Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Internet nutzen, Ellen. Da könnten Sie mit Ihren Enkeln Fotos und E-Mails austauschen.«
Ellens Augen wurden rund und sie lachte. »Ich als Internet-Oma«, prustete sie. »Ich verstehe nicht das Geringste von Computern.«
»Es ist gar nicht so schwierig, wie es scheint«, versicherte ihr Grace. »Wirklich, schon in einem Tag könnten Sie die Verbindung bekommen, und ich brauche bestimmt nicht mehr als eine Stunde, um Ihnen alles beizubringen, was Sie wissen müssen, um E-Mails zu schreiben und zu empfangen.«
Ellen schwieg und schaute das Baby an. Dann fixierte sie Grace, und ein entschlossenes Glitzern trat in ihre Augen. »Vielleicht nehme ich das Angebot tatsächlich an. Ich würde gerne herausfinden, worum es da geht. Wo immer man heute hinschaut, heißt es punkt-com dies und punkt-com das. Würde ich dann auch bei diesen Punkt-coms einkaufen können?«
»Ja, natürlich. Alles was man heutzutage braucht, wird einem außerdem bequem geliefert.«
»Dann machen wir das! Ich habe etwas gespart, um mir einmal etwas Besonderes zu gönnen, und ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als das Geld zu nutzen, um Kontakt zu meinen Enkeln und dem Rest der Welt zu haben.«
»Prima. Sobald also dieses Wetter vorbei ist, suchen wir aus, was Sie brauchen. Das bestellen wir alles per Internet. Innerhalb einer Woche wird es hier sein, und ich kann es für Sie installieren.«
»Danke!«, sagte Ellen. »Vielleicht lasse ich John auch mal ran, wenn ich es gelernt habe«, zwinkerte sie.
Grace sah sich um. »Wo ist John? Und Michael? Ist der immer noch in seinem Zimmer?«
Ellen schüttelte den Kopf und setzte sich Grace gegenüber an den Tisch, wobei sie das Baby weiter auf dem Arm hielt.
»Nein, John hat ihn Gott sei Dank vor einer Stunde herauslocken können.« Ihre Traurigkeit kehrte zurück. »Der arme Mann ist ja so bekümmert. Und mir tut es ebenfalls entsetzlich Leid, Grace.«
»Danke. Ich werde sie immer vermissen.«
»Das werden wir alle. Mary war wie eine Tochter für mich im vergangenen Jahr. Aber jetzt verstehe ich, warum sie so plötzlich fortgegangen ist«, sagte sie und schaute zu dem Baby hinunter. »Sie ist zu dir gefahren, um dir während der Schwangerschaft Gesellschaft zu leisten, nicht wahr? Michael sagte … nun ja, er hat uns erzählt, dass du keinen Mann hast.«
Es erstaunte Grace, wie lässig die Frauen hier in Pine Creek dachten. Niemand verurteilte sie, weil sie mit einem Kind, aber ohne Mann erschien. Doch man bemitleidete sie, und das wollte Grace genauso wenig.
»Manchmal geht es einer Frau ohne Mann besser«, sagte sie deshalb knapp.
Ellen nickte. Das Wasser begann zu kochen, und Grace war froh, den Tee aufbrühen zu können. »Wo sind John und Michael denn hingegangen?«, fragte sie.
»Oben zum Zwölf-Morgen-Feld, sie wollten nach den Bäumen sehen, die Michael letztes Frühjahr gepflanzt hat. Das Eis richtet dort ziemlichen Schaden an. Die älteren, stärkeren Bäume kommen damit klar, wenn es nicht noch schlimmer wird. Aber die jungen sind nicht stark genug, dann verliert Michael womöglich seine ganze Ernte.«
»Und was kann man da machen? Man kann ja nicht auf zwölf Morgen das Eis von jedem Baum einzeln abschütteln.«
»John hat vorgeschlagen, Schwel-Lampen aufzustellen, wie man sie in Florida zum Schutz der Orangenbäume einsetzt, um die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt zu halten.«
Grace stellte den Tee zum Ziehen auf den Herd und fragte interessiert: »Funktioniert das?«
Ellen zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. John auch nicht. Außerdem haben wir keine Ahnung, ob wir überhaupt genug Lampen auftreiben können, um es auszuprobieren.«
Grace stellte sich im Geiste die jungen Bäume vor. Was konnte sie retten? Sie brauchten irgendeine Stütze, um dem Eisregen zu trotzen. Sie kannte das Zwölf-Morgen-Feld. Der Westwind blies in den meisten Wintern den Schnee sofort weg.
Da hatte sie plötzlich eine Idee.
»Wie hoch sind die Bäume, Ellen? Dreißig Zentimeter? Einen halben Meter?«
»Ja, ungefähr fünfzig Zentimeter, meine ich«, antwortete Ellen und sah Grace prüfend an, weil sie so aufgeregt wirkte. »Warum?«
»Und wenn man, statt die Luft um die Bäume herum zu erwärmen, einfach …«
Unvermittelt rumpelten Schritte auf der Veranda, und die Tür flog auf. John Bigelow und Michael MacBain kamen herein und putzten sich stampfend auf der Matte die Füße ab.
Als sie Grace entdeckten, blieben beide Männer wie angewurzelt stehen, John begann zu
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