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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Krügen, in manchen der Hofeinfahrten fanden sich Paare, die zu den Klängen der vorbeifahrenden Schlitten zu tanzen begannen. Die Stimmung war ausgelassen, wie es sich für den Wiener Fasching gehörte. Sicher würden viele der Zuschauer sich nachher, wenn der Schlittenkonvoi vorüber war, in den Tanzlokalen einfinden und feiern, bis ihre müden Beine sie nicht mehr trugen oder die Wachleute die Feier beendeten.
    András setzte zur letzten Wendung an, ehe sie die Stadt hinter sich lassen würden. Sie drehten eine Runde über den Platz, in dessen Mitte eine riesige Fackel wie ein Scheiterhaufen brannte. Der Schlitten der Musiker hielt an, und unter dem Beifall der Menge spielten sie erst einen Walzer und dann einen rasanten Galopp, während die Schlitten mit ihren märchenhaften Paaren wie im Tanz die Fackel umkreisten. Dann erst verließen sie den Platz und glitten auf das Tor zu, das sie hinaus in die Weite des Glacis und zu ihrer Rennstrecke führte. Auch hier hatten die Bediensteten des Hofes ganze Arbeit geleistet, und die Strecke glich einem Feuermeer.
    András hielt den Schlitten exakt an der Startlinie an. Leutnant Schönfeld stellte sich so dicht neben ihn, dass sich die vergoldeten Schnitzereien der Schlitten beinahe berührten. Bis sich die anderen Teilnehmer einfanden, hatten die Fürstin und der Husarenleutnant ausgiebig Gelegenheit, sich zu necken und die eigenen Stärken zu beschwören. Dann kehrte Ruhe ein. Die Spannung schien über dem Feld zu vibrieren. Die Gäste, die nur als Zuschauer mitgekommen waren und natürlich, um sich in der Stadt vor dem Volk zu präsentieren, blieben mit ihren Schlitten ein wenig zurück. Die Teilnehmer standen in zwei Reihen am Start, die Zügel erwartungsvoll in den Händen der Herren, die erste Lanze in der Hand ihrer Begleiterin.
    Der junge Erzherzog Franz Joseph durfte den Startschuss geben. Der Knabe glühte vor Eifer. Er stellte sich auf den Kutschbock und ließ sich von seinem Erzieher die geladene Pistole reichen.
    »Das große Schlittenkarussell ist eröffnet«, rief er mit seiner hellen Stimme. »Ich wünsche den Damen und Herren Glück und eine ruhige Hand.« Er reckte den Arm in die Höhe und drückte ab. Der Knall schallte über das Glacis, die Zuschauer in den Schlitten und auf den Basteien jubelten. Peitschen knallten, Rufe, die Pferde anzufeuern, ertönten. Nur von Thereses Begleiter war nichts zu hören. Der Fürstin fiel plötzlich auf, dass er nicht einmal eine Peitsche mit sich führte. Na hoffentlich überschätzte er seine Fähigkeiten nicht!
    »Konzentrieren Sie sich auf die Türken und lassen Sie Pferd und Schlitten ganz meine Sorge sein«, sagte er, als habe er wieder einmal ihre Gedanken gelesen. Dabei hatte er sie nicht einmal angesehen!
    Therese wog die Lanze in ihrer Hand und fixierte den ersten überdimensionalen Kopf eines Türken mit seinem leuchtend roten Turban. Sie fuhren nicht an erster Stelle. Sechs Schlitten konnte sie vor sich sehen, darunter den des Fürsten Liechtenstein und natürlich den ihres Husarenleutnants, die sich ein Kufe-an-Kufe-Rennen lieferten.
    »Können wir nicht schneller?«, rief Therese.
    »Geduld, meine Liebe, Geduld. Nun bringe ich Sie erst einmal in eine gute Position, dass Sie Ihr Ziel nicht verfehlen.«
    Dass er mit dieser Taktik nicht schlecht fuhr, ging der Fürstin auf, als sie den Kampf vor sich betrachtete, der dazu führte, dass in dem Gedränge zwei der Lanzen fehlgingen und im Schnee landeten, während András sie so gut heranfuhr, dass sie sich nicht einmal bemühen musste, die Lanze in den roten Turban zu stoßen, in dem bereits die Spieße der Comtesse von Grünne, die von Fürst Liechtensteins Begleiterin und zwei weitere steckten. War das dort nicht der Speer der Windisch-Graetz, die mit ihrem Gatten unterwegs war? Das scheußliche Grün war unverkennbar! Er war noch vorne mit dabei? Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut.
    Therese hielt nach ihrem nächsten Ziel Ausschau. Noch immer hielt sich András hinter den sechs Schlitten. Therese fiel es schwer, ihre Ungeduld zu zügeln und ihren Begleiter nicht ständig anzutreiben. Stattdessen wandte sie sich um. Der große Pulk war bereits zurückgefallen, und zwei der Schlitten gar umgekippt, als sie sich dem Kopf näherten und dabei wohl mit den Kufen verhakten. Therese sah, wie ein Herr in einem schillernd gelben Kostüm seiner Dame aus einer Schneewehe half.
    »Machen Sie sich bereit, dort ist Ihr nächstes Ziel!«
    Die folgenden beiden Köpfe

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