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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und von dort ins Gehirn. Wie konnte man mit solch einer Stimme Geschäfte machen? Aber offensichtlich hatte Willem ja genau damit Probleme.
    Horatio lief um das Auto herum, beugte sich in die offene Tür, strich bewundernd über das weiche Leder. »Wie viele Meilen Höchstgeschwindigkeit?«
    Willem verzog den Mund. »Hier auf der Pad vielleicht sechzig oder siebzig, aber auf der Asphaltstraße habe ich mein Baby auf achtzig Meilen gebracht. Siehst du die Staubwolke dahinten? Das war ich!«
    Horatio pfiff anerkennend durch die Zähne. »Toller Wagen, wirklich beeindruckend! Muss eine Stange Geld gekostet haben.«
    »Ach!« Willem legte Horatio, der einen Kopf größer war als er, einen Arm um die Schulter. »Alles halb so wild. Ich nehme ihn als Geschäftswagen.« Er legte den Zeigefinger unter das rechte Augenlid und zog es ein wenig herunter. »Ich setze alles ab, verstehst du? Steuern, Benzin, Reparaturen, einfach alles. Aber mal was ganz anderes.«
    »Ja?«
    »Was habt ihr Kaffern eigentlich früher mit dem ganzen Sand in der Wüste gemacht?«
    »Wir Kaffern? «
    Willem klopfte Horatio auf die Schulter. »Ja. Kaffern, das sagt man so. Ich meine das nicht als Schimpfwort, verstehst du? Es ist eher liebevoll gemeint. So wie man sich unter Brüdern neckt. Weißt du, mein Bruder hat mich als Kind immer Kongolippe genannt, weil ich einen so vollen Mund habe. Oh Mann, ich sah aus wie ein Mädchen! Egal ... Mein Bruder hat mich also ›Kongolippe‹ genannt, und es war brüderlich gemeint. So gehen Männer nun einmal miteinander um. Also?«
    »Was also, Käsegesicht?«, fragte Horatio in aller Unschuld.
    »Käsegesicht? Hast du gerade Käsegesicht zu mir gesagt?« Willem riss den Arm von Horatios Schulter und starrte ihn entgeistert an. Es kostete ihn sichtlich Kraft, den Gefährten seiner Schwägerin nicht zu schlagen.
    »Ja. Das war brüderlich gemeint. Du weißt schon, Männer machen das so.«
    Willem sah Horatio misstrauisch an, dann wiederholte er: »Was habt ihr Brüder früher mit dem ganzen Sand in der Wüste gemacht?«
    »Was sollen wir gemacht haben? Wir haben unser Vieh darauf geweidet, haben unsere Hütten gebaut. Der Sand ist unser Boden, unser Heimatboden.«
    »Ja, das dachte ich mir«, teilte ihm Willem zufrieden mit. »Ihr seid einfach zu fantasielos, ihr Kaffern.«
    »Willem! Da bist du ja endlich, mein Schatz!« Corinne kam aus dem Haus gerannt, stürzte ihrem Mann in die Arme und bedeckte sein Gesicht mit kleinen, knallenden Küssen.
    »Lass das!«, fuhr Willem sie an. »Immer wenn du mich mit deinem Lippenstiftmund geküsst hast, sehe ich aus, als hätte ich die Masern.« Er holte mit angewiderter Miene ein Taschentuch aus der Anzughose und wischte in seinem Gesicht herum.
    Corinne tat, als hätte sie die Zurückweisung in seinen Worten nicht gehört. Sie hängte sich an seinen Arm und zog ihn zum Haus. Horatio hörte sie plappern: »Oh, wie ich dich vermisst habe, mein Schatz. Sag, hattest du auch solche Sehnsucht nach mir?«
    Von Willem kam nur ein unwilliges Brummen, und Horatio sah ihnen nach, schüttelte grinsend den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.
    »Jetzt hör endlich damit auf, Corinne. Du benimmst dich wie eine Dirne!« Rose zerrte an ihrer Serviette und strafte Corinne mit missbilligenden Blicken.
    Corinne löste ihre Arme vom Hals ihres Mannes, nahm ihr Besteck und schnitt sich ein Stück vom Oryxsteak ab. »Ihr gönnt mir gar nichts. Oder seid ihr so darüber verzweifelt, dass ihr noch nie eine richtige Beziehung hattet, dass ihr mir die Zärtlichkeiten mit meinem Ehemann nicht gönnt?«
    »Oh, wir gönnen dir alles, was dir guttut«, erwiderte Ruth und streichelte ihren Hals an der Stelle, an der Corinne bei sich den Knutschfleck weggebrannt hatte.
    Rose schaute angewidert auf ihre beiden Töchter und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Gott weiß, dass ich alles getan habe, um anständige Menschen aus euch zu machen! Und Gott allein weiß, warum er mich so straft.«
    Aus der Küche drang Babygeschrei zu ihnen herüber. Sally hatte in einem Wäschekorb geschlafen, den Mama Elo während des Kochens auf dem Küchentisch abgestellt hatte, und war offensichtlich gerade aufgewacht.
    Willem wies mit der Gabel in die Richtung, aus der der Lärm kam. »Was ist denn das?«
    »Oh, nichts weiter. Ruth hat ein mutterloses Lämmchen mitgebracht. Mama Elo zieht es von Hand auf«, erklärte Rose mit vornehmem Lächeln. »Wir sind hier auf einer Farm, da gibt es nun einmal hin und wieder

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