Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
herunterzubringen.« Er beugte sich vor, seine Augenbrauen senkten sich, und seine grünen Augen wurden dunkel. »Und ich habe immer noch genug Kraft übrig, dich in die Schneeraupe zu verfrachten, nach Gu
Brath zu bringen und dort zu behalten, bis du wieder für dich und deinen Sohn sorgen kannst«, fuhr er fort.
Grace stand auf, ohne genau zu wissen, ob sie es tat, um sich zu beweisen, dass sie es konnte – oder um seiner nicht unbedingt subtilen Einladung zu entrinnen.
»Das ist archaisch!«, schnaubte sie und wollte sich nicht einschüchtern lassen. »Man löst ein Problem nicht einfach mit Brachialgewalt.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, rieb wieder den Rücken des Babys und zuckte mit den Schultern. »Bei mir funktioniert es für gewöhnlich«, sagte er leise.
Grace nahm ihre leere Eintopfschüssel und trug sie hinüber zur Anrichte auf der anderen Seite des Zimmers. Es erstaunte sie, wie gut ihre Muskeln jetzt funktionierten, nichts war doch besser als ein wenig Zorn, um das Blut in Schwung zu bringen.
Seine Haltung hätte sie eigentlich nicht zu erstaunen brauchen. Schon in dem Augenblick, als sie sich neben Greylen MacKeage ins Flugzeug gesetzt hatte, war ihr klar gewesen, dass der Mann altmodisch war. Was hatte sie noch gedacht? Dass er aussah, als mache er seine eigenen Regeln, und dass er Probleme mit Körperkraft anging, wenn er sie nicht anders in den Griff bekam?
Jawoll. Genau das war der Mann, dem sie ihr Leben verdankte.
Unvermittelt legten sich seine Arme sanft um sie, und er zog sie nach hinten an seine sehr breite Brust. Grace drehte sich in seiner Umarmung und schaute hinüber zu dem Baby, das wieder friedlich in seiner Kiste lag. Dann schloss sie die Augen und legte ihre Hände auf Greys Brust, um ihn auf etwas mehr Abstand zu halten.
Oder versuchte sie hier nur, ihren eigenen Drang zu beherrschen?
Sie wusste, was er vorhatte, und das gefiel ihr nicht. Seine
Drohung hatte nicht funktioniert, also wollte er sie mit Küssen weich kriegen.
Und genau aus diesem Grund würde sie nicht mit ihm nach Hause gehen.
Zurzeit waren ihre Gefühle zu zerbrechlich. Sie war nicht in der richtigen Verfassung, um die Nacht in Greylen MacKeages Bett zu verbringen. Und wenn sie mit ihm nach Gu Brath ging, dann würde sie genau dort landen.
Sie hob das Gesicht und lächelte ihn an. »Grey, ich kann jetzt keine Beziehung mit dir anfangen.«
Seine Arme legten sich fester um sie, sein Kopf senkte sich, und er bedeckte ihre Lippen mit einem heißen Kuss. Das Zimmer begann erneut, sich zu drehen. Diesmal kam das allerdings nicht durch ihre labile Verfassung, sondern geradewegs von ihrem Herzen. Sie musste sich größte Mühe geben, sich nicht auf die Zehenspitzen zu stellen und den Kuss zu erwidern.
Seine Zunge suchte die ihre, und ein Schauder lief durch ihren Körper. Genau wie gestern auf dem Berg sehnte Graces Körper sich danach zu antworten. Ihre Leidenschaft entzündete sich. Sie knetete Greys Schultern mit den Fingern – und versuchte, ihn wegzuschieben.
Genauso gut hätte sie versuchen können, einen Berg zu verschieben. Plötzlich schien sie in der Luft zu schweben, und erst als sie etwas Hartes unter ihrem Hinterteil fühlte, bemerkte Grace, dass Grey sie auf die Anrichte gesetzt hatte. Er dränge ihre Knie mit seinen Beinen auseinander und stellte sich dazwischen, um ihr ganz nahe zu kommen.
»Es ist zu spät, Grace«, sagte er und sah sie mit Augen an, die die Farbe von Fichten im Winter hatten. »Es hat schon angefangen, und zurück können wir nicht. Vergiss, was dein Verstand meint, und horche nur auf das, was dein Körper dir sagt.«
Sie starrte in seine schier bodenlos tiefen, dunkelgrünen Augen und brauchte einen Moment, um ihren Verstand in Gang
zu bringen. Mühsam schüttelte sie den Kopf. »Aber das kann ich nicht. Ich habe … Es gibt Dinge, um die ich mich kümmern muss.«
Er hob die rechte Augenbraue. »Der Vater des Babys?«
Hinter Graces Stirn begann es schmerzhaft zu klopfen. »Ja, der Vater des Babys«, gab sie zu. Es stimmte ja, nur nicht so, wie Grey das vermutete.
»Liebst du ihn?«
»Nein.« Und das war die pure Wahrheit.
»Läufst du vor ihm davon? Bist du in Gefahr?«
»Nein.«
Er seufzte über ihrem Gesicht, sein Atem bewegte ihr Haar. »Wo liegt denn dann das Problem?«, fragte er, und seine Geduld schien einen Grenzwert erreicht zu haben.
»Das Problem ist, dass ich ein vier Wochen altes Baby und kürzlich meine Schwester verloren habe – und
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