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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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finden, ihnen zu schaden«, hielt Sayd dagegen, dem die Kälte und das Wasser seltsamerweise am wenigsten ausmachten. »Jetzt sollten wir aber zu unserem Quartier zurückkehren und alles für unsere Abreise vorbeireiten.«
    Dagegen hatte ich nichts, denn die Kälte drang mir plötzlich bis ins Mark. Nur in einer Zeit des Monats war mein Körper derart empfindlich. Deshalb wusste ich nicht, ob ich am Morgen schon bereit sein würde, an Bord des Schiffes zu gehen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Sayd, als er mein Zähneklappern bemerkte.
    »Ich fürchte, es ist wieder so weit.«
    Wie immer kam das Unwohlsein völlig unvermittelt, obwohl ich natürlich ungefähr wusste, wann die Zeit heran war.
    Sayd verstand meine Andeutung. »Dann sollten wir uns so schnell wie möglich zurückbegeben. Hast du etwas dagegen, dass ich bei dir bleibe.«
    Ich lächelte, während ich den klatschnassen Mantel fest um meinen Leib zog. »Das habe ich doch nie!«
    In dieser Nacht war Sayd bei mir wie so oft. Die Erneuerung meiner Lebensquelle machte aus mir äußerlich einen lebenden Leichnam, innerlich jedoch verging ich beinahe vor brennenden Schmerzen, und es war mir lieb, wenn jemand an meinem Lager wachte, dem ich vertraute.
    Damals war es Gabriel gewesen, der mich nach dem Erwachen in seine Arme gezogen hatte. Obwohl Sayd ein wenig mehr Abstand hielt, fühlte ich mich in seiner Nähe ebenfalls sicher. Ich legte mich also auf das Bett, schloss die Augen und wartete auf das Brennen, von dem ich mich wie immer mit Gedanken und Erinnerungen ablenkte.
    Und es war in dieser Nacht wesentlich schlimmer als sonst. Lag es daran, dass ich meine Quelle beim heutigen Unterwasserspaziergang sehr strapaziert hatte? Die Schmerzen waren schließlich so grauenvoll, dass selbst Gedanken mich nicht mehr ablenken konnten. Woran sollte ich auch denken? Daran, dass wir wieder einmal das hässliche Gesicht des Krieges sehen würden, ohne in der Lage zu sein, diesem Ungeheuer alle Köpfe abzuschlagen?
    Als schließlich die Dämmerung hereinbrach, zog sich das Brennen langsam zurück. Während mein Atem erfrischend durch meine Kehle strömte, öffnete ich die Augen.
    Sayd saß neben mir, den Blick unverwandt auf mich gerichtet. Da er wusste, was ich durchmachte, wirkte er nicht besorgt, aber dennoch strich er mir überaus vorsichtig das schweißnasse Haar aus dem Gesicht.
    »Geht es wieder?«
    Ich nickte und bemühte mich um ein Lächeln, was mir allerdings nicht besonders gut gelang.
    »Dann sollte ich dich vielleicht allein lassen.«
    Ich griff nach seinem Arm. »Bleib bitte. Das Elixier war heute nicht besonders gnädig zu mir und wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Aufbruch.«
    Sayd ließ sich wieder auf den Schemel sinken. Vielleicht lag es an der Erwartung in seinen Augen, dass mein Herz heftig zu pochen begann.
    »Vielleicht kannst du mir eine Geschichte erzählen.«
    Sayd lachte auf. »Aber die kennst du doch schon alle! Sogar jene, die ich von Jared habe.«
    »Erzähl mir die mit der Katzenblume«, beharrte ich, denn von allen Geschichten war diese mir die liebste. Darin geriet ein junger Wüstenkrieger halb verdurstet in eine merkwürdige Oase und fand dort einen seltsamen Busch, dessen Blüten die Form von Katzenköpfen hatte. Dies war eigentlich eine Geschichte von Jared, doch der Held war vor meinem geistigen Auge kein anderer als Sayd.
    »Das ist gerade jene, welche ich dir schon mindestens hundert Mal erzählt habe«, entgegnete er, ließ dann aber zu, dass ich mich meinen Kopf auf seinen Schoß bettete und die Worte der Geschichte stumm mitsprach.

6
    J ared hatte es zunächst als große Erleichterung empfunden, endlich von seiner Pflicht entbunden zu werden, über den Hof in Garnata zu wachen, wie er nun schon seit beinahe neunzig Jahren tat. Nun brauchte er nicht mehr nach einer gewissen Zeit seinen Namen zu ändern, um dann als sein eigener Sohn aufzutreten. Nun brauchte er nicht immer wieder zu versuchen, neue Freundschaften zu schließen, die es ihm erlaubten, in der Alhambra ein und aus zu gehen. Von den Umzügen innerhalb der Stadt und den fingierten Beerdigungen ganz zu schweigen. Hätten die Emire gewusst, dass sie mit mir und Saul zwei Unsterbliche vor sich hatten, sie hätten wahrscheinlich schreiend die Burg verlassen und diese für verflucht erklärt, ging es ihm durch den Sinn.
    Doch nun, als er an Sauls Seite in Richtung Ordensburg ritt, kam er sich vor, als würde er unter seiner Kleidung zerfließen, und ein wenig

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