Das Herz Der Woelfin
lag neben ihr mit geschlossenen Augen. Auch sein Atem ging schwer und Schweißperlen glitzerten auf seiner Haut. Sie konnte ihm wahrlich keinen Vorwurf machen, von einer Vergewaltigung konnte keine Rede sein, hatte sie sich ihm doch allzu willig dargeboten. Er war sogar überraschend sanft und rücksichtsvoll gewesen und er hatte ihr eine Lust beschert, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. War es für ihn auch so überwältigend gewesen? Hatte sich jetzt etwas zwischen ihnen verändert? Waren sie immer noch Feinde? Ylfa war vollkommen verwirrt und sie fühlte sich schrecklich unsicher.
Auch Fulk grübelte über das Geschehene nach. Etwas Vergleichbares hatte er noch nie zuvor erlebt. Er hatte sich vollkommen in ihr verloren, und obwohl er jetzt befriedigt sein sollte, verlangte es ihn immer noch nach ihr. Wie leidenschaftlich sie gewesen war, dabei war sie wirklich noch Jungfrau gewesen. Er hatte den Beweis nicht nur gespürt, auch das Blut zwischen ihren Schenkeln bestätigte ihre verlorene Unschuld. Fulk hatte keine Ahnung, was er nun mit ihr anstellen sollte. Eigentlich war sie seine Gefangene und seine Männer würden erwarten, dass sie bestraft wurde. Keiner Ff weier nun würde sich daran stören, dass er sie bestiegen hatte, wahrscheinlich würden sie es sogar erwarten. Zärtliche Gefühle jedoch waren hier fehl am Platz und brachten ihn in große Schwierigkeiten. Er musste sofort einen Riegel davor schieben und diese Sache beenden, bevor er sich zu sehr in seinen Gefühlen verstrickte. Was geschehen war, konnte er nicht mehr rückgängig machen, aber es durfte keine Fortsetzung geben.
Entschlossen sprang er aus dem Bett und griff nach seinen Kleidern, um sich anzuziehen. Er vermied es, sie anzusehen.
Ylfa konnte sich aus seiner plötzlichen Hektik keinen Reim machen. Er schien es sehr eilig zu haben, von ihr weg zu kommen. Gegen ihren Willen fühlte sie sich verletzt und benutzt. War es für ihn am Ende gar nichts Besonderes gewesen und sie hatte sich den Zauber zwischen ihnen nur eingebildet? Als er sich ohne ein Wort zu verlieren zur Tür begab, traten Tränen in ihre Augen.
Fulk konnte nicht anders, er musste sich noch einmal nach ihr umdrehen, bevor er endgültig das Gemach verließ. Das Herz krampfte sich ihm zusammen, als er den Schmerz in ihren Augen erkannte und als eine Träne über ihre Wange kullerte, wandte er sich bestürzt ab und floh aus dem Raum.
Kurze Zeit, nachdem Fulk so überstürzt das Gemach verlassen hatte, kam ein Krieger in das Gemach und legte ihr die Schellen wieder an. Ungläubig und zutiefst verletzt schaute sie auf ihre Ketten und Zorn stieg in ihr auf. Wie konnte er ihr das antun? – Wie konnte der Mann, der sie so zärtlich geliebt hatte, so etwas Abscheuliches tun?
*
Später erschien Gisela in Begleitung der Magd, die Ylfa stets das Essen brachte. Nachdem diese das Frühstück abgestellt hatte und wieder gegangen war, setzte sich Fulks Schwester neben Ylfa auf das Bett und musterte die Gefangene ihres Bruders.
„Was ist zwischen euch geschehen?“, fragte sie schließlich direkt.
Ylfa errötete und schaute verlegen zur Seite.
„Hat er dir wehgetan?“, wollte Gisela wissen.
Ylfa schüttelte den Kopf.
„Nein. Er war ... es ist schon ...“ Sie blickte Gisela an. „Warum fragst du?“
„Nun, er benimmt sich höchst seltsam heute. Er starrt vor sich hin mit einem Ausdruck, der zwischen Schwärmerei und furchtbarer Wut hin und her wechselt. Dann flucht er und schreit die Männer an.“ Gisela seufzte. „Er hat mir aufgetragen, dir mitzuteilen, dass du heute mit zur Beisetzung des verstorbenen Kriegers gehen wirst. Danach wird er deine Strafe verkünden.“
Ylfa erstarrte. Er würde sie bestrafen. Nach allem, was sie miteinander geteilt hatten. Damit war wohl entschieden, dass es ihm nichts bedeutet hatte. Ylfa schluchzte leise und Gisela nahm sie tröstend in die Arme.
„Weine nicht. So schlimm wird es schon nicht werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir etwas antun wird.“
Ylfa ließ Gisela in dem Glauben, dass die Angst vor Strafe der Grund für ihre Tränen sei. In Wahrheit war es die Gewissheit, dass sie Fulk nichts bedeutete, die sie so verletzte. Gisela löste sich von ihr und schaute sie freundlich an.
„Ich werde in einer Stunde wieder kommen, um dich zu holen. Mach dir nicht zu viele Gedanken.“
Ylfa nickte. Sie nahm Giselas Hand und drückte sie.
„Ich danke dir für deine
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