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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dein Nigger verurteilt ist, aber ich wollte dich aus alter Freundschaft vor Schaden bewahren.« Er langte über den Tisch, griff nach Ruths Hand, aber Ruth zog sie weg.
    »Ruth, ich hätte dich damals wirklich gern geheiratet. Wir beide zusammen, wir hätten etwas ganz Großes machen können. Ich habe die Vorstellung noch immer nicht ganz aufgegeben. Ein bisschen Hoffnung habe ich noch. Der Schwarze kommt nicht wieder. Du bist allein, und du weißt selbst, wie groß die Auswahl an Männern hier in der Gegend ist. Aber ich warte auch nicht ewig.«
    »Vergiss es«, erklärte Ruth. »Und verlass dich nicht allzu sehr darauf, dass die Versicherung zahlt. Von uns hat niemand deinen Stier getötet, Horatio schon gar nicht.«
    Nath trank sein Bier aus, setzte die Flasche ab und musterte Ruth mit zusammengekniffenen Augen. »Noch einmal. Dein letztes Wort?«
    »Noch einmal: mein letztes Wort. Mein allerletztes Wort.«
    Nath nickte, erhob sich, nahm seinen Sturzhelm. »Schade, Ruth. Ich hatte immer gehofft, wir könnten Freunde bleiben. Sag deinem Verwalter, wenn ich ihn noch ein einziges Mal in unserem Pontokdorf erwische, schieße ich.«
    »Was?« Ruth war aufgesprungen. »Horatio ist im Gefängnis. Er war sicher nicht bei euren Arbeitern.«
    »Von Horatio rede ich nicht. Und von den Arbeitern auch nicht.«
    »Was soll das heißen?«, rief Ruth, aber Nath hatte sein Motorrad bereits gestartet und fuhr davon.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    A ls alle im Haus schliefen, stand Ruth noch einmal auf und setzte sich, in eine Decke gehüllt, auf die Veranda. Sie wartete auf Santo, für den Mama Elo einen Korb mit Brot und Eiern, Schinken und Bier hinausgestellt hatte.
    Ruth war von Schwärze umgeben, denn der Generator war bereits abgeschaltet, sodass die Verandabeleuchtung nicht mehr funktionierte. Ruth wollte auch keine Kerze und kein Öllicht entzünden, um Santo nicht abzuschrecken.
    Was hatte Willem im Pontokdorf gewollt? Die Arbeiter der Nachbarn aushorchen? Aber nein, Nath hatte nicht von den Arbeitern gesprochen. Die Frauen also. Was wollte Willem von den Frauen?
    Diese über ihre Männer aushorchen? War er ein Spitzel der Apartheid? Ganz abwegig erschien Ruth dieser Gedanke nicht. Willem hasste die Schwarzen, würde sie am liebsten so versklaven, wie es in Amerika üblich gewesen war. Außerdem tat Willem für Geld beinahe alles. Da brauchte nur einer zu kommen und ihn an einem Geldstück riechen zu lassen. Kaufte sich die Apartheid Leute wie Willem?
    Doch was sollten die schwarzen Frauen auf Miller’s Run schon von Umtrieben wissen, wenn sie vielleicht noch nicht einmal wussten, dass es in den Städten eine geheime Schwarzenorganisation wie die SWAPO gab! Sie lebten hier am Rande der Kalahari und waren von den Weißen abhängig. Nein. Ruth schüttelte den Kopf. Hier plante sicher kein Eingeborener eine Revolution oder eine Demonstration! Andererseits fehlte noch immer jede Spur von den Waffen aus dem Salden’schen Bestand. Und noch immer wusste niemand, wer die Stiere erschossen hatte.
    Ein Geräusch ließ Ruth aufschrecken. Ein leises Knirschen auf dem Weg, ein sanftes Blätterrascheln. Santo.
    »Komm her, ich bin es, Ruth!«, rief sie leise, und plötzlich, ohne dass sie wusste, woher, stand der Vorarbeiter vor ihr.
    »Guten Abend, Bass.«
    »Guten Abend, Santo. Ich hoffe, du kommst voran bei dem, was du tun musst.«
    Sie deutete auf den Korb. »Da stehen deine Sachen.«
    Er wollte nach dem Korb greifen, aber Ruth hielt ihn zurück. »Ich muss mit dir reden, Santo.«
    »Ja, Bass?«
    »Sag mir, hast du bei euch im Dorf Leute bemerkt, die da nicht hingehören?«
    Santo schwieg. In der Dunkelheit konnte Ruth nur das Weiße in seinen Augen erkennen. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Bass. Es war niemand da, den ich nicht vorher schon einmal gesehen hatte.«
    »Was soll das heißen? War da jemand, der da nicht hingehört, den du aber kennst?«
    »Ja, Bass.«
    »Und wer?«
    Santo schluckte.
    Ruth stand auf, trat zu dem Mann, legte ihm ihre Hand auf den Arm. »Es kann gut sein, dass wir dasselbe Ziel haben, Santo. Es ist möglich, dass wir denselben Mann suchen. Es wäre für uns beide gut, wenn wir uns gegenseitig helfen würden.«
    Santo nickte wieder, schwieg aber.
    »Da war also jemand, den du kennst, der aber nicht dorthin gehört? Jemand, dessen Namen du mir nicht verraten kannst?«
    Santo nickte.
    »Es war ein weißer Mann, nicht wahr?«
    Wieder nickte der Vorarbeiter.
    »War es der neue Käser, Robert

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