst wieder genesen werde, wenn er seine Seele gereinigt habe. Dazu solle er sein Weib wieder zu sich holen und fortan ein gottgefälliges Leben führen.
    Erst als sie mit ihrer Forderung fertig war, bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Mein Körper spannte sich. Sollte ich eingreifen oder warten? Ich lauschte auf jedes Geräusch aus dem Raum. Schnaufte da nicht wer? Unruhig bewegte ich mein Handgelenk. Eine etwas heftigere Bewegung würde die Klinge hervorschnellen lassen.
    Dann geschah etwas Unerwartetes. Der Herzog begann zu lachen. »Du machst mir Spaß, mein Kind! Hier, nimm diese Münzen und geh mit Gott!«
    Das war alles? Immerhin hatte sie ihm soeben unterstellt, unkeusch zu sein.
    Als Jeanne das Gemach wieder verließ, hielt sie vier Francs in den Händen. Auf ihrem Gesicht lag Erstaunen.
    »Er hat mich nicht einmal mein Anliegen vortragen lassen«, sagte sie enttäuscht, während sie mir das Geld reichte. »Hier, nimm du es, ich brauche es nicht.«
    »Aber deine Eltern«, entgegnete ich. »Sie werden sich über das Geld freuen.«
    »Doch wie sollte ich es ihnen erklären?«, fragte sie. »Sie werden glauben, dass ich es durch Unkeuschheit erworben habe. Das will ich nicht. Nimm du es und tu Gutes damit.« Damit schloss sie meine Hand um die Münzen und stapfte frohgemut voran.
    Einige Tage später ließ de Baudricourt nach Jeanne schicken, was uns ziemlich verwunderte. Wollte er ihr schon wieder Ohrfeigen empfehlen? Aus dem Boten, einem blassen Jüngling in einem leicht zerschlissenen grünen Samtwams, war die Absicht seines Herrn nicht herauszuholen.
    »Vielleicht sollte ich mit ihr gehen«, sagte ich zu Sayd, als wir unsere Pferde sattelten.
    »Ich glaube nicht, dass er ihr gefährlich wird«, entgegnete er mit Blick auf David. »Was hattest du gehört?«
    »Der Herzog hat dem Burghauptmann eine Nachricht geschickt. Wahrscheinlich hatte er prüfen wollen, wie es um Jeannes Lauterkeit stand.«
    »Was das angeht, hat er leider nicht mehr mitbekommen, wie sie mir die Münzen geschenkt hat«, entgegnete ich. Noch am gleichen Tag habe ich den ärmsten Familien des Dorfes je einen Franc zukommen lassen – so versteckt, dass die Kinder ihn fanden und dann zu ihren Eltern brachten.
    »Aber das, was er gesehen hat, hat ihn vielleicht überzeugt, de Baudricourt zu empfehlen, das Mädchen zu unterstützen. Um Jeanne wieder Ohrfeigen anzudrohen, lässt dieser sie bestimmt nicht kommen.«
    Die trutzige Burg wirkte an diesem diesigen Nachmittag noch grauer und trauriger. Ihr Herr jedoch war wie ausgewechselt, er empfing Jeanne und uns sehr ehrfürchtig und bot unserer Jungfrau sogar einen Stuhl an. Den Grund für seinen Sinneswandel offenbarte er uns sogleich.
    De Baudricourt war beeindruckt davon, dass Jeanne von Karl von Lothringen empfangen worden war, und auch wenn der Herzog ihr seine Unterstützung verweigert und ihr nur ein wenig Geld zugesteckt hatte, sah er sie nun mit anderen Augen.
    »Kind, ich muss sagen, dass du ein Talent dafür hast, die Menschen in deiner Umgebung zu beeindrucken. Nun erkläre mir doch noch einmal, was du beim König willst.«
    »Ich werde das Land von den Engländern befreien und ihm in Reims die Königskrone aufsetzen lassen.«
    Der Burghauptmann sah sie erneut an, als wäre sie geisteskrank, doch diesmal verschloss sich seine Miene nicht ganz.
    »Und du bist wirklich der Meinung, von Gott geleitet zu werden?«
    »Gott ist mein Herr und hat mir diese Aufgabe übertragen, die ich ausführen

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