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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Vorstellung, Jeanne könnte den König mit einem Messer bedrohen, sehr zu gefallen.
    »Und ich hoffe das auch, denn auf Königsmord steht in diesem Land der Tod«, fügte ich hinzu.
    »Nichts dergleichen wird geschehen«, sagte Sayd, bevor er vorsichtig um die nächste Ecke spähte. Die Ausstattung der Gänge war prachtvoller geworden, die Gemächer des Königs konnten also nicht mehr weit sein. »Der Dauphin bildet sich ein, zu erkennen, was Wahrheit und was Lüge ist. Daher wird er sie prüfen.«
    »Hoffentlich erzählt sie ihm das Richtige«, warf ich skeptisch ein.
    »Das wird sie und wenn er dann noch nicht überzeugt ist, treten wir auf den Plan und erinnern ihn daran, wer dafür gesorgt hat, dass er derzeit nicht in einem englischen oder burgundischen Kerker schmort.«
    Sayd machte eine Geste, dass wir weiterkonnten.
    Kurz vor den königlichen Gemächern kletterten wir aus einem der Fenster und hangelten uns auf dem Sims entlang, bis wir die hell erleuchteten Fenster schließlich erreichten. Da die Fensterläden nicht verschlossen und die Vorhänge auch nur unvollständig zugezogen waren, konnten wir die Gestalt des Königs und die unserer Jeanne sogleich ausmachen. Während Jeanne mitten im Raum kniete, hatte es sich Charles auf einem Diwan bequem gemacht.
    Ich lauschte, doch da war nur das Raunen des Windes, der an den Mauern entlangfegte. Weder Jeanne noch der König sagten etwas, beide maßen einander mit Blicken. Was sollte das?
    »Du wirst verstehen, dass ich dir die Unterstützung nicht so einfach gewähren kann«, hob Charles schließlich an. »Auch wenn du gewisse Dinge … weißt.«
    »Offenbar hat er ihr abgenommen, was sie erzählt hat«, stellte David fast schon erstaunt fest. »Doch Englands Parteigänger sind stark.«
    »Ja, die sind es sicher auch, die den Dauphin zum Zögern angestiftet haben.« Sayds Hände krallten sich in den Stein. Für einen Moment wirkte er wie eine Raubkatze, die Anlauf zum Sprung nimmt.
    Doch noch rührte er sich nicht.
    Der König begann nun, Jeanne darüber auszufragen, wie sie gedachte, die Engländer zurückzuschlagen. Einen Moment lang glaubte ich schon, dass sie ihn überzeugt hatte, doch dazu passte das Gesicht nicht, das der Dauphin zog. Seine noch junge Stirn lag in Falten, eine Augenbraue war hochgezogen und der Mund schief. Offenbar glaubte er ihr kein Wort. Immerhin ließ er sie ausreden und warf sie nicht hinaus, aber wie lange würde das noch währen?
    »Sayd?«, fragte ich meinen Gefährten, während ich meinen Stand auf dem Sims ein wenig korrigierte. Allmählich begannen mir die Finger zu schmerzen und ich fragte mich, wie lange wir hier noch wie die Fliegen an der Wand ausharren sollten.
    »Hm?«, machte er, als hätte er seinen Namen nur wie aus weiter Ferne vernommen.
    »Was meinst du, sollten wir nicht langsam beginnen, ihr zu helfen? Der Ungekrönte da zieht ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Entweder beschämt Jeanne ihn gerade gründlich oder er hat bald genug von ihr.«
    »Der Meinung bin ich auch«, schaltete sich David ein, der es ebenfalls sichtlich leid war, hier zu stehen. »Entweder wir überlassen ihr die Sache ganz oder wir schalten uns jetzt ein. Ich wäre für Letzteres, denn er soll ruhig wissen, dass wir unsere Hände im Spiel haben!«
    Sayd überlegte kurz, dann nickte er. »Also los, geben wir ihm was zum Staunen.«
    Der Dauphin erstarrte, als wir zum Fenster hereinkletterten und uns dann vor ihm verneigten. Fast fürchtete ich, dass er nach den Wachen rufen würde, doch aus irgendeinem Grund tat er es nicht.
    »Ihr!« Das Wort war nur ein Flüstern aus seiner Kehle.
    »Erinnert Ihr Euch an uns, Majestät?«, fragte Sayd, während er vor ihm das Knie neigte. Mir entging nicht, dass ein wenig Zorn in seinen Augen leuchtete.
    »Ihr seid jene …«, presste Charles hervor.
    »… die Euch damals vor den Burgundern retteten«, vervollständigte ich den Satz, der ihm offenbar im Hals steckengeblieben war.
    »Was wollt Ihr hier?«
    »Wir begleiten dieses Mädchen da«, sagte Sayd und deutete mit dem Kopf auf Jeanne. »Und wir möchten Euch untertänigst bitten, sie zu erhören und ihr Glauben zu schenken. Sie wird Euch die Krone aufs Haupt setzen.«
    »Mir? Ich bin der König von Frankreich!«
    »Aber bislang nicht gesalbt«, wandte David ein. »Ihr mögt der rechtmäßige Herrscher sein, doch noch hat Euch niemand die Krone aufs Haupt gesetzt. Solange das nicht geschehen ist, werdet Ihr Euren Anspruch auf den Thron

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