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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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leben willst, Will.«
    Ihre Augen leuchteten jetzt wie zwei schwarze Sonnen und sie schaute triumphierend auf den Jungen herab.
    »Und jetzt bin ich gespannt, was du für mich hast. Will, zeig mir den Schatz, den du mir mitgebracht hast. Besiege meine Flamme oder stirb durch sie.«
    Sie warf das Licht in die Luft und ließ es wie einen Kometen durch die Halle schießen. Will sah, wie es mühelos Gold und Felsen durchbohrte und er wurde ganz bleich. Er schämte sich bodenlos. Das, was ihm Aweiku auf der Insel gesagt hatte, schien plötzlich so lächerlich vermessen zu sein. So hochmütig, eitel und größenwahnsinnig. Doch er hatte nichts anderes. Er hatte nur sich. Und irgendwie – ja, das spürte er plötzlich – war dieser Gedanke auch gut.
    »Ich habe nur mich«, sagte er vorsichtig und spürte die Wärme in seinem Herzen. »Ich habe nur mich.«
    Die Hexe hob überrascht eine Braue und das Kometenlicht blieb in der Halle stehen. Es hing wie ein Räuberinsekt in der Luft.
    Will atmete tief. Er wehrte sich gegen die mächtige Last, die ihm den Atem zu rauben drohte, und nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er ignorierte die zitternden Knie und seine brüchige Stimme.
    »Ja, ich habe nur mich und ich will die Welt auch nicht nur so sehen, wie ich sie mir wünsche. Ich will, dass die Welt wirklich so wird. Ich will nicht nur träumen, ich will die Wirklichkeit, hörst du, und keinen billigen Hokuspokus. Ich möchte das Böse besiegen.«
    Da lachte die Hexe hämisch. »Du?«, fragte sie. »Oh, du armseliger Pimpf ! Du kannst die Wirklichkeit doch gar nicht ertragen!«
    Sie winkte beiläufig mit der Hand und im selben Moment fauchte der Lichtkomet wütend. Er schwoll auf die Größe eines Kuhschädels an und raste wild durch die Halle. Will warf sich Schutz suchend auf den Boden und während die Diamanten seine Brust zerschnitten, sah er, dass alles, was der Lichtstreif berührte, seine trügerische Gestalt verlor. Die Berge aus Gold wurden zu Bergen aus Maden. Die rochen Wills Blut und teilten sich gierig.
    »Gefällt dir das besser?«, höhnte die Hexe. »Willst du wirklich so leben oder brauchst du noch mehr?«
    Sie sprang vom Thron, packte Will an den Haaren und zerrte ihn durch die wuselnden Maden aus der Halle hinaus.
    »Ich kann dir gern mehr zeigen, Will, wenn du willst.«
    Sie zog ihn durch die in den Felsen gehauenen Gänge zu einer kleinen Tür und stieß Will durch die morschen Bretter auf einen nur simsbreiten Vorsprung. Dort packte der Wind den torkelnden Jungen und er hätte ihn in den Abgrund gerissen, wenn ihn Jay-Nice Jo-P-Lin nicht im letzten Moment gehalten hätte.
    »Das da unten ist Pille-Palle!«, rief sie und meinte damit die dreißig Meter unter ihnen gegen die Insel tobende Brandung. »Davon rede ich nicht. Ich rede von dem!«
    Sie zeigte zum Horizont und dort erkannte Will jetzt die ersten Ausläufer des sich immer schneller drehenden Wirbels aus Sturmwolkentürmen und zuckenden Blitzen.
    »Das ist nur der Ausläufer!«, rief die Hexe gegen das Getöse aus Donner und Sturmwind. »Das Auge des Orkans liegt über Old Nassau ein paar tausend Seemeilen von hier entfernt.« Sie trank aus der Flasche und rülpste verächtlich. »Und so wie das nur sein Ausläufer ist, ist das Auge des Sturms nur die Vorhut der Macht, die dein kleiner Freund Gagga dort aus der Tiefe befreit. Willst du das sehen, bevor du stirbst?«
    Sie lachte dämonisch und warf das kleine Licht in die Luft. Das zerstob dort im Wind, wurde zu einer Membran, die vielleicht drei Mannslängen breit und hoch vor ihnen hing, und durch einen Tunnel aus goldenem Licht sahen sie wie durch ein magisches Fernrohr direkt auf die Lagune von Old Nassau ins Auge des Hurrikans hinab.

WER DIE HÖLLE NICHT KENNT, DER KANN SICH AUCH NICHT VOR IHR FÜR CHTEN

    ort war es still. Valas, der Pottwal, stöhnte leise, während er starb, und auf seinem Rücken in dem vom Rochen zerschossenen künstlichen Hummer kniete Prinz Gagga und zog die Spieluhr des Teufels auf.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln«, summte er fröhlich und strahlte begeistert, als die hellen Glöckchen erklangen. »Klingt das nicht wunderbar verlockend und süß?«, fragte der Prinz den Schwarzen Baron, der im Kreis seiner Männer bei ihm stand.
    Die waren zur Sicherheit bis zu den Zähnen bewaffnet und zuckten nervös hinter ihren Schleiern, als der dunkle und teuflische Ton aus dem schwarzen Zylinder zuerst den mächtigen Valas und dann die spiegelglatte Oberfläche der Lagune ganz leise zum

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