Das Herz des Eisplaneten
sie nicht einmal zusammen, als sie sah, daß es nicht mehr dort stand, wo sie es geparkt hatte.
Sie war darauf eingerichtet, Diego und Steve Margolies ins Dorf zurück zu bringen, damit Steve dort Clodagh und die anderen kennenlernen und mit ihnen darüber sprechen konnte, was mit den beiden Metaxos geschehen war. Steve war auf dasselbe Fachgebiet spezialisiert wie Dr. Metaxos, und wenn man ihn nur dazu bringen könnte, die Sache unvoreingenommen anzugehen, würden sie sich damit eines weiteren Verbündeten versichern.
Bunny hatte es während des Nachtgesangs in der Höhle gespürt –
nur ein allerleisestes Beben, nichts, was jemand, der mit dem Planeten nicht vertraut war, bemerkt hätte; doch der Planet war besorgt, verängstigt. Auch Sean hatte es gespürt, aber Bunny war sich sicher,
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daß er alles Negative aus seinem Geist verbannt hatte, um Yana zu helfen. Sie warteten darauf, daß Steve sein Gespräch mit dem behandelnden Arzt von Dr. Metaxos beendete, und so war sie mit Diego schon einmal losgegangen, um das Schnokel zu starten.
»Ich muß jetzt gehen«, sagte sie zu Diego gewandt. »Die haben mir mein Schnokel weggenommen, aber ich denke, du und Steve sollten den nächstmöglichen Transport nach Kilcoole nehmen.«
»Vielleicht kann die Majorin uns ja eins über ihren Freund besorgen, diesen Fiske«, schlug Diego vor, der nicht begriff, was vorgefallen war.
Bunny schüttelte den Kopf, während sie sich von ihm löste. »Wenn mit der Majorin alles in Ordnung wäre, wäre mein Schnokel auch noch da.«
»Ich komme mit dir.« Diego kapierte es immer noch nicht.
»Ich muß zu Fuß gehen. Du würdest erfrieren.«
»Ach was, es ist doch warm heute. Ich…«
»Nein. Wir treffen uns später. Bring Steve mit, dann werden wir ihn Clodagh vorstellen. Ich muß gehen, bevor die mich erwischen, Diego.
Lebwohl.«
Sie hörte nicht mehr, ob er ihr Lebwohl erwiderte oder nicht, als sie zwischen die Gebäude huschte. Sie lief um den Fluß und hielt auf Kilcoole zu. Dort würde sie Charlies Hunde holen und sich woanders hinbegeben. Vielleicht in Sineads altes Blockhaus, wo Sinead gelebt hatte, bevor sie sich mit Aisling zusammentat. Die PTBs würden nicht wissen, wo das lag.
Bunny hoffte, daß Diego Yana berichten würde, was sie getan hatte, doch da wurde ihr klar, daß es wahrscheinlich stimmte, was sie zu Diego gesagt hatte: Mit Yana stimmte nicht mehr alles. Entweder hatte dieser rothaarige nette Hauptmann, ihr nicht helfen können, oder er war vielleicht doch nicht so nett, wie es schien. Ein Grund mehr für Bunny, ins Dorf zurückzukehren und Hilfe zu holen. Hinter sich vernahm sie weitere landende Shuttles und roch die Dämpfe der erhitzten Raumschiffhüllen. Es waren inzwischen so viele Firmenleute
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mit ihren Maschinen da. Diese Leute benahmen sich, als müsse ihr Volk alles tun, was sie verlangten.
Das Mädchen rannte nicht, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Sie versuchte, sich mit dem Rhythmus des Windes und des Schnees zu bewegen, nur daß der Schnee heute nicht wehte sondern schmolz.
Diego hatte recht. Es war ein sehr heißer Tag. Sobald Bunny meinte, außer Sichtweite der Raumbasis und der Flußstraße in Sicherheit zu sein, zog sie ihren Parka aus.
Sie konnte das Dröhnen der Schnokel auf dem Fluß hören: Das Geräusch war jetzt irgendwie gedämpft. Der Tag war wirklich sehr warm. Wärmer, als es jemals mitten im kurzen Sommer von Petaybee wurde, wenn der größte Teil des Schnees geschmolzen war und man im Haus kein Feuer mehr brauchte. Doch wie konnte das sein? Das Tauwetter wäre erst in einigen Wochen fällig gewesen, und selbst dann hätte es normalerweise erst einen Riß im Eis gegeben, am nächsten Tag eine weiche Stelle, und dann hätte sich das Eis in Bewegung gesetzt. In dieser Jahreszeit war es noch nie so früh derartig heiß geworden.
In der Ferne war eine Explosion zu vernehmen. Bunny war nicht überrascht. Sie hatte gesehen, wie heute morgen eine
Schnokelkolonne des Korps mit Sprengstoff beladen von Kilcoole in Richtung Norden aufgebrochen war. Sie behaupteten, daß sie dort
›Erkundungen‹ durchführten, was aber nur bedeutete, daß sie Wunden in die Oberfläche des Planeten rissen.
Obwohl die Explosion sich sehr weit entfernt anhörte, ließen die Stoßwellen den Boden unter ihren Füßen erzittern.
Ihre Stiefel waren aus Leder und für trockenen Schnee geeignet. Sie besaß noch ein weiteres, wasserdichtes Paar, das sie im Früh-und Spätwinter trug,
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