Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
hatte, sollte Grey lieber vorsichtig mit ihm umgehen. Denn Magie war etwas, womit sich auch ein Laird, also ein Anführer des Clans wie er, nicht anlegte. Und Zauberer waren keine Leute, die man verärgern sollte. So hatte Grey seine Gedanken für sich behalten und sich stattdessen damit zufrieden gegeben, den Priester im Auge zu behalten. Wenn der alte Mann anfangen sollte, sich seltsam zu benehmen, falls sein krummer alter Stock je anfangen sollte zu glühen, tja dann … dann würde Grey schon einen Weg finden, das Problem zu lösen.
Doch bisher war ihnen der Priester seit ihrer seltsam ›zufälligen‹ Begegnung vor vier Jahren immer nur nützlich gewesen. Durch Daars Hilfe waren Grey und seine Männer jetzt normale Mitglieder der Gemeinde, eingebürgerte Staatsbürger des Landes, die Steuern zahlten, Handel trieben und bei einer Regierung zur Wahl gingen, deren Funktionsweise sie immer noch nicht ganz verstanden. Sie konnten lesen, Automobile lenken und ihre Rolle in der Gesellschaft spielen, ohne unnötige Aufmerksamkeit zu erregen – von der Welt isoliert und doch ein Teil davon.
Sie hatten sich mit einem dichten System von Dingen umgeben, die ihnen Sicherheit gaben, und bewegten sich so auf einem zwar schmalen, aber doch begehbaren Grat zwischen der Gegenwart und ihrer achthundert Jahre alten Vergangenheit.
Weil sie sich allerdings ständig dieser zerbrechlichen Zeitgrenze bewusst waren, hatten sie während der letzten vier Jahre genau aufgepasst, ob nicht irgendein bedrohliches Gewitter im Anzug war. Mein Gott, vier von MacBains Männern waren sogar durch Blitze ums Leben gekommen, als sie dummerweise – oder vielleicht im Wahnsinn – ins Zentrum der Gewitter geeilt waren – in der Hoffnung, so wieder nach Hause zurückgeschleudert werden zu können.
Grey hatte so etwas nicht versucht. Auch keiner seiner Männer.
Sie waren hier, schlecht oder recht, und entschlossen, ihren Clan wieder aufzubauen.
Wenn sie lange genug überlebten, um Kinder zu zeugen.
Grey stieg zum Kamm des Hügels hinauf und blieb stehen, um einen Überblick zu bekommen. Die Wolken hingen tief, rutschten schwer über die Hügelkuppe und rollten durch den Wald wie Rauch von einem Feuer. Kristallisierter Regen glitzerte im Rest des Tageslichts, beschwerte alles, worauf er fiel, drückte die Äste schwer zu Boden.
Grey zippte den Reißverschluss seiner Jacke auf, weil ihm heiß geworden war. Er dachte über die neue Aufgabe nach, die sich ihm stellte. Und er dachte über die Frau nach, die sie mit ihm teilte.
Grace Sutter. Sie war während all der Ereignisse erstaunlich ruhig geblieben – der Flugzeugabsturz, die Tatsache, dass ihr Sohn beinah gestorben wäre, der Tod des Piloten und die Tatsache, dass sie sich ganz allein mit einem Fremden im Wald zurechtfinden musste. Und doch hatte Grace Vertrauen in ihn gesetzt, als ihre Technologie versagte.
Dafür bewunderte Grey sie.
Und deswegen begehrte er sie noch mehr.
Sie würde eine gute Ehefrau abgeben für einen Mann, der eine Frau mit Mut, Intelligenz und Ausdauer brauchte. Sie würde eine starke Gefährtin sein, die einem Krieger, wie er es war, zur Seite stehen konnte. Ihr Sohn war der Beweis dafür, dass sie ihm Kinder gebären könnte, und ihre Handlungsweise in dieser gefährlichen Situation bewies, dass sie ihr gewachsen war.
Andererseits sah es so aus, als würde sie eine feste Hand brauchen, um sie zu leiten. Ihr Sohn war ebenfalls ein Beweis dafür, dass Grace möglicherweise etwas zu unabhängig war, wenn man bedachte, dass sie zurückkehrte zum Heim ihrer Kindheit mit einem eigenen Kind – und ohne seinen Vater.
Grey stand da, erkannte jetzt den Nordfinger-Kamm und beschloss, dass er mit Grace Sutter gewiss irgendwie klarkommen würde. Wenn er sie erst einmal für sich gewonnen hatte, würde er dafür sorgen, dass sie die Tendenz aufgab, ohne den Schutz ihres Mannes in der Welt herumzuspazieren.
Zufrieden mit seinen Gedanken und seinem Entschluss, sich die Frau und das Kind anzueignen, machte Grey sich auf den Weg zurück den Hang hinunter, in Richtung Flugzeug. Es war Zeit, seine Angeberei in die Tatsache umzusetzen, dass sie bald alle trocken und warm vor einem Feuer sitzen würden.
Er war schon seit neunundachtzig Minuten fort.
In dieser Zeit hatte Grace das Baby umgezogen. Es trug jetzt zwei Hemdchen und Strampler übereinander und saß in dem Tragegurt auf ihrer Brust. Es war besser, ihn nah am Körper zu tragen, denn sie fürchtete, dass das Baby
Weitere Kostenlose Bücher