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Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)

Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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hatte das Kind ihrer Schwester in dieses wunderbare, manchmal magische, stets beschützende Zuhause gebracht. Sie konnte hier mit dem Kind leben und zusehen, wie es in alter, liebevoller Familientradition aufwuchs. Es konnte so einfach sein; sie konnte ihr Leben in Virginia einfach aufgeben und sich ohne Fragen oder Bedauern ganz dem Jungen widmen. Sie liebte ihn jetzt schon mehr als ihr Leben.
    Und schon jetzt wollte sie das Versprechen brechen, das sie Mary gegeben hatte.
     
    Mit Hilfe der Dusche erhellte sich Graces Stimmung ungemein, sie konnte wieder klar denken, und das warme Wasser tat ihren schmerzenden Muskeln und Prellungen gut. Auch das Baby hatte danach Spaß an seinem Bad. Es machte ihr Freude, es in einem Waschbecken mit warmem Wasser zu baden. Sie war froh, dass sein Bauchnabel endlich verheilt war, denn bisher hatte sie immer Angst gehabt, ihm dort wehzutun. Das
Haus war schön warm geworden, und sie ließ den Kleinen fröhlich planschen, bis er müde war.
    Inzwischen hatte sie die Sache mit den Mutterpflichten langsam heraus. Nachdem sie allein war und sich nur auf sich selbst verlassen konnte, ging es ihr genauso, wie Emma prophezeit hatte. Ihre Instinkte kamen in Schwung und gaben ihr Selbstvertrauen. Das war das Einzige, was sie gebraucht hatte: Zeit mit dem Baby allein, um sich im Umgang mit ihm zurechtzufinden.
    Trotzdem hoffte sie, dass das Buch von Emma nicht auf dem Berg blieb, denn so ganz sicher war sie schließlich doch nicht.
    »Nach dieser Flasche haben wir nur noch eine«, erklärte sie dem Baby, während sie es fütterte. Sie schaute aus dem Fenster und seufzte. »Ich hasse es, in diesem Wetter erneut nach draußen zu gehen, aber es sieht so aus, als hätten wir keine andere Wahl.«
    Der Regen ließ nicht eine Minute nach. Die Fenster auf der Nordseite der Küche waren mit einer Eisschicht überzogen, so dass man draußen nichts mehr erkennen konnte. Das Baby trank die ganze Flasche, und sie ließ es profihaft ein Bäuerchen machen. Danach bettete sie es wieder auf den Sessel und überlegte, was sie ihm anziehen sollte, wenn sie einkaufen ging.
    Seinen Tragebeutel fand sie auf dem Tisch bei den anderen Sachen aus ihrer Tasche. Er war immer noch feucht. Sie schnupperte daran und atmete den vertrauten Geruch tief ein. Es roch nach Grey; sie erinnerte sich an seinen Geruch, als er sie unter der großen Fichte in den Armen gehalten hatte. Und an den Pulli, den er ihr angezogen hatte, bevor er sie in die Höhle steckte. Und an das Bett, das sie in Daars Hütte geteilt hatten. Und an das Flanellhemd, in das sie heute Morgen geschlüpft war und das jetzt zusammengefaltet auf dem Kopfkissen im unteren Schlafzimmer lag.
    Es war ein Geruch, der ihre Sinne beruhigte, der Freundschaft,
Vertrauen, Sicherheit – vermischt mit ein bisschen Abenteuer – vermittelte.
    Sie würde das Hemd behalten. Sie hatte ihren Körper gewaschen, und sie würde diesen Beutel waschen müssen. Aber Greys Hemd würde sie weder waschen noch zurückgeben. Es hatte ein hübsches Karomuster in Grau und Rot, mit dunkelgrünen und lavendelfarbenen Streifen. Sie hatte diese Farbkombination noch nie vorher gesehen, hatte sich aber darin wohl gefühlt, seit sie das Hemd angezogen hatte. Ja, sie würde es behalten, und wenn er es zurückverlangte, würde sie sagen, sie könnte es nicht finden.
    Für all die Lügen, die sie erzählte, würde sie garantiert eines Tages im Fegefeuer landen. Allerdings sollte es ihr hier in Pine Creek langsam gelingen, die Lügen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Es gab nur eine unverzichtbare Lüge: dass das Baby ihr Kind war.
    Sie wusch den Tragebeutel in der Küchenspüle aus und hängte ihn an einen Heizkörper zum Trocknen. Dann wickelte sie das Baby in eines von Marys alten T-Shirts, benutzte einen Kopfkissenbezug aus Flanell als Decke und trug es hinaus zur Scheune.
    Auf einmal wurde ihr klar, dass sie noch ein Problem hatte. Der Kindersitz für das Auto war ebenfalls noch auf dem Nordfinger-Kamm. Sie durchstöberte die Scheune nach etwas Brauchbarem – bis sie eine hölzerne Apfelkiste entdeckte. Sie legte den Kleinen hinein und schnallte die Kiste auf dem Beifahrersitz des Pritschenwagens fest. Höchstwahrscheinlich würde dieser Kindersitz bei der Sicherheitsprüfung von Stiftung Warentest nicht unter den ersten Plätzen rangieren, aber für ihre Zwecke reichte es. Die Kiste saß bombenfest.
    Das Baby betrachtete ihr Treiben mit absolutem Wohlwollen.
    »Ach, Süßer, ich verspreche

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