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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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etwas zu beißen haben. Die Kinder und ich.«
    »Corinne!«
    »Willem! Schlag dir diese Idee aus dem Kopf.«
    Willem schien nicht überrascht. »Na gut«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Dann werde ich jemand anders finden, der mich genug liebt, um an mich zu glauben.«
    Corinne lachte auf. »Reiche Mädchen suchen sich keine armen Männer. Es sei denn, sie sind sehr verzweifelt.«
    »So verzweifelt, wie du es warst, Liebling?«
    Corinne zog den Morgenmantel fest vor der Brust zu. »Oh, nein, mein Großer. Noch viel verzweifelter! Und verzweifelte Frauen sind gefährlich. Besonders für arme Männer.«
    Niemand hatte Rose jemals tränenüberströmt gesehen. Wenn sie weinte, dann heimlich in ihrem Zimmer, den Kopf fest ins Kissen gedrückt, um die Schluchzer zu dämpfen. Wenn Rose sich ausgeweint hatte, drehte sie das Kopfkissen mit der nassen Seite nach unten und ging wieder zur Tagesordnung über. Aber so weit war sie heute noch nicht.
    Ich habe alles, alles falsch gemacht, klagte sie sich an. Und was hatte ich für Träume! Corinne, die schöne, stolze Tochter mit dem erfolgreichen Mann, dem Bilderbuchleben und den Bilderbuchkindern! Ich habe beim Bridge mit ihr angegeben. Und nun? Sie ist eine dumme, früh verbrauchte Gans mit schlechten Manieren! Eine, die sich jedem Mann an den Hals wirft, wenn er ihr dafür nur sagt, dass sie schön ist.
    Willem ist ein Spinner, ein Taugenichts. Er ist in der Lage, alles Geld der Welt in hirnrissige Unternehmen zu stecken. Mein Schwiegersohn ist eine Katastrophe, ein finanzielles Desaster. Und als Mann scheint er auch nicht viel zu taugen, sonst wäre Corinne nicht wie eine läufige Hündin. Sie bräuchte einen, der sie fest im Griff hat. Aber zu spät! Eine Scheidung kommt nicht in Frage. Willem würde Geld wollen. Und außerdem: Wer nimmt eine verbrauchte Frau mit zwei ungezogenen Kindern? Niemand. Am Ende würde sie sich auf ewig in Salden’s Hill einnisten.
    Rose gestand es sich nicht gern ein, aber die Tatsachen waren nun einmal unübersehbar: Sie hatte bei Corinne als Mutter auf ganzer Linie versagt. Das Einzige, was sie von Corinne ablenkte, war Ruth. Und Horatio. Wenn Corinne dumm war, so war Ruth einfach nur erschreckend naiv. Und Rose wusste nicht, was schlimmer war.
    Wie weltfremd musste man sein, einen Schwarzen auf die Farm zu bringen! Und wie gutgläubig, um ein Mischlingsbaby anzuschleppen? Was glaubte Ruth denn, wer sie war? Ein südwestafrikanischer Fidel Castro? Schlimm genug, dass Margaret jahrelang unter den Schwarzen gelebt hatte. Aber das war ein Notfall gewesen und somit verzeihlich. Unverzeihlich dagegen war, was Ruth trieb.
    Jahrzehnte hatten die Weißen gebraucht, um den Schwarzen abzunehmen, was ihnen nicht zustand. Und jetzt kam Ruth und gab es ihnen zurück. Schlimmer noch! Seit dieser Horatio hier war, benahm sich Ruth selbst immer mehr wie eine Schwarze.
    Rose musste zugeben, dass sie jeden Morgen Ruths Gesicht aufmerksam betrachtete, um zu sehen, ob ihre Gesinnung schon auf ihren herrlich weißen Teint übergegriffen hatte. Aber so weit war es zum Glück noch nicht.
    Es war nicht so, dass Rose die Schwarzen hasste oder sich ihnen gar überlegen fühlte. Im Gegenteil: Sie hatte nicht vergessen, dass Mama Elo und Mama Isa sie aufgezogen hatten, und sie wusste genau, dass diese beiden schwarzen Frauen alles andere als dumm waren. Doch das tat nichts zur Sache. Der allgemeine Konsens war der Maßstab. Der besagte zwar das Gegenteil von Roses Überzeugung, aber in der Missionsschule hatte sie gelernt, dass der allgemeine Konsens das Denken und Handeln bestimmte.
    Rose war allein. War es immer gewesen. Seit Jahren trug sie die Einsamkeit wie einen Mühlstein um den Hals. Sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr ins Abseits gestellt zu werden. Im Grunde hatte sie nichts gegen Horatio. Er arbeitete gut, war kein solcher Windhund wie Willem, und er machte Ruth glücklich. Auch gegen das Baby an sich hatte sie nichts. Kleine Kinder waren niedlich, sie belebten das Haus.
    Wenn die beiden nur so weiß wie Lilien wären, dachte sie verzweifelt. Ich könnte sie lieben, könnte mich mit ihnen zeigen, könnte stolz auf sie sein. Herr im Himmel, warum hast du Horatio schwarz und Willem weiß gemacht?
    Ich bin fast sechzig Jahre alt, dachte sie und ließ die Tränen in ihr Kopfkissen tropfen. Alt und einsam bin ich. Es ist merkwürdig, beinahe sechzig zu sein. Mein Kopf ist noch so wie der einer Dreißigjährigen. Meine Wünsche und Sehnsüchte sind die

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