Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
zuzugeben, dass sie etwas mit ihm zu tun hatte, nicht einmal vor sich selbst. Noch nicht. Sie würde warten, bis sie in ihrem Elternhaus war und sich von diesem Abenteuer erholt hatte.
»Bist du bereit zum Gehen?«, fragte er.
»Ja. Ich hol nur noch schnell meine Tasche.«
»Doch nicht etwa die schwere?«
»Nein, ich habe alles umgepackt. Ich nehme nur Essen und ein paar Windeln für das Baby mit, meinen Computer ohne alles und ein, zwei persönliche Dinge. Der Computer ist nicht schwer. Die Satellitenantenne und die anderen Zusatzteile haben das eigentliche Gewicht.«
Sie griff ins Flugzeug, zog die Tasche heraus und drückte sie fest an sich, als er sie ihr abnehmen wollte. »Äh … ich kann das schon tragen. Ist wirklich nicht so schwer.«
Er stellte sich breitbeinig hin und stemmte die Hände in die Hüften. »Kannst du mir mal verraten, was so verdammt wichtig an der Tasche ist, dass du sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen willst? Seit ich dich getroffen habe, bewachst du diese Tasche wie ein Säufer seine Schnapsflasche.«
Grace drückte die Tasche noch fester an sich und hob das Kinn, entschlossen, in diesem Punkt nicht nachzugeben. Es war ihr egal, dass der Mann massig, Furcht erregend und entschlossen genug aussah, um einen Güterzug zum Stehen zu bringen. Trotzdem würde sie ihre Tasche selbst tragen.
»Persönliche Dinge«, erklärte sie ihm. »Wertvolle Dinge.«
»Nichts ist wertvoll genug, um dein Leben dafür zu riskieren. Also, was ist in der Tasche, Grace? Tausende von Dollars, illegale Drogen?«
»Nein!«
»Was dann?«
»Meine Schwester.«
KAPITEL 5
G rey starrte die zitternde Frau sprachlos an. Hatte sie gerade gesagt ihre Schwester ?
»Mary? Deine Schwester Mary Sutter?«, fragte er schließlich mit ersticktem Flüstern und der verdammt großen Hoffnung, sich verhört zu haben.
Sie nickte.
Er atmete tief durch. »Mary ist tot?«, fragte er, als er sie endlich verstand.
Sie nickte erneut.
Grey machte einen Schritt rückwärts, lehnte sich an die Seite des Flugzeugs und beugte sich vor, bis er sich mit den Händen auf den Knien abstützen konnte. »Wann?«, fragte er sie und konnte in der zunehmenden Dunkelheit nur undeutlich ihr leichenblasses Gesicht erkennen. »Wie?«
»Ein Autounfall«, antwortete sie.
Er senkte den Blick zu der Tasche, die Grace mit so herzzerreißender Eindringlichkeit festhielt. »Du meinst also, Mary ist da drin?«
Er sah, wie sie wieder das Kinn reckte. »Ich habe sie einäschern lassen, um sie nach Hause zu bringen. Sie ist in einer Dose in dieser Tasche.«
Er richtete sich auf und rieb sich mehrmals mit beiden Händen über das Gesicht in dem Versuch, das Bild von Mary Sutter loszuwerden, einer so glücklichen Frau, strahlend, lebensfroh, mit ihrem Leben zufrieden – und jetzt nicht mehr als eine Hand voll Asche. »Verdammt.« Er sah Grace an. »Es tut mir Leid.«
»Du hast gesagt, du hast Mary gekannt?«
»Ja. Wir haben bei ihr Eier und Kräuter gekauft. Sie war eine gute Nachbarin und ein guter Mensch.«
»Ja, das war sie.«
»Es tut mir Leid«, sagte er noch einmal, denn ihm fiel nichts anderes ein, was er hätte sagen können. Er ging zu ihr hinüber und streckte seine Hand aus. »Lass mich die Tasche tragen, Grace. Ich werde ganz vorsichtig damit umgehen. Aber du sollst dich völlig darauf konzentrieren können, wohin du trittst. Es wird keine leichte Wanderung.«
Sie zögerte, gab ihm aber schließlich die Tasche. Er nahm sie sanft, konnte kaum glauben, dass er Mary Sutter in der Art vom Berg heruntertragen würde, so nah bei dem Heim, in dem sie bis vor fünf Monaten noch gelebt hatte.
»War sie während der letzten paar Monate bei dir?«, fragte er und machte noch keine Anstalten zu gehen. Es gab da noch einen Punkt, den er gern mit ihr besprochen hätte, doch er hatte es nicht eilig damit. Nicht jetzt. Nicht, nachdem er erfahren hatte, dass Grace den Tod ihrer Schwester betrauerte.
»Ja, sie war bei mir in Virginia zu Besuch.«
»Ich bin froh, dass ihr wenigstens noch einige Zeit miteinander verbringen konntet.«
»Ja, ich auch.«
»Äh … du hast nicht zufällig während des Wartens auf mich andere Schuhe angezogen?«, fragte er dann.
»Andere Schuhe? Nein. Warum?«
»Du trägst dünne Turnschuhe, Grace. Du hast nicht zufällig irgendwo feste, hohe Schuhe?«
»Nein«, sagte sie und senkte den Kopf. »Um die Wahrheit zu sagen, muss ich zugeben, dass ich total vergessen hatte, dass hier tiefster Winter herrscht. Ich
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