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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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nicht durchsetzen können, zumal der englische König Eure Schwester geheiratet hat. Erst wenn die Krone auf Eurem Haupt sitzt, werdet Ihr der wahre König Frankreichs sein.«
    Charles überlegte eine Weile, dann blickte er zu Jeanne, die immer noch vor ihm kniete. »Und dieses Mädchen soll das bewerkstelligen?«
    »Mit Gottes Hilfe«, entgegnete Sayd. »Und Ihr wollt Eurem Gott doch nicht seinen Willen absprechen. Immerhin hat er diesem Mädchen die Botschaft gesandt, dass sie Euch helfen soll.«
    Charles überlegte eine Weile. »Und wenn ich ihr diese Mission erlaube, werdet Ihr dann an ihrer Seite sein, um ihr beizustehen?«
    »Natürlich werden wir das«, entgegnete Sayd. »Und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, damit Ihr schon bald wieder in Paris einziehen könnt.«
    »Nun, ich werde es in Erwägung ziehen.« Der ungesalbte König machte eine Geste in Jeannes Richtung, die sie veranlasste sich zu erheben. »Geh mit Gott, mein Kind.«
    Jeanne sah ihn ungläubig an und ich konnte mir denken, was in ihr vorging. Sie musste entsetzt sein, weil nicht einmal wir es schafften, ihn zu überzeugen.
    Auch ich war mehr als verwundert. »Geh mit Gott«? Und er würde es »in Erwägung ziehen«?
    Erinnerte sich dieser undankbare Rüpel nicht mehr daran, dass wir ihm das Leben gerettet hatten? Dass er sich nicht König nennen könnte, hätten ihn die Burgunder damals erwischt?
    Während ich mich fragte, ob wir nicht besser daran getan hätten, ihn Johann Ohnefurcht zu überlassen, fasste mich Sayd am Arm. »Gehen wir. Seine Majestät wird gewiss die richtige Entscheidung treffen.«
    Widerwillig verbeugte ich mich, dann ließ ich mich nach draußen führen, als könnte ich nicht allein gehen. Draußen riss ich mich von Sayd los. »Was sollte das?«, fragte ich. »Wolltest du den Dauphin nicht überzeugen?«
    Ich blickte zu Jeanne, die ein wenig abwesend wirkte. Offenbar war sie zutiefst enttäuscht.
    »Ich bin sicher, dass der Dauphin sie erhören wird. Allerdings wird er erst einmal mit seinen Räten sprechen müssen. Du erinnerst dich doch, was ich über die unterschiedlichen Parteien bei Hofe erzählt habe.«
    Natürlich erinnerte ich mich. Und die Vernunft sagte mir auch, dass er keinen anderen Weg gehen konnte. Doch wenn ich in Jeannes niedergeschlagene Miene sah, hätte ich am liebsten kehrtgemacht und dem König die Leviten gelesen.
    »Auf jeden Fall war es leichter, Saladin davon zu überzeugen, Jerusalem zu verschonen«, murrte Sayd auf Arabisch.
    »Stimmt«, pflichtete ich ihm bei. »Und ich bin gespannt, was der Dauphin tun wird, denn noch hat er keine Zusage gegeben.«
    »Wahrscheinlich lässt er sie noch Hunderte Male prüfen und sich mit seinen Ratgebern besprechen«, höhnte David. »Und wir setzen hier Schimmel an vor Langeweile.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Sayd. »Während Laurina über Jeanne wacht, werden wir uns umhören. Am Hof und vielleicht auch bei den Burgundern. Außerdem könnte es nicht schaden, der gegnerischen Partei ein wenig ins Gewissen zu reden.«
    »Aber denk dran – kein Blut«, mahnte ich ihn.
    »Kein Blut«, wiederholte er gehorsam. »Versprochen.«
    Wir machten kehrt, gingen über den Hof und waren schon bald auf dem Weg zu unseren Gemächern.
    »Was besprecht ihr eigentlich, wenn ihr diese seltsame Sprache sprecht?«, fragte Jeanne, die sich während unserer Unterhaltung sichtlich ausgeschlossen gefühlt hatte.
    »Sayd verwendet diese Sprache, wenn er nicht möchte, dass uns irgendwer versteht.«
    »Gehöre ich auch dazu? Habt ihr Geheimnisse vor mir?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete ich. »Aber die Höflinge schon. Sie haben überall ihre Ohren, musst du wissen. Und jetzt sorg dich nicht mehr. Der König hat dich angehört und sicher wird er dir schon bald Nachricht geben, wie er entschieden hat.«
    Als sich Jeanne auf ihr Bett legte und die Decke an ihre Brust zog, bemerkte ich wieder einmal, wie jung sie doch wirkte – und immer noch war. Mittlerweile war sie im selben Alter wie ich damals, als ich meinen Vater, meine Freunde und mein Schiff verlor. Auch Jeanne war von ihren Eltern getrennt und hatte nur noch uns, seltsame Kreaturen, von denen sie nicht wusste, wer sie wirklich waren. Im Grunde genommen ging es ihr in diesem Augenblick nicht viel anders als mir einst – und hätte sie nicht schon längst mein Herz gewonnen, hätte ich es jetzt an sie verloren.

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    I n all der Zeit, die sie benötigten, um nach Europa zu kommen, hatte Jared Ashar im

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