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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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verschwunden. Die unsichtbare Schlinge löste sich auf und Will, der sich am Abgrund zur Ohnmacht befand, stürzte zu Boden.

BRING MIR DEN KOSTBARSTEN SCHATZ, DEN ES GIBT

    ill war allein. Er lag in der Dunkelheit und lauschte der Stille. Er spürte den Fels auf der Haut und roch das Wasser des Sees in der Höhle. Der Schlamm und die Maden waren verschwunden, als hätte es sich bei ihnen nur um ein Trugbild gehandelt. Um einen Albtraum, aus dem er endlich aufgewacht war.
    Oder träumte er jetzt?
    Will war verwirrt und so sah er sich um. Denn wie sollte er hier, auf oder im Inneren dieser von Gott und Teufel verfluchten Insel, den kostbarsten Schatz finden, den es gab?
    Da hörte er von irgendwoher leisen Gesang. Doch obwohl er so leise war, klang er so kalt, als würde er Will mit jedem Ton einen Eissplitter unter die Kopfhaut treiben.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln,
    So hört man es munkeln,
    Im Dunkeln, im Dunkeln,
    Sieht man das Funkeln
    Viel besser, als wenn man im Hellen sitzt.«
    Will überlief eine Gänsehaut. Er fühlte das Schaudern, das ihn von Innen erfüllte, und er erschrak vor der Kälte, die sein Herz umschloss. Doch der Gesang zog ihn an. Er war fasziniert. Deshalb erhob er sich langsam und ging wie ein Schlafwandler durch das Dunkel der Höhle. Er erreichte den See. Das Wasser umspielte schon seine Knöchel. Da stieg ein Leuchten aus der Tiefe empor. Goldene Blasen schwebten an die Oberfläche empor, zerplatzten an der Luft und bildeten dort funkelnde Seeroseninseln.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln …«, sang die Stimme beschwörend.
    Sie kam aus dem See, aus der Tiefe des Wassers und Will holte Luft. Er nahm den tiefsten Atemzug seines Lebens und tauchte kopfüber auf den Grund.
    Er tauchte durch die Blasen hindurch, die an ihm vorbei nach oben schwebten. Er glich den Druck in den Ohren aus. Er schätzte die Tiefe auf sieben Meter. Doch dann waren es zehn, dann fünfzehn, dann zwanzig. Endlich sah er den leuchtenden Grund, eine Fläche aus Licht. Und je näher er kam desto leichter begann er sich wieder zu fühlen. Es schien ihm, als tauchte er nicht mehr in die Tiefe hinab, sondern aus ihr hinauf, und als er den Grund des Sees berührte, durchbrach er die Oberfläche einer Lagune. Er schnappte nach Luft, sah überrascht über die Schulter und entdeckte die Insel des Vergessenen Volks.
    »So einfach ist das!« Will lächelte zufrieden, schwamm durch das hüfthohe Wasser zum Strand, und sah, wie in der mondlosen Nacht die Algen bei jeder Bewegung um seine Hände und Finger phosphoreszierten.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln«, begann Will zu summen.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln,
    Sieht man das Funkeln
    Viel besser, als wenn man im Hellen sitzt.«
    Er lief aus dem Wasser, spürte die Wärme der Sonne im immer noch warmen Sand und genoss mit ihr die Erinnerung an ein Abenteuer, das er fast schon vergessen hatte. Ja, Will versuchte vergeblich, sich an den Namen zu erinnern, den Aweiku ihm gegeben hatte. Aweiku, die Königstochter und Kriegerin, mit der er – das wusste er plötzlich – die schönste und friedlichste Woche seines Piratenlebens verbracht hatte. Doch dann war Talleyrand auf der Insel erschienen, um den Schatz zu rauben. Den Schatz, den Will sich jetzt holen wollte. Ja, verfuchst und verteufelt! Und mit diesem Gedanken rannte Will los. Er brauchte den Schatz. Den Schatz aus der Höhle, der unter dem Gold verborgen lag. Er brauchte die Erde, die magische Erde, mit deren Hilfe man die Naturgewalten beherrschen und alle Länder und Völker der Welt für immer unterwerfen konnte.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln,
    Da sieht man das Funkeln
    Viel besser, als wenn man im Hellen sitzt.«
    Will lief durch den Dschungel und erreichte die Ausläufer des erloschenen Vulkans, der sich in der Mitte der Insel erhob. Er fand den Einstieg in den Gang und folgte ihm zielstrebig in die Tiefe des Berges, bis er die Höhle mit dem Goldschatz betrat. Der lag nach wie vor auf einer Insel im See und in der klafften die Löcher, die Talleyrands Soldaten gegraben hatten, um die Erde zu rauben. Will hatte es eilig. Irgendwoher drohte Gefahr. Die Jaguarkriegerin!, schoss es ihm durch den Kopf. Die hatte ihn schon vor zwei Jahren bei seiner Ankunft in dieser Höhle beinahe getötet und Will durfte sich nicht zu sicher sein, dass sie jetzt schlief. Er rannte durchs Wasser, fand einen Beutel mit Münzen, schüttete sie auf den Berg aus Silber und Gold, ergriff einen Teller, sprang in eines der grabtiefen Löcher und kratzte die Erde in das

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