Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
sagte er und schüttelte den Kopf. »Aber sie befinden sich gewissermaßen in einer schwierigen Lage.« Vergnügt kicherte er in sich hinein. »Mach dir ihretwegen keine Sorgen, Mädchen. Mit all ihrem Wissen aus der modernen Zeit regieren sie inzwischen wahrscheinlich irgendein Land des zwölften Jahrhunderts.«
»Was hatten Sie ursprünglich vor, als Sie den Stock auf sie gerichtet haben?«
»Es ist ein Stab, Mädchen, kein Stock. Und ich hatte eigentlich nur vor, sie für eine Reise um die Welt kurz ins All zu schicken und dann vielleicht zu einem Urlaub in der Sahara abzusetzen.« Er verzog plötzlich finster das Gesicht. »MacKeage hätte uns beinah allen den Garaus gemacht.«
»Können Sie mir sagen, ob ein Ionenantrieb funktioniert?«, lenkte sie ab, um ein anderes Thema anzuschneiden.
»Nein.«
»Nein, er funktioniert nicht, oder nein, Sie wollen es mir nicht sagen?«
Er warf ihr ein anerkennendes Lächeln zu. »Er wird funktionieren, Grace. Mit der Zeit. Genau genommen«, sagte er und beugte sich zu ihr vor, »deine vierte Tochter wird dafür sorgen, dass er funktioniert.«
Grace legte die Hände über den Mund »Tatsächlich?«
»Aber verrate das Grey nicht«, meinte er flüsternd.
»Warum?«, flüsterte sie nun ebenfalls.
»Weil er eine Hand voll Jungen haben will, um seinen Clan wieder zu seiner ursprünglichen Größe aufzubauen. Und wir werden es alle viel leichter haben, wenn er nicht merkt, dass er sie nicht bekommt, bis es zu spät ist.«
»Sie haben Grey nicht erzählt, dass er so viele Töchter bekommen wird?«
»Ich bin alt, Mädchen, nicht dumm«, sagte er und lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück.
»Wann haben Sie mit Grey gesprochen?«
»Am Tag, nachdem er meinen Stab in den Teich geworfen hat.«
»Es tut mir Leid, dass er das getan hat, Vater«, sagte sie ernst und wünschte, sie hätte ihn wieder zurückholen können.
»Dir tut es nicht halb so Leid wie mir.« Plötzlich stand er auf. »Es wird langsam spät, und ich habe noch eine lange Wanderung vor mir.«
»Sie werden doch wohl jetzt nicht den ganzen Weg zurück zu Ihrer Hütte gehen, oder?«, fragte sie und stand ebenfalls auf.
»Na ja, anders kann ich da nicht hinkommen. Dafür hat dein Mann gesorgt.«
»Er ist noch nicht mein Mann.«
Er drehte sich um und musterte sie. »Doch, Grace, das ist er. Du hast es nur noch nicht bemerkt. Du glaubst, du brauchst
eine Zeremonie, damit es legal wird. Ich wünschte allerdings, du würdest diese kindische Vorstellung aufgeben. Genauso wie die Idee, dass du mit dem Mann nicht schlafen darfst. Er ist wirklich unleidig wie ein gereizter Bär, wenn man in seiner Nähe ist.«
Grace spürte, wie sie rot wurde bis zu den Zehen. Sie stand mit einem Priester mitten in ihrer Küche, und er befahl ihr nahezu, Sex mit Grey zu haben.
»Das ist keine Sünde, musst du wissen«, wurde er noch deutlicher. »Du bist in aller Augen, außer deinen eigenen, verheiratet. Es ist eine Sünde gegen die Natur, wenn eine Frau nicht mit ihrem Mann schläft.«
Am liebsten wäre sie aus Scham im Boden versunken. »Sie – Sie stammen aus einer noch viel früheren Zeit als Grey, stimmt’s?«
»Ja.« Er reckte sich stolz. »Im kommenden März werde ich eintausendvierhundertundzweiundneunzig Jahre alt sein.«
Herr im Himmel – war das ein Alter!
»Okay, aber dies ist das einundzwanzigste Jahrhundert«, parierte sie nun fast ungerührt – und für den Fall, dass ihm das noch nicht so richtig klar war. »Frauen sind für mehr gut, als lediglich das Bett eines Mannes zu wärmen. Und Männer sind etwas zivilisierter und verlangen solche Dinge nicht unentwegt.«
»Ich nehme an, jemanden den Hintern zu versohlen haben sie auch abgeschafft«, murmelte er verbittert im Gehen, und Grace starrte hinter ihm her auf die offene Küchentür, die zur Veranda hinausführte. Sie lief knurrend hin und donnerte sie hinter dem unverschämten alten Priester zu. Prompt rauschte scheppernd und klirrend eine halbe Tonne Eis vom Dach. Grace riss hastig die Tür wieder auf, um nachzusehen, ob sie ab jetzt in der Hölle schmoren würde, weil sie einen Priester umgebracht hatte.
Er stand in der Mitte ihrer Einfahrt und funkelte sie finster an. Sie lächelte, winkte und schloss die Tür wieder, diesmal leise. Sie sah noch zwei Minuten lang bunte Pünktchen vor ihren Augen tanzen, weil die Sonne draußen so grell geschienen hatte.
Der Eisregen hatte neun Tage gedauert, und das Eis schmolz immer noch langsam von den
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