Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
vorüber in die Küche. Er versuchte, die zerbrochene Tür so gut wie möglich zu schließen, dann setzte er sich schweigend an den Küchentisch.
Er beugte seinen Kopf fast bis auf die Knie, die verschränkten Hände als Stütze nutzend. So saß er gute fünf Minuten.
Grace lehnte den Baseballschläger an die Wand, ging zum Herd und stellte den Wasserkessel auf den Gasbrenner. Sie nahm zwei Tassen aus dem Schrank und gab in beide eine Portion Kakaomischung.
»Hat sie gelitten?«, fragte er schließlich. »Ist sie sofort tot gewesen oder hat sie noch im Krankenhaus gelebt?«
Grace drehte sich zu ihm. Der gefährliche Berg von Mann sah nicht mehr ganz so gefährlich aus. Seine Hände hingen nun über seine Knie, er saß jetzt aufrecht, wobei er aber weiterhin auf den Boden starrte und sein Kampfgeist offensichtlich verflogen war.
»Sie hat noch eineinhalb Tage gelebt«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Und sie war bei Bewusstsein. Wir haben über viele Dinge gesprochen, aber Mary hauptsächlich von Ihnen.«
Sie ging zu ihm hinüber und legte ihm zögernd sanft die Hand auf die Schulter. Er bewegte sich nicht, sondern starrte weiter auf einen Punkt zwischen seinen Füßen. Doch seine Muskeln waren so hart angespannt, dass sich sein Rücken anfühlte wie aus geschmiedetem Stahl.
»Sie hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass sie Sie liebt,
Michael. Und dass sie hofft, Sie würden ihr verzeihen, dass sie überhaupt weggelaufen war. Sie sagte … sie sagte, sie hätte nur etwas Zeit für sich gebraucht, um über Ihren Heiratsantrag nachzudenken.«
Sie kniete sich vor ihn hin, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Sie hat mir Ihre Geschichte erzählt, Michael, und dass es ihr egal wäre. Sie war auf dem Weg zurück zu Ihnen nach Hause, als sie den Unfall hatte. Sie wollte Sie heiraten und den Rest des Lebens mit Ihnen glücklich sein.«
Seine Augen weiteten sich plötzlich, und sein Gesicht wurde noch bleicher. Er richtete sich auf und drückte sich an die Rücklehne des Stuhls – weg von ihr. »Sie hat Ihnen von mir erzählt?«, flüsterte er.
»Auf ihrem Totenbett, Michael«, versicherte sie ihm, stand auf und ging zum Herd, um den pfeifenden Kessel abzustellen. »Während all der Monate, die sie bei mir war, hat sie kein Wort gesagt. Aber als sie im Sterben lag, wollte sie, dass ich es erfahre. Sie bat mich, Ihnen unbedingt zu sagen, dass sie Sie liebt, und Ihnen … äh, durch diese schwere Zeit zu helfen.«
»Sie sagen, vor sechs Wochen. Warum haben Sie so lange gebraucht?«
Sie deutete mit einem Löffel zum Wohnzimmer. »Ich war etwas gebunden durch meinen Sohn.«
Er folgte ihrem Blick in Richtung Wohnzimmer und schaute sie dann prüfend aus schmalen Augen an. »Wo ist Ihr Mann?«, fragte er.
»Mein Mann?«
»Der Vater Ihres Sohnes.«
»Oh. Ich … ich habe keinen Mann.«
Er stand so plötzlich auf, dass Grace vor Schreck kochendes Wasser über die Anrichte verschüttete. Er ging ins Wohnzimmer und kam mit dem Baby zurück.
Grace verschlug es schier den Atem. Michael MacBain hielt seinen Sohn in den Armen, als wäre er das Wertvollste auf der Welt für ihn.
»Er benimmt sich, als ob er Hunger hätte«, sagte er. »Er kaut auf seiner kleinen Faust.« Er musterte sie seltsam. »Haben Sie denn nicht gehört, wie er knatscht?«
Grace klopfte sich mit der Handfläche gegen die Seite des Kopfes, so als hätte sie dort etwas. »Meine Ohren scheinen irgendwie verstopft«, flunkerte sie schnell. »Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung.«
Sie wandte sich rasch dem Küchenschrank zu und nahm eine Flasche mit Babynahrung heraus, damit er die Lüge nicht in ihren Augen sah. Aber als sie sich wieder umdrehte, um ihm das Baby abzunehmen und zu füttern, saß Michael mit dem Kleinen auf dem Schoß am Tisch und streckte die Hand nach der Flasche aus.
Verdammt. Sie wollte nicht, dass er seinen Sohn fütterte. Ganz besonders wollte sie nicht, dass er ihn womöglich auswickelte und bemerkte, dass der Junge zwölf Zehen hatte. Schon möglich, dass der Mann ein wenig primitiv wirkte, aber er war offensichtlich intelligent. Er würde sofort erkennen, dass das Baby sein Kind war.
»Setzen Sie sich«, sagte er und deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. »Ich werde ihn füttern.« Er sah sie an und wartete auf die Flasche. Einer seiner Mundwinkel hob sich langsam, nicht zum Lächeln, sondern in einer verständnisvollen Geste. »Ich weiß, dass junge Mütter sehr auf den Schutz ihrer Kinder bedacht sind, aber Sie
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