Das Herz Der Woelfin
die Stunden, die sie allein in dieser Kammer verbracht hatte, hatte sie sich ausgemalt, wie sie ihn mit Schimpfwörtern überschütten würde, sobald er durch die Tür kommen würde. Sie hatte im Geiste alle möglichen Wege durchgespielt, wie sie ihn töten und ihm sein verfluchtes Herz aus der Brust schneiden würde. Doch jetzt, wo er auf der Schwelle stand und sie wie ein hungriges Raubtier anstarrte, da brachte sie kein einziges Wort über die Lippen und anstelle von blutrünstigen Bildern standen ihr auf einmal ganz andere Bilder vor Augen. Wie er sie in seine Arme schließen würde. Wie sein Mund sich auf ihren senkte und sie leidenschaftlich küsste. Alles an diesem Mann wirkte bedrohlich und doch verspürte sie das irrwitzige Bedürfnis, sich in seine starken Arme zu flüchten. – So ein Wahnsinn! Er war nicht ih ver Beschützer, er war ihr Feind und möglicherweise sogar – ihr Henker! Sie schluckte nervös und setzte sich aufrechter hin, um ihm zu trotzen, ohne zu ahnen, dass ihr Busen so noch viel verführerischer zur Geltung kam.
Fulk konnte nicht anders, als auf eben diesen Busen zu starren, der sich unter ihren schweren Atemzügen hob und senkte und auch er musste schwer schlucken. Mittlerweile knisterte nicht nur das Feuer im Kamin. Fulk wurde es beinahe unerträglich heiß und seine Hose war ihm längst zu eng geworden. Noch nie hatte es ihm so nach einer Frau verlangt. Warum musste es ausgerechnet diese Frau sein? Sie war sich ihrer Wirkung nicht einmal bewusst, kokettierte nicht, sondern war einfach nur sie selbst. Was würde erst geschehen, wenn sie ihre Reize bewusst einsetzte? – Dann gnade ihm Gott!
Die Stimmung verflog, als ein Räuspern hinter ihm ertönte. Fulk riss seinen Blick von seiner reizvollen Gefangenen los und wandte sich um. Eine Magd brachte ein Tablett mit Ylfas Abendessen, welches sie auf die Truhe neben dem Bett stellte und dann verschwand.
Ylfa und Fulk hatten die Unterbrechung dazu genutzt, sich wieder zu sammeln und gegen die Wirkung des Anderen zu wappnen. Fulk trat ans Fenster und schaute in die Dunkelheit.
Ylfa machte es sich mit ihrem Essen bequem und zelebrierte die Mahlzeit als willkommene Abwechslung in ihrem eintönigen Tagesablauf. Fulk drehte sich langsam wieder zu seiner Gefangenen um und schaute ihr schweigend beim Essen zu. Selbst solch einfache Tätigkeit wie das Essen sah bei ihr derart sinnlich aus, dass es ihm schon wieder eng in der Hose wurde. Das konnte eine harte Nacht werden. Als sie endlich mit dem Essen fertig war, musste sie doch tatsächlich zu seiner Not auch noch ihre Finger abschlecken. Der Anblick ihrer Finger, die zwischen ihren sinnlichen Lippen verschwanden, war wirklich zu viel für einen Mann. Er konnte ein Aufstöhnen nicht mehr unterdrücken.
*
Verwirrt sah Ylfa auf und blickte ihn an. Der Blick, mit dem er sie bedachte, hatte etwas ungemein Beunruhigendes. Sie kam sich vor wie ein Reh, dass von einem hungrigen Wolf ins Visier genommen wurde. Ihr wurde auf einmal ganz flau im Magen und ihre Haut prickelte heiß. Ein Schweißtropfen rann kitzelnd den Spalt zwischen ihren Brüsten hinab und sie erschauerte unwillkürlich. Nervös befeuchtete sie sich ihre trockenen Lippen, was Fulk erneut aufstöhnen ließ.
„Ich hab vergessen, noch mal nach meinen Männern zu sehen“, stieß er atemlos hervor und flüchtete aus dem Raum.
Ylfa blieb mit klopfendem Herzen zurück. Sie konnte sich nicht erklären, was da zwischen ihr und ihm vorging, aber es war in höchstem Maße verwirrend.
*
Vor der Tür stieß Fulk auf seinen Freund Brice, der sich gerade in seine Kammer begeben wollte.
„Was ist d Cquobenir denn passiert, mein Freund? Du siehst aus, als wäre der Leibhaftige hinter dir her.“
„Ich brauch noch was zu trinken“, sagte Fulk nur und raufte sich die Haare.
Brice schüttelte verwundert den Kopf. So kannte er seinen Freund gar nicht. Ob es etwas mit dieser Wikingerin zu tun hatte?
„Ich begleite dich, dann erzählst du mir erst einmal, was dich so aus der Fassung gebracht hat“, bestimmte Brice und fasste Fulk beim Arm, um ihn mit sich zu ziehen.
Gemeinsam gingen sie in die Halle und ließen sich einen Krug Apfelwein bringen.
„Nun erzähl! Was ist mit dir?“, wollte Brice wissen.
Fulk trank seinen Wein in tiefen Zügen und wischte sich über den Mund. Wie sollte er erklären, was er selbst nicht verstand? Er hatte keine Ahnung, was plötzlich mit ihm los war. So hatte er sich noch von keiner Frau aus der
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