Das Herz des Eisplaneten
Steve abstützte.
»Ich stelle hier die Verbindung her«, sagte Torkel barsch. Dann sah er das Stirnrunzeln seines Vaters und gewährte Margolies einen Anflug seines diplomatischen Lächelns. »Will sagen, ich werde schon mal Meldung machen, während Sie und mein Vater die
Berichtaufnahme fortsetzen.«
Mit einem Kopfnicken wies Hauptmann Greene den am wenigsten verwundeten seiner Mannschaft, einen kleinwüchsigen Schwarzen an, Steve und Torkel dabei zu helfen, das Funkgerät von Stevens Gürtel zu lösen.
»Und während Sie Ihre Kieferlade üben, Dr. Fiske, kümmere ich mich mal um Ihren Arm«, sagte Clodagh zu dem Wissenschaftler. Sie kniete vor ihn nieder und begann damit, die Armbinde zu öffnen.
»Dama, ich habe jetzt schon so lange gewartet«, sagte Fiske mit großer Würde und verwahrte sich gegen ihre Behandlung. »Da kann ich bestimmt noch… Aua! Wie haben Sie das denn gemacht?« Er musterte seinen frisch eingerenkten Arm und blickte schließlich Clodagh mit respektvoll geweiteten Augen an.
»Eine Fertigkeit, die ich mir angeeignet habe«, sagte sie. Dann tauchte sie ein Stück der Binde in einen Topf mit ihrer Salbe und verband damit geschickt den Bruch. Als sie fertig war und sich die
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Hände abgespült hatte, war der Verband bereits hart geworden. »Das ist etwas bequemer, bis Sie wieder zurück sind.«
»Aber dieser Verband… Ich kann es nicht fassen«, stammelte Fiske und tippte prüfend gegen die Schale.
Sanft aber entschieden nahm sie wieder seinen Arm, legte ihn erneut in die Schlinge und band ihn vor seiner Brust fest. Dann widmete sie sich dem blutgetränkten Verband an seiner Wade.
»Das muß genäht werden«, entschied sie nach einem kurzen Blick.
»Die Wunde ist gereinigt und verbunden worden«, sagte Fiske gereizt und hielt beim Anblick seines klaffenden Fleisches kurz die Luft an.
»Gute Arbeit«, stimmte Clodagh zu und gab eine Handvoll feuchter Salbe auf die Wunde.
Fiske hörte auf zu zischen und blickte überrascht hin. »Das hat ja gar nicht weh getan!«
»Medizin muß nicht unbedingt weh tun oder schlecht schmecken, um wirksam zu sein. Möchte mal wissen, wer diesen blöden, alten Aberglauben in die Welt gesetzt hat«, sagte sie mit der ganzen Verachtung der erfahrenen Praktikerin. Aus einem anderen Päckchen holte sie eine bereits eingefädelte Nadel und machte sich daran, die Wunde mit sauberen Stichen zu vernähen.
Trotz seines anfänglichen Widerwillens war Fiske immer mehr von ihren schnellen Bewegungen fasziniert. »Wo haben Sie Ihre Ausbildung genossen?« fragte er anerkennend.
»Wenn man auf Petaybee lebt, lernt man eine Menge nützlicher Dinge«, sagte sie gelassen und band den letzten Stich ab. »Vielleicht nicht unbedingt dasselbe, was Ihre Mediziner verwenden würden, aber es funktioniert. Und mehr verlangen wir doch von der Medizin gar nicht, nicht wahr?« fügte sie hinzu. »Noch irgend etwas?«
Er hatte noch eine weniger ernste Schnittwunde etwas tiefer am Bein, die sie mit zwei sauberen Stichen vernähte. Dann trug sie eine aromatische Feuchtkompresse auf das geschwollene, wunde Fleisch seines Fußknöchels auf.
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Während Torkel und das Mannschaftsmitglied einen Hubschrauber anforderten und Clodagh sich mit Dr. Fiske zu schaffen machte, half Yana Bunny dabei, etwas von den Vorräten der Rettungsmannschaft aufzuwärmen. Nach einer Weile hatten sie einen nahrhaften Fleischeintopf mit Wasser rehydriert und in einem seines Futters entledigten Fliegerhelm zum Kochen gebracht. Clodagh beendete ihre Behandlung Whittaker Fiskes. Yana bot dem alten Mann etwas von dem Eintopf an, und er dankte ihr ohne die geringste Spur einer Unfreundlichkeit, wie sie sein Sohn an den Tag legte.
Yana hatte auch für Clodagh eine Portion fertig gemacht und drückte sie der Heilerin mit einem festen Blick in die Hand, der keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, was geschehen würde, wenn Clodagh nicht sofort essen würde.
»Liegt das nur daran, daß ich sehr hungrig bin und die Energieriegel satt habe, oder schmeckt das wirklich so gut?« fragte Whittaker Fiske freundlich.
»Der Hunger ist immer eine gute Soße«, meinte Clodagh. »Hier ist noch etwas Würze, das verleiht dem Ganzen den letzten Pfiff.« Sie holte ein Kräuterfläschchen aus ihrem geräumigen Medizinbeutel und streute etwas Pulver in seine Schale, dann in ihre eigene, um es schließlich auch Yana anzubieten.
Yana nahm neben ihr Platz und grinste. »Clodagh ist viel zu bescheiden, Dr. Fiske. Das
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