Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie noch nicht weiß, dass der Ring weg ist. Also warum schlafende Hunde wecken? Ruth, sag niemandem, was du vorhast. Keiner soll wissen, dass du nach Swakopmund fährst. Sag lieber, du musst auf die Bank nach Windhoek, aufs Gericht oder so etwas.«
»Ja«, erwiderte Ruth, schon ganz in Gedanken. »Ja, das werde ich, und nachdenken werde ich auch.«
Sie verließ das Büro ihrer Mutter, sah kurz nach Sally, die in ihrem Wäschekorb vergnügt vor sich hin brabbelte, dann ging sie hinüber zur Käserei.
Sie öffnete die Tür und fand alles verlassen. Auf dem Herd köchelte Milch in einem großen Topf vor sich hin, daneben, in den gelochten Formen, standen die Frischkäse aus der Milch der vergangenen Tage in einem Kühlbehälter.
Alles war still. Nur dass die Tür zu Roberts Kammer ein wenig offenstand, ließ vermuten, dass die Käserei nicht ganz verlassen war. Ruth wusste nicht, warum sie dorthin schlich, aber sie tat es.
In der Kammer stand Corinne, das Gesicht verzerrt. Sie wollte Robert um den Hals fallen, doch der fing ihre Arme ab, hielt Corinne bei den Händen. »Nein, es geht nicht mehr, Corinne. Dein Mann ist hier. Wir sollten uns nicht mehr sehen; du solltest mir auch nicht mehr in der Käserei helfen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
»Aber Willem kümmert sich nicht um mich; es ist ihm egal, was wir tun. Robert, bitte. Es war doch immer schön.«
Sie wollte ihren Leib an ihn schmiegen, aber der Käser hielt sie auf Abstand. Ruth konnte sein Gesicht erkennen. Es wirkte entschlossen.
»Corinne, es gibt keine weiteren Treffen. Ich habe schon einmal versucht, dir das klarzumachen. Aber du begreifst es nicht. Immer kommst du wieder, fällst mir um den Hals, machst mir Angebote.«
»Aber warum denn nicht? Habe ich etwas falsch gemacht? Magst du mich plötzlich nicht mehr?«
Robert sah sie an, sah ihr direkt in die Augen. »Ich wollte dich niemals kränken, doch du lässt mir keine Wahl. Ich liebe dich nicht, Corinne. Ich habe dich nie geliebt. Männer sind Jäger. Sie greifen zu, wenn sich ihnen die Beute an den Hals wirft. Aber jetzt jage ich ein anderes Wild. Großwild. Gefährlich. Schwer zu kriegen.«
»Du ... Du hast tatsächlich eine andere?« Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich Trottel, ich wollte es nicht glauben!«
»Im Sinn, ja. Eine, die ich lieben könnte, wenn sie mich ließe.«
Corinne erstarrte, riss ihm die Hände weg. »Wer ist es?«
»Was spielt das für eine Rolle?«
»Keine, ich will einfach nur wissen, wer es ist. Ich habe ein Recht zu erfahren, für wen du mich hier so brutal abservierst.«
Robert schwieg, sah Corinne nur an.
Ruth hatte eigentlich genug gehört und gesehen, doch sie fürchtete, Lärm zu machen, wenn sie wegging. Ein ungutes Gefühl hatte sie beschlichen, als Robert von einer anderen sprach. Sie hoffte inständig, dass nicht sie diese Frau war.
»Los, sag mir, wer es ist.«
»Nein, Corinne. Das geht dich nichts an. Das ist allein meine Sache. Und es ist ernst. Für mich jedenfalls.«
Ruth zog leise die Luft ein. Ich muss mit ihm sprechen, dachte sie. Sobald sich eine Gelegenheit dazu ergibt.
»Gut. Wie du willst.« Corinnes Ton klang schneidend. »Dann wirst du dich Willem gegenüber erklären müssen. Er ist der Verwalter, hast du das vergessen? Ich werde ihm erzählen, dass du mir nachgestiegen bist, dass ich mich deiner kaum erwehren konnte.«
Robert lachte. »Und du meinst, das glaubt dir dein Mann? Kennt er dich so wenig?«
Eine Ohrfeige knallte, und gleich darauf hörte Ruth wieder Corinnes Stimme: »Du wirst dich noch wundern, mein Lieber, was ich alles kann! Eine wie mich serviert niemand so einfach ab. Ich werde herausfinden, wer dieses Flittchen ist, und werde ihr das Leben zur Hölle machen.«
Plötzlich wurde sie still. »Oh, nein, da fällt mir noch etwas viel Besseres ein ... Habe ich dich nicht neulich im Pontokdorf gesehen? Hat dir vielleicht eine der kleinen schwarzen Schlampen den Kopf verdreht? Bist du eigentlich wirklich erst so kurz in der Gegend, wie du sagst? Du kanntest dich von Anfang an verdammt gut aus auf der Farm.«
Robert lachte wieder. Ausgelassen, wie es Ruth schien. »Corinne, ich warne dich um deinetwillen. Vergiss diese Fantasie. Du bringst dich damit in Teufels Küche. Du rührst an Dingen, die dich selbst in Gefahr bringen könnten. Lass es einfach. Und mich lass jetzt arbeiten.«
Ruth schien die Gelegenheit gekommen, sich bemerkbar zu machen. Sie trampelte
Weitere Kostenlose Bücher