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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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würde ich nicht tun. Ich fühle mich ein wenig melancholisch. Vielleicht ist es gerade der Anblick dieser jungen, unbeschwerten Mädchen, wie sie sich im Arm ihrer Verehrer drehen und ihnen aufreizende Blicke zuwerfen. Sie sind so unschuldig und voller Lebenshunger. Und sie wissen zum Glück noch nicht, dass von diesen Träumen keiner in Erfüllung gehen wird.«
    »Was für Träume?«
    »Von Zärtlichkeit und der großen Liebe, die das Leben reich macht.«
    »Und sie gehen nicht in Erfüllung?«
    »Nein«, sagte die Fürstin hart. »Diese Mädchen sind wie alle anderen Töchter des Adels eine Handelsware, mit der man Bündnisse schließt und Macht erhält. Entscheidend ist das Vermögen, das zwischen den wichtigen Familien ausgetauscht wird: als Mitgift, in Ehekontrakten und später als Erbe. Aber Gefühle? Liebe? Erfüllung?« Ihr Lachen klang bitter. »Wer sollte darauf schon Rücksicht nehmen?«
    András zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben die Fürstin. »Ah, ich sehe, meine Liebe, Sie sind wirklich nicht in der rechten Faschingsstimmung. Dies ist ein Maskenball im herrlichen Schönbrunn. Sie müssten ausgelassen und fröhlich sein oder zumindest ein wenig betrunken!«
    »Nun, das Letztere trifft ganz bestimmt zu«, gestand die Fürstin. »Vielleicht ist das der Grund für diese Stimmung. Wissen Sie, mein Freund, ich dachte gerade an den Tag unserer ersten Begegnung. Ich meine nicht Ihre für mich noch immer unbegreifliche Tat, meine Füchse einzufangen. Ich meine, als Sie am Abend zu mir kamen.«
    »Ja?«
    »Und wir diese Bilder betrachteten.« Sie sah ihm ins Gesicht. »Erinnern Sie sich noch?«
    András schien ein wenig auf der Hut zu sein. »Ich erinnere mich an Sie, Therese, und wie Sie mich mit Ihrer Haltung beeindruckt haben.«
    »Und die Bilder?«
    »Ja, ich erinnere mich auch an die Bilder, die für Ihren Gatten bestimmt waren.«
    »Ich gebe zu, dass mich die offene, ja fast derbe Darstellung des Aktes schockiert hat. Und ich bin mir sicher, dass manche Dinge übertrieben sind. So kann das gar nicht funktionieren! Aber das ist nicht das Entscheidende.« Es war ihr, als falle es András schwer, ein Lächeln zu unterdrücken. War sie zu unerfahren und naiv? In ihrem Alter?
    Sie nahm sich noch ein Glas mit Champagner von einem Tablett, das ein Lakai ihr mit einer Verbeugung anbot. Sie wartete, bis sich der Diener entfernt hatte, ehe sie weitersprach.
    »Was mich wirklich beschäftigt, ist der Ausdruck in den Gesichtern der dargestellten Frauen. Ich neige dazu, sie als reine Fantasie des Künstlers, ja, als Einbildung oder Wunschdenken der Männer allgemein abzutun. Diese Frauen sehen derart verzückt drein!« Sie brach ab.
    »Und?«, half András nach. Therese spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Sie leerte das Glas in einem Zug, ehe sie es über sich brachte, ihre Gedanken auszusprechen.
    »Ich frage mich, ob es möglich ist, dass eine Frau in der Vereinigung mit einem Mann ein solches Gefühl der Verzückung empfindet? Ist nur ein Körnchen Wahrheit daran, wenn die Männer behaupten, ihre Geliebten würden ihnen nicht nur wegen ihrer Macht nachgeben, dem Geld und den Annehmlichkeiten, die sie ihnen schenken? Kann es auf Seiten der Frau auch diese körperliche Lust geben?« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh, was rede ich da. Mein Freund, vergessen Sie, was ich gesagt habe. Daran sind nur die Musik und der Champagner schuld.«
    András beugte sich noch näher zu ihr und hauchte ihr ins Ohr. »Versuchen Sie nicht, mich zu belügen, Therese. Das funktioniert nicht. Ich kann sehr gut in Ihren Gedanken und Gefühlen lesen. Sie stellen sich die Frage schon seit langem, und dass Sie sie nicht beantworten können, raubt Ihnen die Ruhe. Das war nicht immer so. Sie haben gelernt, in Ihrer Ehe zu leben und die erzwungene Intimität zu ertragen. Ich frage nicht, woher es kommt, dass Sie sich immer mehr von Sehnsüchten und dieser einen Frage quälen lassen.«
    Therese schlug die Augen nieder. »Nein, fragen Sie nicht. Ich würde Ihnen keine Antwort geben.«
    »Das müssen Sie auch nicht. Ich will Ihnen aber Ihre andere Frage beantworten. Ja! Frauen können Lust verspüren und in Verzückung versinken, wenn sie sich einem Mann hingeben. Doch nur dann, wenn die Frau in Liebe und Lust entbrannt ist und der Mann es versteht, ihr Freude zu bereiten, ohne zu fordern und zu drängen. Denn das ist leider alles, was die meisten Frauen kennenlernen. Die Männer fordern ihr Recht und drängen nur

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