Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
hören, was bei den Tieren los war. Grace zog das Kabel des Senders aus der Steckdose und nahm ihn vom Regal. Der Empfänger war sicher im Haus irgendwo. Sie konnte das Gerät für
das Baby nutzen. Dazu würde sie den Sender in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer aufstellen und konnte den Empfänger an ihren Gürtel stecken, wenn sie etwas im oder um das Haus erledigen musste. Bei passender Gelegenheit sollte sie sich außerdem in ein Buch über Tierpflege vertiefen. Bestimmt hatte Mary eine ganze Bibliothek davon.
Grace tapste zurück ins Haus, um nach dem Baby zu sehen, wobei sie fast über die drei Katzen gestolpert wäre, die sich geschickt an ihr vorbeidrängelten. Verdammt. Hoffentlich war irgendwo Katzenfutter im Schrank.
»Da bist du ja, mein Süßer«, sagte sie leise zu dem Baby, das gerade wach wurde. »Du hast aber fein geschlafen.« Sie lachte, als sie es auf den Arm nahm. »Und wenn ich’s mir genau überlege, ist dies das erste Mal seit längerer Zeit, dass du an demselben Platz aufgewacht bist, an dem ich dich zum Schlafen gelegt hatte.«
Sie küsste seine weiche Wange und drückte ihn an sich, wobei sie den warmen Babyduft selig einatmete. Der Kleine war ja so ein Schatz. Sie hoffte, dass sie von nun ab eine friedliche Zeit mit ihm würde verbringen können, nur sie beide, damit sie sich langsam besser kennen lernen konnten.
Reines Wunschdenken. Ihr Friede dauerte nicht einmal eine Stunde.
Grace sah von dem Buch über Tierpflege auf, das sie dem Baby gerade laut vorlas – als sie das inzwischen vertraute Geräusch der Schneeraupe hörte, die ihre Einfahrt heraufröhrte. Sie legte das Buch beiseite, nahm den Jungen auf den Arm und stand auf.
Auf dem Weg in die Küche hörte sie, wie die Maschine ausgeschaltet wurde, und dann Männerstimmen. Plötzlich verwandelte sich das Gemurmel in einen erschreckten Aufschrei. Sie schaute aus dem einzigen nicht mit Eis bedeckten Fenster und
sah gerade noch, wie Morgan vor Jezebel flüchtete, als ginge es um sein Leben.
Sie brauchte keine Universitätsausbildung, um zu wissen, wie das Rennen ausgehen würde. Der Mann verlor. Grace hörte so etwas wie einen Fluch, nur dass sie die Sprache nicht verstand, und schon saß Morgan auf dem gefrorenen Kies und schimpfte hinter der triumphierend meckernden Ziege her.
Grey, der Graces zwei Gepäckstücke aus dem Flugzeug trug, ging an ihm vorüber und grinste breit. Er stieg auf die Veranda, blieb dann plötzlich stehen und gaffte ihre zerstörte Küchentür an.
Grace zog sie mit dem Fuß auf und begrüßte ihn mit einem Lächeln. »Meine Taschen. Du hast mir meine Sachen geholt.«
»Was ist denn mit deiner Tür passiert?«, fragte er, ohne sich von der Stelle zu rühren, den Blick gebannt auf die zerbrochene Tür gerichtet.
Grace machte Platz, damit er eintreten konnte. Morgan, der sich vergrämt das Hinterteil rieb, folgte ihm.
»Sie … äh, ich hatte gestern Abend einen Besucher, der hat sie kaputtgemacht.«
»Wer?«, fragte Grey mit drohender Stimme und stellte das Gepäck ab.
Was konnte sie ihm sagen, um nicht noch Öl auf das Feuer der offensichtlich schon lange andauernden Unstimmigkeit zwischen den MacKeages und Michael MacBain zu gießen?
Sie hätte am liebsten über die Absurdität der Sache den Kopf geschüttelt. Wie zu Zeiten der Vendetta, brauchte man bei den beiden Parteien nur einen feindlichen Namen zu nennen, und schon wurde der jeweils andere wild. Das hatte sie ja gestern Abend erst wieder erlebt, als sie Michael von Grey erzählt hatte, der sie und das Baby gerettet hatte.
»Ich warte«, sagte er, und seine Haltung signalisierte ihr, dass seine Geduld bis aufs Äußerste strapaziert war.
»Michael MacBain war auf der Suche nach Mary«, erklärte sie, legte das Baby auf den Polstersessel und sicherte es wieder mit dem Kissen. Sie würde sich bald ein besseres Babybett ausdenken müssen. Möglichst, bevor der Junge drei wurde.
»MacBain«, knurrte Morgan hinter Grey und drehte sich um, damit er selbst die Tür in Augenschein nehmen konnte. »Dieser Hundesohn ist in Ihr Haus eingebrochen?«
»Besitzt du eine Waffe?«, fragte Grey, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
»Eine Waffe?« Erschreckt sah sie ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein. Und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht benutzen. Ich würde auf niemanden schießen, das ist barbarisch. Und außerdem auch nicht legal.«
»Ist es wohl, wenn du dich selbst verteidigst«, gab er zurück.
»Vor Michael? Er war lediglich auf
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