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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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waren geschlossen. Schlief er? Neben ihm schimmerte seine Geige im Kerzenlicht. Der Bogen lag darauf. So als hätteer für mich spielen wollen, es dann aber doch nicht getan , um mich nicht zu stören. Oder hatte er es getan und mein Schlaf war so tief gewesen, dass ich es nicht gehört hatte?Er wusste, wie sehr ich es liebte, wenn er für mich spielte, und jede Sekunde davon genoss. Ich sah wieder zu ihm hin. Seine Augen waren offen. Quecksilbern und unergründlich sahen sie mich an. Hatte ich tatsächlich angenommen, er würde schlafen?
    »Es geht dir besser«, murmelte er leise, ohne sich zu bewegen.
    »Ja.« Vorsichtig - nur um sicherzugehen, dass die Übelkeit mich nicht doch plötzlich wieder überfiel - streckte ich mich unter meiner Decke ein wenig, drehte mich weiter auf die Seite und erwiderte seinen Blick.
    »Du hast mir einen Wahnsinnsschrecken eingejagt, als du mir erst aus dem fahrenden Wagen springen wolltest und dann versucht hast deine Eingeweide neben die Fahrbahn zu würgen. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht ins Krankenhaus gefahren habe.«
    »Danke, dass du es nicht getan hast.«
    Julien schnaubte leise. »Du hast dich fürchterlich aufgeregt, als ich sagte, ich würde dich hinbringen.« Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich hatte ich vor, dich damit zu beruhigen, dass die Leute dir dort bedeutend besser helfen könnten als ich. Aber du hast dich erst wieder abgeregt, als ich versprochen habe, dich nach Hause zu fahren.«
    Unbehaglich kauerte ich mich unter der Decke wieder ein wenig mehr zusammen. Ich konnte mich nicht daran erinnern: weder daran, irgendetwas von dem wirklich verstanden zu haben, was Julien gesagt hatte, noch, selbst einen vernünftigen Satz hervorgebracht zu haben. Julien streckte die Hand nach mir aus und strich behutsam mit den Fingerspitzen über meine Stirn und dann meine Wange hinab zu meinem Kiefer und meiner Kehle.

    »Ich hatte entsetzliche Angst, das Falsche getan zu haben. Jetzt weiß ich, dass du nur geschlafen hast - sehr, sehr fest geschlafen -, aber als du so still dagelegen hast ...«, flüsterte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. Seine Fingerspitzen kehrten zu meiner Stirn zurück, nur um sich wieder auf ihren Weg abwärts zu begeben.
    »Es geht mir wieder gut.« Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich nicht, als hätte ich erst vor - ich schielte auf Juliens Armbanduhr - drei Stunden versucht mir die Seele aus dem Leib zu spucken. Aber jetzt, da mein Verstand wieder funktionierte, war da ein ganz bestimmter Gedanke - nein, eher eine Hoffnung.
    »Wäre es ... Kann es sein, dass das die ersten Anzeichen meines Wechsels waren?«, fragte ich zögernd. Juliens Bewegung endete, er zog die Hand zurück und sah mich an, forschend, nachdenklich und zugleich irgendwie traurig.
    »Dawn ...«, setzte er an, doch ich ließ ihn nicht weiterreden.
    »Könnte es nicht doch sein?«
    »Dann hättest du andere Symptome.«
    »Julien ...«
    Er seufzte. »Also gut. Auch wenn ich nicht glaube, dass du recht hast. Lass mich sehen.« Seine Hand schwebte über meinem Mund. »Nicht erschrecken.« Vorsichtig hob er meine Oberlippe an und drückte dann über meinen Eckzähnen gegen das Zahnfleisch. Ich fuhr zurück. Scharfe Falten erschienen auf seiner Stirn, die im Kerzenlicht noch tiefer wirkten, während er die Hand wegnahm. »Hat das wehgetan?«
    »Nein. Ich bin nur...«
    »... erschrocken.« Erneut seufzte er. »Wenn dein Anfall vorhin tatsachlich ein Vorzeichen deines Wandels gewesen wäre, hätte das gerade mehr als wehtun müssen. - Es tut mir leid, Dawn.«
    »Aber was war es dann?« Ich biss mir auf die Lippe. Warum brannten meine Augen plötzlich? Julien wusste, wovon er sprach. Warum hatte ich ihm nicht geglaubt?
    Warum nur?
    »Ganz ehrlich? - Ich weiß es nicht.« Neben meinem Bett hockte Julien sich auf die Fersen zurück. »Hast du in Bastiens Gegenwart irgendetwas gegessen oder getrunken?«
    »Nur einen Latte, in einem Café. Aber er war die ganze Zeit bei mir, bis die Kellnerin die Bestellung brachte. - Meinst du wirklich, er würde ...«
    »Ich kann es zwar nicht zu einhundert Prozent ausschließen, aber ich glaube eigentlich nicht, dass er so etwas tatsächlich wagen würde. Vor allem, da ja offiziell bekannt ist, dass er darum gebeten hat, dir den Hof machen zu dürfen.« Er warf einen kurzen, nachdenklichen Blick zu der Schüssel auf meinem Nachttisch, ehe er wieder mich ansah. »Susan hat doch gesagt, dass Mike sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen

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