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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Säckchen hinein. Eine, zwei, drei Handvoll, das musste genügen. Das musste die Hexe zufrieden stellen. Er konnte doch nicht die ganze Insel mitbringen. Nein! Will hatte es eilig. Er warf den Teller achtlos weg und band sich den Beutel bereits um den Hals, da hörte er ihre Stimme.
    »Willst du das wirklich?«, fragte sie ihn. »Was ist schon ein Beutel mit Erde darin, wenn es davon eine Insel gibt? Ein Beutel mit Dreck?«
    Wills Herz setzte kurz aus, um daraufhin noch wilder zu schlagen. Er wusste sofort: Er war ein Verräter. Ein mieser, kleiner, feiger Verräter. Doch das war ihm egal. Sein Zorn und die Wut überdeckten die Scham.
    Im Dunkeln, im Dunkeln!, dachte er nur, griff an die überkopfhohe Kante des Lochs, zog sich langsam aus ihm heraus und sah, wie sie sich aus dem Wasser erhob. Dort hatte sie sich vor ihm versteckt.
    Aweiku, die Jaguarkriegerin des Vergessenen Volks. Sie war schlank und geschmeidig und das Spiel ihrer Muskeln wurde von den Tattoos noch betont, die ihren Körper mit einem silbrigen Netz überzogen. Sie trug einen Lendenschurz aus anthrazitschwarzem Leder, ihr blauschwarzes Haar reichte bis zu den Hüften und ihr Gesicht verbarg das fast siebzehnjährige Mädchen hinter einer Maske, die so ausdruckslos kalt war, wie die geschliffene Lava, aus der sie das Jaguargesicht geschnitten hatte.
    »Ich hab gewusst, dass du wiederkommst«, sagte sie ruhig und hob die Schlaglanze aus dem Wasser. Mit der hatte sie Will damals den Kiefer gebrochen. »Ich hab mich nur gefragt, warum du es tun würdest.«
    »Ich brauche den Schatz.« Will zitterte leicht, was ihm überhaupt nicht gefiel. Denn so zitterte man, wenn man etwas verbarg oder wenn man bei einer Lüge ertappt worden war. »Ich brauche den kostbarsten Schatz, den es gibt.«
    Sie legte den Kopf ein wenig zur Seite und blickte ihn an. Sie wartete offenbar auf eine Erklärung.
    »Ich brauche den Schatz für den Bund mit Hannah. Damit ich Käpten werden kann. Gagga und Talleyrand öffnen gerade das Tor zur Hölle …«
    »… die es gar nicht gibt!«, fiel Aweiku ihm ins Wort.
    »Vielleicht nicht für dich!«, widersprach Will vehement. »Doch in meiner Welt ist sie so mächtig geworden wie nie.«
    »Und warum hast du mich dann nicht um Hilfe gebeten? Du konntest mich rufen. Du kennst meinen wahren und magischen Namen.«
    »Ja. Iho-ha!«, raunte Will und Aweiku nickte.
    »Ich hab ihn dir damals zum Abschied verraten. Ich hab dir vertraut. Warum bestiehlst du mich jetzt? Was hat aus dir einen Feigling gemacht?«
    Will senkte den Blick und begann wieder zu zittern. »Dann frage ich dich jetzt«, sagte er zunächst ganz leise und wurde dann wütend auf sich selbst. Er ballte die Fäuste und blitzte sie an. »Dann frag ich dich jetzt. Lässt du mich mit diesem Beutel gehen? Hilfst du mir, das Böse zu besiegen?«
    »Das Böse besiegen …?«, überlegte das Mädchen und drehte dabei die mannslange Lanze. Die tropfenförmige Klinge reflektierte das Gold. »Das klingt gar nicht schlecht.«
    Sie begann leise zu singen:
    »Im Dunkeln, im Dunkeln,
    Da sieht man das Funkeln
    Viel besser, als wenn man im Hellen sitzt.
    Oh, ja«, seufzte sie. »Ich denke, das tu ich. Ich helfe da gern.« Sie umfasste die Lanze mit beiden Händen. »Aber dafür brauchst du keinen Beutel. Und die Welt braucht dafür keinen Dieb.«
    Ansatzlos schlug sie zu. Ansatzlos zielte die Lanzenspitze zuerst auf den Beutel, schlitzte ihn auf und bevor der Inhalt aus ihm herausquoll, traf der Lanzenschaft Wills ungeschützten Hals. Er taumelte rückwärts, fiel auf das Gold, erwischte im Fallen den Griff eines Schwertes und wehrte mit ihm Aweikus nächsten Hieb ab. Die Waffe schlug neben seinem linken Ohr ein, spaltete dort eine Truhe aus Silber und gab Will die Zeit, nach rechts wegzurollen. Doch mehr schaffte er nicht. Noch im Aufstehen traf ihn der nächste Schlag. Der Lanzenschaft bohrte sich in seinen Rücken und nahm ihm die Luft. Will spuckte und hustete und in seinem von Tränen verschleierten Blick sah er die Waffe erneut auf sich zukommen. Er schrie vor Schmerz auf, riss sein Schwert in die Höhe, parierte den Schlag und wurde von dessen Wucht auf den Boden geworfen.
    »Warum tust du das?«, rief er, duckte sich unter dem nächsten Angriff hindurch, bekam dabei endlich einen Fuß auf den Boden und stemmte sich hoch, als der Lanzenschaft seine Kniescheibe traf.
    Will stöhnte und schrie.
    »Warum tust du das, hörst du? Warum willst du mich töten? Ich will es verstehen!«
    Er

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