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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nächsten war.
    »Lieber Gott, wo warst du?« Hastig befreite ich meine Beine aus der Decke und stand auf. Doch ich hielt inne, als er schwer in den zweiten Sessel auf der anderen Seite des Tisches sank, die Unterarme auf die Oberschenkel stützte und die Hände zwischen die Knie hängen ließ. »Ich hatte Angst, du wärst vielleicht...«
    »... fortgegangen?« Erschreckend müde wandte er den Blick vom Boden ab und mir zu. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    Mit einem entsetzten Laut fiel ich auf das Sofa zurück.
    »Nein!« In hilflosem Protest schüttelte ich den Kopf. Julien vergrub sekundenlang das Gesicht in den Händen, ehe er erneut hersah. »Das heute Morgen ... so etwas hätte nie geschehen dürfen.«
    »Neal hat dich ...«
    »Ich rede nicht von Neal. Um ein Haar hätte ich dich angegriffen. - Großer Gott, ich hatte meine Zähne schon an deinem Hals!« Er sprang so abrupt auf, dass ich zusammenzuckte. Ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Zügen, als wäre meine Reaktion ein Beweis für irgendetwas.
    »Aber du hast mich nicht gebissen!« Ich stand ebenfalls auf und ging zu ihm hinüber.
    Julien wich vor mir zurück, bis er an das Fensterbrett stieß. »Genau das ist der Punkt. Du hast nicht!«
    Behutsam legte ich die Hand an seine Wange. Er stand wie erstarrt. Sein Gesicht war kalt. »Alles andere zählt nicht. - Zumindest nicht für mich.«
    Sekundenlang rührte er sich nicht. Dann, ganz langsam, atmete er aus und schloss die Augen, drehte den Kopf ein wenig und küsste meine Handfläche, ehe er mich sehr behutsam in die Arme nahm. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass er sich an mir f esthielt. Ich zog ihn sacht ein bisschen näher und nach einem Moment lehnte er die Wange an meinen Scheitel.
    »Ich wünschte, ich könnte das alles ändern«, flüsterte er irgendwann in mein Haar. »Ich würde alles dafür geben.«
    Etwas klammerte sich um mein Herz und drückte es zusammen. Ich nahm ihn fester in die Arme. Wie lange wir so dastanden, konnte ich nicht sagen. Irgendwann löste Julien sich ein Stück von mir.
    »Du solltest ins Bett gehen«, sagte er leise. »Es ist fast drei. - Oder soll ich morgen in der Schule anrufen und dich krankmelden?«
    »Das geht nicht.« So verlockend das Angebot war, würde es doch bedeuten, dass Julien morgen auch nicht zur Schule ging. Lieber machte er blau und trug die Konsequenzen, als mich allein zu lassen. »Wenn du dich morgen bis eins nicht bei Mr Arrons gemeldet hast, um dich den Konsequenzen deiner Zerstörungswut zu stellen, fliegst du von der Schule, hat er gesagt.«
    Julien
    verzog
    das
    Gesicht,
    als
    hätte
    er
    Zahnschmerzen, nickte aber.
    Einen Moment zögerte ich. »Wenn ich dich fragen würde, was Neal zu dir gesagt hat, würdest du es mir erzählen?«
    Er wich meinem Blick aus. »Es ist nicht wichtig.«
    Mit nichts anderem hatte ich gerechnet. Den Gedanken, ihn danach zu fragen, wo er den ganzen Nachmittag und die halbe Nacht gewesen war, verwarf ich. Ich konnte mir gut vorstellen, dass mir die Antwort nicht gefallen würde. »Lass mich noch die Chips-Sauerei beseitigen, dann komme ich hoch.«
    »Nein!« Mit einem Kopfschütteln verhinderte er, dass ich mich bückte. »Ich erledige das. Geh du schon nach oben. Du brauchst im Bad ohnehin länger als ich.« Sanft schob er mich Richtung Tür.
    Neben dem Tisch blieb ich noch einmal stehen. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Julien sah mich an. »Das tut mir leid.« Etwas, das Schmerz am nächsten kam, zuckte um seinen Mund.
    »Ich wollte dir nie wehtun.«
    Ohne zu überlegen, ging ich rasch zu ihm zurück, nahm sein Gesicht in beide Hände und küssten ihn zart.
    »Ich liebe dich, Julien DuCranier«, flüsterte ich an seinen Lippen. »Du bist ein Dummkopf, wenn du denkst, irgendetwas könnte das ändern.« Langsam löste ich mich und trat zurück. »Und solltest du es jemals wagen, dich aus meinem Leben stehlen zu wollen, dann gnade dir Gott.«
    Alles, was Julien zustande brachte, war ein leicht benommenes Nicken. Ich ließ ihn stehen und lief die Treppe hinauf.
    Er brauchte länger, als ich erwartet hatte, sodass ich schon im Bett lag, als er in mein Zimmer kam. Was er in der Hand hatte, erkannte ich erst nach einem zweiten, genaueren Blick: eine Pyjamahose. Was sollte das?
    Gewöhnlich schlief Julien in seinen Shorts. Ich war diejenige mit dem züchtigen Pyjama. Einen Moment sah er auf mich herab, dann knipste er das Licht aus und zog sich im Dunkeln aus - und wieder an. Minutenlang war nur das

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