Das Herz Des Daemons
welchem. Der eine ist nicht besser als der andere. Sie nehmen sich, was sie wollen, egal wer Preis an ihrer Stelle dafür zahlt.« Abermals schüttelte er den Kopf »Es ist wirklich unverantwortlich, dass deine Familie dich einfach in Adriens Obhut lässt. - Andererseits: Im Grunde geht es mich nichts an. Und man sollte meinen, dass drei der mächtigsten und ältesten Fürsten wissen, was sie tun, nicht wahr?« Er ergriff meine Hand quer über den Tisch hinweg. »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Ich mache mir lediglich Sorgen um dein Wohlergehen.«
Sekundenlang saß ich da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Glaubte er tatsächlich, mir war nicht bewusst, was er hier gerade veranstaltete? Nein, bestimmt nicht. Aber letztendlich war das gleichgültig. Er hatte seine »Botschaft« überbracht. Und auch wenn er nicht sicher wissen konnte, dass Julien ... Adrien mir nichts über seine Vergangenheit erzählt hatte - ob sie nun so aussehen mochte, wie Bastien behauptete oder nicht -, hatte-er doch genau darauf gesetzt. Ich entzog ihm meine Hand und er nahm seine wieder auf die andere Seite des Tischs.
»Du siehst blass aus, ist alles in Ordnung, mon ange?« Bastiens Stimme ließ mich aufsehen. Heuchler!
Aber zumindest bot er mir so eine Möglichkeit, von ihm wegzukommen. Und es gab nichts, was ich in genau diesem Augenblick lieber gewollt hätte.
»Nein, alles in Ordnung.« Ich bemühte mich um ein möglichst süßes Lächeln, das ich in einem ergebenen Seufzen enden ließ. »Allerdings ist mir gerade eingefallen, dass ich noch eine Hausarbeit für morgen fertig zu machen habe.« Mit Leidensmiene schob ich meinen Stuhl zurück, noch ehe er aufstehen konnte. »Tut mir leid, aber ich fürchte, ich muss gehen. Es macht dir hoffentlich
nichts
aus,
die
Rechnung
allein
zu
übernehmen.« Wieder schenkte ich ihm dieses Lächeln.
»Und keine Sorge: Ich komm schon nach Hause.« Damit marschierte ich an ihm vorbei und unter den verblüfften Blicken der Kellnerin aus dem Café.
Draußen atmete ich einmal tief durch und machte mich auf den Weg zum Hale-Anwesen. Zu Fuß! Dass es inzwischen sichtlich dämmerte und vermutlich schon dunkel sein würde, bis ich endlich dort ankam, interessierte mich nicht. Im Moment brauchte ich die Bewegung und die frische, schon ziemlich kühle Luft, um das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Ich knöpfte meine Jacke zu, schlug den Kragen hoch und rammte die Hände in die Taschen. Bastien hatte mir genau den richtigen Köder hingeworfen: Adriens beziehungsweise Juliens Vergangenheit. Zu jeder seiner Andeutungen stellte sich mir eine Frage: warum? Ich war mir sicher, dass Bastien mir nicht die Wahrheit gesagt hatte - zumindest nicht so, dass sie tatsächlich das Bild dessen widerspiegelte, was eigentlich geschehen war. Ich ballte die Fäuste in den Jackentaschen. Letztendlich gab es nur einen, der mir sagen konnte, was wirklich gewesen war. Aber nachdem er sich die ganze Zeit geweigert hatte, mit mir über seine Vergangenheit zu reden, würde er es auch jetzt kaum tun, nur weil ich Bastiens Köder geschluckt hatte.
Wann sich die schwarze Schnauze der Corvette neben mich geschoben hatte, konnte ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Irgendwann war sie da und hielt mit mir Schritt - was nicht mehr als Leerlauf sein konnte, dem Geblubber des Motors nach zu urteilen. Schließlich blieb ich stehen. Die Vette hielt neben mir. Im Inneren beugte Julien sich herüber, öffnete mir die Tür und gab ihr einen Stoß, damit sie aufschwang.
»Steigst du ein.7«, fragte er schlicht.
Ich tat es wortlos. Verglichen mit draußen war es hier wunderbar warm. Julien setzte denBlinker und reihte sich wieder in den übrigen Verkehr ein. »Warum hast du nicht angerufen?«
»Du hast mich ja auch so gefunden.« Schon wieder klang ich schnippischer, als ich es beabsichtigte. Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu. »Aber nur durch Zufall Ich bin dir nicht gefolgt. Stalking liegt mir nicht.« »Das habe ich auch nicht behauptet.« »Bastien kam mir in seinem Ferrari entgegen. Allein. Und zu Hause warst du nicht, also hab ich mich auf die Suche gemacht.«
Es war mir nicht bewusst gewesen, wie lange ich durch die Gegend marschiert sein musste. »Danke.«
»Nicht dafür.«
Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und sah Julien nachdenklich an. »Bastien fährt einen silbernen Ferrari.«
»Ja.« Julien blickt weiter auf die Straße.
»Ein silberner Ferrari stand auf dem Schulparkplatz und ist davongefahren, als
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