Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
können, was sie jetzt spürte. Die Leidenschaft überwältigte sie, doch sie legte die Hände auf seine Schultern – und schob ihn weg. »W-warum hast du das jetzt getan?«, fragte sie und klammerte sich an der Seite des Flugzeugs fest, weil sie Angst hatte, ihre Knie würden nachgeben.
»Ich hatte einfach Lust dazu.«
Na, das war eine Antwort, die ausgesprochen gut zu Greylen MacKeage passte!
Sie musste zugeben, dass es sich köstlich angefühlt hatte, seine Lippen auf den ihren zu spüren.
»Und was hättest du getan, wenn ich gesagt hätte, ich bin verheiratet?«
Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem halben Grinsen. »Ich hätte dich trotzdem geküsst. Ein Mann, der seine Frau in solche Schwierigkeiten geraten lässt, verdient sie nicht. Und deswegen wärst du nach meiner Sichtweise frei.« Er nahm ihr Kinn in die Hand. »Aber das ist eine sinnlose Überlegung, stimmt’s, Grace? Der Vater des Babys spielt keine Rolle mehr für dich.«
»Warum bist du da so sicher?«
»Weil Frauen mit Männern oder Liebhabern nicht vier Wochen nach der Geburt ins Elternhaus zurückgehen.«
Na ja, dieses Argument konnte sie wohl kaum widerlegen. Schließlich hatte sie wirklich weder Mann noch Liebhaber. Andererseits hatte sie das Baby auch nicht vor vier Wochen geboren.
»Bist du bereit zum Aufbruch?«, fragte er.
»Ja.«
»Dann lass uns versuchen, ob wir das Baby auf meine Brust umpacken können, ohne es aufzuwecken.«
Inzwischen zitterten nicht mehr nur ihre Knie, sondern ihr ganzer Körper, und zwar nicht von der Kälte. Vielleicht war es die Hitze. Sie fühlte sich ungewöhnlich warm. Ob wild gewordene Hormone Wärme erzeugten?
Grace ließ vorsichtig das Flugzeug los, an dem sie sich festgehalten hatte, und öffnete ihre Jacke. Sie zog sie aus und genoss dabei die kalte Luft. Sie drehte Grey den Rücken zu.
»Du musst die Schnallen auf meinen Schultern aufmachen«, erklärte sie. »Wenn das Baby nicht in dem Träger sitzt, kann ich ihn gewöhnlich einfach über den Kopf ziehen. Aber wir müssen ja die Gurte sowieso verstellen.« Sie hob das Baby behutsam ein wenig an, um den Zug auf die Gurte zu verringern. »Also, ich halte ihn fest. Jetzt kannst du die Gurte lösen.«
Grey schnallte mit sicheren Bewegungen die Gurte auf, hob
das Baby von Graces Brust und legte es an seine eigene. Grace wandte sich um und stellte fest, dass sie zwei Probleme hatte. Erstens war es zu dunkel, so dass sie nicht sah, was sie tat, und zweitens hätte sie die Schnallen nicht erreichen können, selbst wenn sie sichtbar gewesen wären. Der Mann war halt deutlich größer als ihre ein Meter fünfundsechzig.
»Hm, könntest du bitte in die Knie gehen?«, fragte sie. Grey drehte den Kopf zu ihr, und sie konnte gerade noch sein Grinsen sehen. »Entschuldige«, sagte er. »Daran hab ich nicht gedacht.«
Er ging in die Hocke. »Reicht das?«, fragte er.
»Auf den Knien wärest du weiter unten.«
»Also, Mädel, ich habe gelernt, dass ein Mann lieber nicht schon am ersten Tag vor einer Frau auf die Knie sinkt. Das ist keine gute Voraussetzung für seine Zukunft.«
»Das ›Mädel‹ klingt, als ob du Schotte wärst«, meinte sie beunruhigt. Sie hatte angesichts seines leichten Akzents angenommen, er wäre vielleicht Ire. Ob er womöglich mit Michael MacBain verwandt war?
»Als Schotte geboren und aufgewachsen«, gab er zu.
»Und wie lange bist du schon in Amerika?«
»Oh, schon beinah drei Jahre.«
»Aber deine Sprechweise ist so … so … amerikanisch.«
»Weil ich jetzt Amerikaner bin.«
»Du hat mit Absicht daran gearbeitet, deinen Akzent zu ändern? Aber warum? Was stimmt nicht daran, ein Schotte zu sein und mit schottischem Akzent zu sprechen?«, fragte sie und gab sich Mühe, die Schnallen richtig einzustellen.
»Ich habe auch den Ausdruck gelernt: Wer in Rom ist, sollte tun wie ein Römer. Ich lebe jetzt hier. Und ich habe die Absicht, zu sprechen wie einer von euch.«
Grace lachte und gab seinen Rücken einen leichten Klaps, um erkennen zu lassen, dass sie fertig war. »Wenn du klingen
willst wie jemand aus Maine, solltest du die Konsonanten am Schluss der Wörter noch etwas schwächer aussprechen.«
Er drehte sich um und musterte sie. »Du hast keinen Mainer Akzent.«
»Ich lebe seit vierzehn Jahren nicht mehr hier. Ich habe den Akzent schon während der Zeit im College verloren.«
Grace war versucht, ihn zu fragen, ob er Michael MacBain kenne, überlegte es sich dann aber anders. Sie war noch nicht bereit,
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