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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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müssten immer wieder zurück nach Namibia. Und hier herrschen andere Gesetze.«
    »Was sollen wir also tun?«
    Ruth zuckte mit den Schultern, küsste das Baby auf die Stirn, legte ihre Hand schützend um das winzige Gesicht. »Wir tun erst mal nichts. Im Augenblick braucht sie keine Papiere. Es dauert noch Jahre, bis sie in eine Schule gehen muss. Und wir werden gleich morgen nach Dr. Mayr schicken. Er ist alt und müde; ihn interessiert es nicht, wie das Baby aussieht. Für mich ist nur wichtig, dass Sally die Impfungen bekommt, die sie braucht, dass Dr. Mayr schaut, ob alles an ihr so perfekt ist, wie es mir scheint.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Der Mond brach durch das Fenster und malte einen silbernen Schein auf den Säugling.
    Horatio drehte sich ein wenig, legte seine Hand schützend an die andere Wange des Kindes. »Ich habe mich entschieden«, flüsterte er. »Was immer auch kommt, Sally ist meine Tochter. Und ich werde immer für sie da sein.«
    »Das werde ich auch«, erwiderte Ruth. »Sie ist schon jetzt so sehr in mein Herz gedrungen, dass ich gar nichts anderes kann, als ihre Mutter zu sein.«

Neuntes Kapitel
    W illem hatte die Farm genauso schnell verlassen, wie er gekommen war. Corinne schien deshalb nicht sonderlich betrübt zu sein.
    Rose nahm die Geschenke in Empfang, die ihr die Freundinnen vom Bridgeclub zur Geburt des neuen Babys auf Salden’s Hill schickten, und sandte sie mit einem liebenswürdigen Brief zurück, in dem sie kundtat, dass das Baby lediglich die Frucht eines armen, gefallenen schwarzen Mädchens ihrer Farm sei und Geschenke deshalb nicht angemessen seien. Sie tue nur ihre Pflicht als gute Christin, der alles Leben heilig ist, würde sich aber sehr freuen, die Damen sehr bald wieder einmal zum Bridge einladen zu dürfen.
    Ruth und Horatio hatten endlich alle Kuhhörner mit Mist gefüllt und die Weiden einer Heilbehandlung unterzogen.
    Santo war noch immer nicht wieder aufgetaucht, dafür brachte Nathaniel Miller von Miller’s Run eines Tages Besuch aus Gobabis mit nach Salden’s Hill. »Das ist die Farm.«
    Ruth erkannte Naths Stimme sofort.
    »Auf den ersten Blick genau wie jede andere. Aber ich sage Ihnen, Kumpel, der erste Blick täuscht.« Nath lachte meckernd.
    »Wieso? Was ist hier anders als auf den anderen Farmen in Südwestafrika?« Eine fremde, ziemlich dunkle Stimme mit holländischem Einschlag fragte dies.
    Ruth runzelte die Stirn. Wer war das? Wen hatte Nath da mitgebracht? Und was wollte der Fremde auf der Farm?
    »Das werden Sie schon noch sehen. Aber glauben Sie mir, von Voodoo bis zu feministischen Anwandlungen lassen die hier nichts aus.«
    Die dunkle Stimme lachte. »Dann bin ich hier goldrichtig.«
    »Tja, und wenn nicht, dann vergessen Sie nicht, dass Miller’s Run jederzeit einen erstklassigen Käser gebrauchen könnte.«
    »Werd’s mir merken.«
    Käser? Hatte Nath da eben von einem Käser gesprochen? Ruth ließ die Eimer fallen, mit denen sie in der Waschküche hantiert hatte, und eilte auf die Veranda.
    Nath tippte sich an den Hut. »Ich habe da etwas für euch mitgebracht. Aber das hilft euch auch nicht weiter«, lachte er und stieg in seinen Toyota.
    Ruth beachtete ihn nicht, sondern lächelte den Fremden an und streckte ihm die Hand hin: »Ruth Salden. Ich leite diese Farm.«
    »Robert Outwater. Ich habe die Anzeige in der Allgemeinen Zeitung gelesen.«
    »Sie sind Käser?«
    »Yeap, Misses. Ich habe in Holland gelernt und in Südafrika gearbeitet. Meine Käse hätten Preise bekommen, wenn mein Bass sie zum Wettbewerb eingereicht hätte.«
    »Bitte, setzen Sie sich.« Ruth wies auf den Verandastuhl. »Ein Bier nach der langen Reise?«
    »Nicht am frühen Nachmittag. Ich beginne mit Alkohol erst beim Sundowner. Aber wenn Sie einen Schluck Milch für mich hätten?«
    Ruth rief nach Mama Elo, die das Gewünschte wenig später brachte.
    »Ist die Milch von der Farm?«
    »Natürlich«, erklärte Ruth.
    »Ihr Fettgehalt ist ein bisschen niedrig.«
    »Wir haben den Rahm schon abgeschöpft.«
    »Ja, aber sehen Sie die Farbe. Ihre Milch sieht aus wie blaues Glas. Aber um gute Käse daraus zu machen, sollte sie weiß mit einem Stich ins Gelbe sein.«
    »Welche Art von Käse sind Ihre Spezialität?«, fragte Ruth, ohne auf den Vorwurf einzugehen.
    »Mit Frischkäsen habe ich mich nicht so eingehend beschäftigt. Jede gute Hausfrau kann Frischkäse herstellen. Meine Spezialität sind die anderen, also vom Weichkäse über halbfesten Schnittkäse und

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