Das Herz Der Woelfin
weiß? – Nein! Sicher nicht! Er ist zu begriffsstutzig in Gefühlsdingen. – Ich denke, er hat nicht die leiseste Ahnung!“
„Die leiseste Ahnung von was?“, wollte Ylfa wissen.
„Nun ja, dass er in dich verliebt ist natürlich!“ Gisela klatschte dabei in ihre zarten Hände.
„Du musst deinen Verstand verloren haben!“, sagte Ylfa mit Nachdruck. „Wie kommst du nur auf so einen Unsinn? Ich bin seine Gefangene, seine Leibeigene, mehr nicht! Vielleicht will er seine männlichen Triebe an mir befriedigen, das hat mit deiner poetischen Liebe aber nichts zu tun. Männer nehmen sich, was sie wollen und verschwenden hinterher keinen weiteren Gedanken mehr daran.“
„Hat mein Bruder sich dir genähert, als du in seinem Zimmer warst?“
Ylfa schwieg und wandte sich ab.
„Als ich damals gefragt hatte, was zwischen euch geschehen ist, hast du mir nicht direkt geantwortet. – Er hat es getan – nicht wahr?“
Ylfa versteifte sich. „Ja. Er hat!“
„Hm. – Und? War es – sehr unangenehm?“
Unangenehm? Ylfa wäre froh, könne sie behaupten, es wäre unangenehm gewesen. Allein die Erinnerung an die lustvollen Gefühle, die er ihr beschert, die verbotenen Dinge, die er getan hatte, die sie getan hatten!
„Ich, ich werde auch bald heiraten, und da meine Mutter tot ist, habe ich mit niemandem über diese Dinge reden können. Ich weiß ein paar Sachen von den Mägden aber ...“ Gisela seufzte und knetete nervös ihre Finger. „Ich mag Brice sehr. Ich glaube, dass ich ihn liebe und ich bin sicher, er wird mich gut behandeln, aber diese eine Sache ... macht mir irgendwie, nun ja, kannst du mir nicht etwas erzählen?“
Ylfa drehte sich um und schaute die zarte Gestalt Giselas an, die auf ihrem Bett saß und plötzlich so klein wirkte, wie sie war. Ylfa seufzte und setzte sich neben sie.
„Es ... ich weiß nicht, wie es mit einem anderen Mann wäre. Ich hatte vorher nie ... ich meine, es war das erste Mal. Fulk war nicht grob und es war nur ein wenig schmerzhaft, als er mich geöffnet hat. Danach ...“
„Hat es ... lange gedauert? War es wie bei den Pferden und den Hunden?“
Ylfa lächelte. „Nein! Es war gar nicht wie bei den Tieren. – Und es war von Angesicht zu Angesicht.“
Gisela machte große Augen. „Ihr habt euch dabei angesehen? – War es ... nicht peinlich?“
„Nicht in dem Moment. Hinterher ... habe ich mich geschämt. Es ist, als würdest du dem Mann deine Seele entblößt haben. Ich hätte es verhindern müssen, dagegen ankämpfen ... doch ...& S...dem Manldquo;
„Liebst du ihn?“, fragte Gisela atemlos.
„Nein!“, sagte Ylfa hart. „Ich hasse ihn!“
Sie sprang auf, die Hände zu Fäusten geballt. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie das Tablett mit dem Essen und dem Apfelwein von dem Tisch gefegt, dass es nur so schepperte.
Gisela schaute betroffen und auch ein wenig erschrocken drein.
Die beiden Wachen hatten den Lärm vernommen und stürmten ins Zimmer. Sie packten Ylfa und schauten Gisela fragend an.
„Was sollen wir mit dieser Wilden machen? Sollen wir sie auspeitschen lassen?“
Ylfa wand sich wie ein Aal in dem festen Griff der Wachen und einer der Wachen drehte ihr den Arm so weit auf den Rücken, dass sie vor Schmerz aufschrie.
„Lasst sie sofort los!“, rief Gisela aufgebracht, die von der Bettstatt aufgesprungen war. „Ich habe euch nicht gerufen!“
„Aber Herrin. Wir haben den Lärm gehört und ...“ Die Wache deutete auf die Bescherung auf dem Fußboden.
„Ich habe nicht um Hilfe gerufen und ich verlange, dass ihr die Gefangene auf der Stelle loslasst!“
Mit deutlichem Unwillen folgten die Wachen der Anweisung und sie ließen Ylfa los, die sich den schmerzenden Arm rieb.
„Und jetzt hinaus mit euch!“ Gisela deutet mit der ausgestreckten Hand zur Tür. „Wenn ich euch brauchen sollte, dann rufe ich!“
Die Wache, die Ylfa den Arm verdreht hatte, warf ihr noch einen hasserfüllten Blick zu, dann verließen die beiden Waffenmänner den Raum. Ylfa war es bei seinem Blick eiskalt den Rücken hinuntergelaufen. Sie wusste, wann sie einen Feind hatte, vor dem sie auf der Hut sein musste.
Gisela trat zu Ylfa heran und schaute sie besorgt an.
„Tut es sehr weh? Ich könnte diesem unangenehmen Kerl den Hals umdrehen. Wie kann er eine Frau behandeln wie einen Schwerverbrecher?“, empörte sie sich.
„Ich bin keine gewöhnliche Frau. – Keine Jungfer von adligem Blut. – Ich bin eine Wilde, eine Kriegerin! – Und eine Hure! –
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