Das Herz Des Daemons
Dawn?« Bedeutungsvoll maß sie mich von Kopf bis Fuß.
»Kann es sein, dass du den Halloween-mit dem Abschlussball verwechselt hast, oder was willst du darstellen?« Sie strich sich eine der Goldschnüre ihrer schwarzen Perücke ins Dekolleté. Ihr Gefolge kicherte, während die Vogelscheuche es endlich schaffte, sich daran zu erinnern, mit wem er hier war.
Scheinbar entsetzt riss ich die Augen auf. »Du kannst nicht erkennen, als was ich verkleidet bin?« In einer dramatischen Geste hob ich eine Hand an meine Kehle - und lenkte damit Cynthias Blick ganz nebenbei auf die glitzernden roten Steine an meinem Hals. »Ich bin die sterbliche Geliebte eines Prinzen der Nacht.« Irgendwie klang mir »Vampir« ein wenig zu banal. Und wenn man es genau nahm, war Julien ja eigentlich auch kein Vampir. Ich schenkte ihr mein süßestes Lächeln. »Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss zu meinem Herrn und Meister zurück.« Mit einem Nicken wies ich zur Kasse, wo Julien eben über die Köpfe der anderen hinweg herübersah. »Wenn er ungeduldig wird, neigt er dazu, Blut zu vergießen.« Noch immer lächelnd schob ich mich an ihr vorbei. Vielleicht war es Einbildung, aber ich glaubte Cyns Blick auf dem ganzen Weg zu Julien in meinem Rücken zu spüren.
Auf seine über der dunklen Brille fragend gehobene Braue schüttelte ich den Kopf. »Wenn C,yn an Kleopatras Stelle gewesen wäre, hätte die Schlange sich geweigert sie zu beißen, aus Angst, sich dabei selbst zu vergiften«, erklärte ich mit einem ähnlich süßen Lächeln wie eben, beachtete seinen seltsamen Hustenanfall nicht und spähte an ihm vorbei in den Saal. Ein Stück weiter drin, in einer strategisch äußert günstigen Position zu den Getränken und dem Büfett, das unter anderem solche Dinge wie »abgehackte Finger« und »Augäpfel auf Mageninhalt« zu bieten hatte, winkte eine Gestalt in Sträflingskleidung: Susan. Der Zorro neben ihr war, soweit ich das erkennen konnte, Mike und der Werwolf, dem er eben beinah mit seinem Degen ein Auge ausgestochen hätte, demnach vermutlich Ron. Neal hatte - zu meiner Erleichterung - Anwesenheitspflicht auf der Halloween-Party seiner Eltern und Beth musste heute Nacht ja im Ruthvens arbeiten. Ein kurzes Nicken, dann steuerte ich auf die drei zu, Ju lien dicht hinter mir. Auf dem Weg dorthin zog ich so ziemlich jeden Blick auf mich, und ungefähr in der Hälfte hörte ich meinen Freund etwas murmeln, was wie ein Fluch klang. Ich glaubte robe zu verstehen - das meines Wissens Französisch für »Kleid« war. Demnach musste er sich wohl auf mich und besagtes Kleid beziehen. Es war schwer, mir das Grinsen zu verbeißen. Zudem: So ziemlich jedes weibliche Wesen im Raum gaffte ihn an; also war es nur gerecht, wenn ich auch einmal meinen Teil abbekam.
Mit einem weiteren Strohballen, den wir aus der Dekoration besorgten, bauten wir bei denbeiden an, die Susan, Mike und Ron bereits als Sitze annektiert hatten, und machten es uns bequem. Julien setzte sich mit dem Rücken zur Wand.
Allerdings schien es Mr Arrons, der offenbar gerade die Aufsicht über das Büfett hatte, ein gewisses Unbehagen zu bereiten, meinen Freund so nahe beim Punsch zu wissen. Dabei war Julien der Letzte, der ein Interesse
daran
hatte,
den
Inhalt
der
großen
Glasschüssel mit etwas Hochprozentigem ein wenig aufzupeppen. Aber wie immer nahm Arrons natürlich von ihm nur das Allerschlimmste an. Als er dann auch noch loszog, um uns einen Teller Augäpfel und Co. zusammen mit einem Glas Punsch zu besorgen, stand er unter permanenter Observation durch unseren Schulleiter. Dass ich die Einzige von uns beiden war, die sich letztlich über seine Beute hermachte - die wir uns vorgeblich teilten - schien niemandem aufzufallen. Wir waren nicht die einzigen Vampire. Nun ja, zugegeben, ich war die einzige sterbliche Geliebte eines Vampirs, aber Kostüme der Marke: weißes Make-up, rot geränderte
Augen,
schwarzer
Anzug,
weißes
Rüschenhemd, Fledermauscape und Plastikgebiss gab es noch drei oder vier weitere, die im Laufe der nächsten Stunde an uns vorbeiflanierten und die »Geliebte«
begutachten wollten - wobei Juliens »Geständnis«, dass er vergessen habe, sich künstliche Fänge zu besorgen, Grinsen und mitleidiges Schulterklopfen auslösten. Ich diskutierte
mit
Ron
gerade
die
Vorteile
eines
rückenfreien Seidenkleides gegenüber denen eines pelzigen Werwolf-Vollkostüms in einer ziemlich warmen Turnhalle, als Julien unvermittelt meine Hand
Weitere Kostenlose Bücher