Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
die Insel brandeten – durch die spritzende Gischt. Er erreichte die Bucht zusammen mit seinem Rivalen und versteckte sich dort in einem schmalen Felsspalt. Doch dann sah er Hannah. Sie lag leblos am Strand, und bevor er etwas tun konnte, war Nat schon bei ihr.
»Hannah!«, rief er und hob ihren Kopf. »Kannst du mich hören. Ich bin es, Nat!«
Da schlug sie die Augen auf. »Nat?«, fragte sie ihn, als würde sie träumen. »Oh, mein Freund Nat. Dich schickt der Himmel!« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »Ich hab gebetet, dass du mich findest.«
»Und ich hab gebetet, dass ich rechtzeitig komme.« Er strich ihr zärtlich den Sand von den Wangen. »Aber wo steckt Will?«, fragte Nat alarmiert und schaute sich nach dem Rivalen um.
»Wo wohl – bei ihr!«, log Hannah zornig. »Er ist bei der Hexe! Ich hab ihn seit Tagen nicht mehr gesehen.« Will wollte nicht glauben, was er da hörte. »Er hat’s nicht geschafft. Nat, wir müssen vorsichtig sein. Bestimmt hat er von ihrem Fusel getrunken.«
»Der Giermadenpisse?« Nat verzog das Gesicht. »Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Dann ist er vielleicht schon zum Monster geworden. Komm! Hannah, komm!«
Er zog sie zum Kajak, doch sie sackte zusammen. Sie konnte nicht gehen.
»Nat, es tut mir so leid. Aber ich hab keine Kraft. Ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen!« Sie schaute berechnend und grinsend zur Felswand und dort sprang Will aus dem Spalt.
»Das ist eine Lüge!« Er zog seine Schwerter und richtete eine Klinge drohend auf sie. »Los, sag ihm die Wahrheit. Sag ihm, was du mir gestern gesagt hast. Erzähl ihm vom Laufrad und wie schön das ist, Hannah!«
Doch Hannah und Nat sahen ihn ganz verstört an. »Was hab ich gesagt? Er hat von ihrem Fusel getrunken! Er ist verrückt!« Sie schmiegte sich Schutz suchend an den Amerikaner. »Und jetzt will er dich töten. Das willst du doch, oder?« Sie strafte Will mit Hass und Verachtung. »Du weißt ganz genau, wen von euch beiden ich liebe.«
»Ja!«, zischte Will. »Das hast du gesagt!« Er griff ansatzlos an. »Du nimmst den Besten und nicht den, der stirbt!«
Er führte den Schlag mit beiden Schwertern. Das linke zog er gegen Nats Hals und das rechte zielte auf dessen Leib. Es musste ihm tief in die Seite fahren, denn Nat war noch unbewaffnet und er konnte sich nicht bewegen. Hannah klammerte sich an ihn.
Verfuchst!, dachte Will. Seit wann ist sie so ein erbärmlicher Feigling?
Da stieß Nat sie weg, rollte sich geistesgegenwärtig nach vorn, ergriff Wills Füße und riss seinen Widersacher mit der Wucht seines ganzen Gewichtes zu Boden.
Doch der schlug noch im Fallen ein zweites Mal zu: Nat spürte den Stahl, der seine Hüfte streifte, er fühlte die andere Klinge an seinem Kopf, wo sie ihm durch die Locken schnitt und ließ Will wieder los. Er zog sein Bowiemesser aus dem Gürtel und sprang, während er zum Stich ausholte, zwischen den nach ihm stoßenden Schwertspitzen hindurch auf Wills nackte Brust. Er spürte, wie dessen Rippen knackten, als er auf seinen Brustkorb fiel. Will stöhnte auf, doch er riss den Kopf trotzdem in letzter Sekunde noch einmal zur Seite, sodass Nats Messerklinge seinen Hals um Haaresbreite verfehlte und sich in den sandigen Kiesel bohrte.
»Verflucht noch mal, Will«, fauchte der Amerikaner. »Ich bin es, Nat!«
Will spürte den heißen Atem in seinem Gesicht.
»Nat, hörst du, Nat!«
»Ja, und du kommst mir gerade recht!«, fauchte Will grimmig. »Ich soll den töten, der mein größter Feind ist. Ich suche den Teufel!«
Damit stieß er ihn weg. Riss das Bowiemesser aus dem Sand, s prang dem Freund hinterher und rammte ihm die Klinge durch das Schlüsselbein in die Schulter.
Nat schrie vor Schmerz auf und sein entsetzter Blick wanderte von der blutenden Wunde, aus der Will das gezackte Messer schon wieder herausriss, zu seinem ehemals besten Freund. Der kniete mit einem Bein auf Nats Brust und hob die Waffe über den Kopf.
»Warum tust du das, Will?«, fragte Nat leise. »Du kannst Hannah nicht zwingen, sich für einen von uns zu entscheiden.«
»Aber ich kann ihr die Entscheidung etwas erleichtern! Dann bist du nicht mehr der coole Nat, der alles schon kann.«
Er hob die Waffe zum tödlichen Stich.
»Und sie kann mich nicht mehr belügen. Sie war gestern bei mir. Ich habe für sie gekocht und dann haben wir die ganze Nacht, in Seide gesponnen, zusammen geschlafen.«
Er zeigte auf Hannah, die nur ein paar Meter entfernt auf dem Boden lag.
»Los, sag
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