Das Herz Der Woelfin
ihr blühte, doch vergeblich. Sie zitterte vor Empörung und war sich unangenehm bewusst, dass ein Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet waren. Wie sie es hasste, hier wie ein Hund vorgeführt zu werden. Wie sie alle hier hasste, ihn hasste!
Der Schmied nickte nur und rief nach seinem Lehrjungen. Fulk drückte Ylfa auf eine Bank nieder.
„Versuch gar nicht erst zu fliehen. Ich hab dich schneller als du denkst“, mahnte er und wandte sich dann dem Schmied zu, der ihm einige Ketten zeigte.
Sie einigten sich auf zwei der Ketten, dann kam der Schmied zu Ylfa, um an ihren Handgelenken Maß zu nehmen.
Frustriert ließ sie es geschehen. Wie demütigend war es, hier zu sitzen und abzuwarten, bis man ihre Schellen geschmiedet hatte. Demnächst würde man sie noch zwingen zuzusehen, wie man ihr Grab aushob. Dieser Bastard! Sohn einer Hündin!
Als eine rot glühende Schelle zischend in einem Kübel mit Wasser landete, zuckte sie zusammen. Der Schmied nahm die abgekühlte Schelle aus dem Wasser und kam zu ihr zurück, um sie anzupassen. Mit der zweiten Schelle verfuhr er ebenso, dann wurden die Schellen an eine der Ketten geschmiedet. Fulk nickte zufrieden, als der Schmied Ylfa die Schellen anlegte und fest verschloss. Obwohl er auf Fulk Geheiß hin Lederpolster in die Innenseiten der Schellen eingearbeitet hatte, fühlten sie sich unangenehm an und Ylfa musste ihre Tränen unterdrücken, die ihr vor Verzweiflung in die Augen schossen.
„Ich hoffe, Ihr seid zufrieden Herr!“, sagte der Schmied.
„Ja. Das bin ich. Gute Arbeit“, lobte Fulk und nahm die zweite Kette an sich, dann zog er seine Gefangene mit sich.
Ylfa versuchte, Würde zu bewahren, indem sie den Kopf hoch trug, als sie, an schadenfroh grinsenden Leuten vorbei, zurück in die Festung gingen. Kaum waren sie jedochm" n sie j in der Kammer des Grafen angelangt, gebärdete sie sich wie eine Furie. Sie trat, kratzte und schlug nach ihrem Peiniger, der alle Hände voll zu tun hatte, seine wilde Gefangene zu bändigen.
„Du elender Bastard! Scheusal! Rindvieh! Sohn einer Hure!“, schleuderte sie ihm entgegen.
„Schweig!“, herrschte er sie an und bedachte sie mit einem Blick, den man wirklich mörderisch nennen konnte.
Eingeschüchtert verstummte sie. Fulk drängte sie rückwärts zum Bett und nötigte sie, sich hinzusetzen. Mit einem diabolischen Grinsen nahm der die zweite Kette, die er vom Schmied bekommen hatte und schlang sie um die Bettpfosten am Kopfteil des Bettes, dann befestigte er das eine Ende an Ylfas rechter Handschelle und das andere Ende an der anderen Schelle. Auf diese Weise war sie an das Bett gefesselt und konnte nicht mehr als drei Schritte vom Bett weg gehen.
Anklagend sah sie ihn aus ihren blauen Augen an. Fulk sah, dass sie mühsam die Tränen unterdrückte und er kam sich plötzlich mies vor. Sie hat kein Mitleid verdient , schalt er sich selbst.
Schnell wandte er sich von ihr ab und schritt zur Tür. Er musste erst einmal etwas trinken und sein weiteres Vorgehen überlegen. Außerdem musste er dringend etwas Abstand zwischen sich und dieser überaus verwirrenden Frau bringen.
„Wohin gehst du? Du kannst mich hier doch nicht so lassen. – Was ist, wenn ich mal ... ich meine ...“
„Ich brauche dir keine Rechenschaft ablegen“, sagte er, ohne sich umzudrehen. „Ich schicke dir später jemanden, der dich zum Abort führt.“ Mit diesen Worten verließ er das Gemach und verschloss die Tür.
*
Die Tür wurde geöffnet und Ylfa setzte sich hastig auf. Schnell wischte sie die Tränen fort, sie wollte ihm nicht den Triumph gönnen, sie weinen zu sehen. Doch es war nicht Fulk, der die Kammer betrat, sondern seine Schwester in Begleitung einer Magd, die ein Tablett trug, welches sie auf die Truhe neben dem Bett stellte und sich dann wieder entfernte.
„Guten Morgen“, grüßte Gisela und schaute Ylfa mitleidig an. „Ich habe dir Brot, Äpfel und frische Milch bringen lassen.“
„Danke“, sagte Ylfa mit leisem Trotz in der Stimme. „Ich habe aber keinen Hunger. Ich esse nie wieder etwas. Nicht ehe dieser Bastard … dein ...“ Ylfa schluckte die bitteren Worte hinunter, die ihr auf der Zunge lagen.
Seufzend setzte sich Gisela neben Ylfa auf das Bett.
„Du bist wütend, weil er dich hier angekettet hat“, stellte sie fest.
„Er ist ein Scheusal!“, brauste Ylfa erneut auf.
„Ich sage es nicht gern, weil ich dich mag, aber du hast es nicht besser verdient!“, erwiderte Gisela bestimmt, legte Ylfa jedoch
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