Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
zu mir kommen.
Bis dahin wird sie euch beiden eine gute, pflichtbewusste Tochter sein.«
»Nein.«
»Du wirst nicht einmal mehr am Leben sein, Grace, wenn das passiert.«
»Und was, wenn ich keine siebte Tochter haben werde? Wenn ich mich sterilisieren lasse oder die Pille nehme?«
Er wirkte entsetzt. »Das kannst du nicht tun!«
»Kann ich wohl.«
»Warum solltest du deinem eigenen Fleisch und Blut diese Gabe vorenthalten wollen?«
»Und was ist, wenn sie diese … diese Gabe nicht will?«
»Aber sie wird sie wollen!«
»Woher wollen Sie das denn wissen?«
»Weil sie euer beider Kind sein wird.« Er rieb sich die Stirn und schloss frustriert die Augen. Schließlich sah er sie mit einem stetigen, ernsten Blick wieder an.
»Grace, Winter wird eine wunderbare Frau sein. Und vorher ein neugieriges Kind, das sich für alle Freuden und Geheimnisse dieser Welt interessiert, ganz ähnlich wie du. Und jetzt sag mir die Wahrheit«, meinte er und legte seine Hand mit der Handfläche nach oben auf den Tisch in ihrer Nähe. »Wenn du auch nur ein Tausendstel von diesen Geheimnissen erfahren könntest, würdest du nicht gern sehen wollen, wie sie vor deinem Verstand enthüllt werden? Nimm meine Hand, Grace, und ich gebe dir einen Ausblick darauf, was für Kräfte deine Tochter erwarten.«
Sie starrte seine langfingrige, vom Alter gegerbte Hand an. O ja, sie wollte sie berühren. Sie wollte einen Blick auf diese Geheimnisse werfen. Nur einen ganz kleinen.
Langsam und vorsichtig legte sie ihre Hand mit der Handfläche nach unten in die seine. Ein warmes Kribbeln wanderte durch ihren Arm und in ihren Kopf, als Daar sanft die Hand über der ihren schloss.
Plötzlich blitzte es in ihrem inneren Auge auf wie ein Energiestrahl, und sie reiste mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum – rückwärts in der Zeit.
Nein. Halt. Sie wollte in der Zeit nach vorn gehen, nicht rückwärts. Sie wollte sehen, wie die Menschen auf dem Mars lebten und im Urlaub zum Mond flogen und zurück. Und sie wollte sehen, wie sie mit Ionenantrieb dorthin transportiert wurden.
Stattdessen sah sie Gefühle, nicht Bilder. Sie konnte beinah den Stolz einer Mutter berühren, die zum ersten Mal ihr Kind in den Armen hielt. Sie konnte die Aufregung eines Kleinkindes sehen, wenn es entdeckte, dass es durch Lächeln das Lächeln eines anderen bewirken konnte, und dazu eventuell noch einen Kuss und ein Streicheln. Sie konnte die Sorge einer Mutter spüren, die ihren neugeborenen Sohn nicht in dieser Welt allein lassen wollte ohne das Versprechen, dass er bei seinem Vater aufwachsen würde. Und sie sah den Tod als Anfang von etwas Neuem.
Sie sah das alles wie Farben vor ihrem inneren Auge, nicht direkt als Gefühle – leuchtend, klar, in Einzelheiten und vierdimensional. Es war Energie in Materie verwandelt und es bewegte sich in einer Geschwindigkeit, durch die alles zeitlos wurde. Konstant, ohne Anfang oder Ende – einfach präsent, überall.
Grace öffnete die Augen, als Daar ihre Hand losließ und sich, den Blick aufmerksam auf sie gerichtet, auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Sie ist immer noch bei dir, Grace«, erklärte er ihr. »Mary war deine Wächterin seit deiner Geburt, und sie wird den Rest deines Lebens in deinem Herzen sein.«
Sie konnte nicht sprechen. Sie betrachtete die Dose auf dem Tisch neben ihnen, dann sah sie Daar wieder an.
»Lass Winter dieses Geschenk erhalten, Grace. Erlaube deiner Tochter, ihr Schicksal zu erfüllen. Schenk ihr das Leben, und dann lass sie zu mir kommen, wenn sie bereit ist.«
»Wird sie zu Ihnen kommen wollen?«
»Ja.«
Grace senkte den Blick und überlegte, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Der Mann war ein geweihter Priester! Er fluchte vielleicht gelegentlich, aber ganz sicher würde er sie nicht anlügen.
»Frag mich«, erklärte er, als könne er ihre Gedanken lesen. »Benutz einfach deine linke Hirnhälfte.«
Grace beschloss, dieses Angebot anzunehmen. Oder seinen Bluff auffliegen zu lassen. Sie hatte Millionen von Fragen, auf die sie eine Antwort wollte – was genau beim See geschehen war, wie es möglich gewesen war, dass Grey und die anderen durch die Zeit reisten, und warum der Priester nicht einen Mann für sie hatte finden können, der keine achthundert Jahre alt war.
Sie beschloss, einen Schritt nach dem anderen zu gehen, und stellte die Frage, die sie schon die ganze Woche beschäftigt hatte. »Was ist mit Jonathan und den anderen Männern passiert? Sind sie tot?«
»Nein«,
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