Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
meine Mutter starb, haben wir uns über die Anteilnahme unserer Freunde gefreut, aber wir brauchten auch Zeit für uns, um zu trauern. Wir sind da, wenn du uns brauchst, Grace, aber wir werden uns Mühe geben, dir durch unsere Zuneigung nicht auf die Nerven zu fallen.«
»O Peter, vielen Dank«, stammelte sie und umarmte ihn fest.
Mavis kam mit einem Karton in beiden Händen die Treppe wieder herunter, und Peter stieg hinauf und wuchtete den Wickeltisch herunter, den er in die Küche stellte.
Nach drei weiteren Umarmungen verschwanden die Potts genauso plötzlich, wie sie gekommen waren, und legten Grace dringend ans Herz, sich auf jeden Fall bei ihnen zu melden, falls sie irgendetwas bräuchte.
Während Grace anschließend den Wickeltisch putzte, wurde
ihr plötzlich klar, was Mavis eben erzählt hatte. Michael hatte sich zu Hause in seinem Zimmer eingeschlossen, und Ellen und John Bigelow, die fast achtzig waren, machten sich vermutlich Sorgen um den neuen Eigentümer ihrer Farm, der gleichzeitig ihr Untermieter war. Grace rief sich erneut ins Gedächtnis, dass Michael MacBain einer der Gründe war, warum sie zurückgekommen war. Sie wollte ihn kennen lernen. Und dazu gehörte, dass sie ähnlich handeln musste wie die Potts – nämlich helfen, ohne auf eine Einladung zu warten.
Stattdessen versteckte sie sich wie ein Feigling in ihrem Haus. Sie hatte Angst, dass Michael zu viel mit seinem Sohn zusammen war, Angst, er könnte womöglich die zwölf Zehen des Kindes bemerken. Aber vor allem hatte Grace Angst davor, dass sie Michael MacBain womöglich gern haben könnte.
Es war Zeit, dass sie mit dem Baby die Bigelow Weihnachtsbaum-Farm besuchte. Irgendwie würde es ihr gelingen, Michael aus seinem Zimmer und seiner tiefen Traurigkeit zu locken. Selbst wenn es nur kurzfristig war. Es tat nicht gut, dass er sich mit Marys Asche von der Welt zurückzog.
Grace brauchte nicht anzuklopfen, denn die Tür öffnete sich sofort und Ellen Bigelow winkte sie eilig in die Küche des alten, aber kürzlich renovierten Hauses.
»Was um Himmels willen tust du bei diesem Wetter draußen, Grace Sutter?«, fragte Ellen, und ihr breites Begrüßungslächeln strafte diese strenge Frage Lügen. »Und dazu mit einem Kind auf dem Arm!«
»Ach, Ellen, ich freue mich so, Sie zu sehen«, gab Grace zurück und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Es fiel ihr überhaupt nicht schwer, Ellen zu erkennen, denn bevor sie ins College gewechselt hatte, hatte sie jedes Jahr zu Weihnachten für die Bigelows gearbeitet. »Sie sehen wunderbar aus.«
Die zierliche, für ihr Alter höchst lebhafte Frau bedeutete
Grace, sich auf einen der Stühle am Küchentisch zu setzen, und stellte den Wasserkessel auf den Herd. »Ich bin nicht mehr ganz so rüstig wie früher«, sagte sie und holte zwei Tassen aus dem Schrank. Sie zwinkerte Grace zu. »Aber ein paar Jährchen mach ich schon noch.«
»Seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe, sind Sie nicht einen Tag älter geworden«, erklärte Grace, zog ihre Jacke aus und ließ sie über die Rückenlehne ihres Stuhls fallen. Sie holte das Baby aus dem Träger und legte es sich auf den Schoß.
Ellen hielt sofort in ihrer Beschäftigung inne und kam herüber, um den Kleinen zu inspizieren.
»Ellen, darf ich Ihnen Baby Sutter, meinen Sohn, vorstellen«, sagte Grace und setzte ihn kurz auf den Tisch, damit Ellen ihn bequem ansehen konnte. »Er ist vier Wochen alt, und Sie haben das Privileg, ihn wach zu sehen. Meistens ist er nämlich mit essen und schlafen beschäftigt.«
»Baby Sutter?«, fragte Ellen und hob die linke Augenbraue. Sie tätschelte Graces linke Schulter. »Du hast wohl ein Problem, einen Namen zu finden, stimmt’s?«
»Endlich jemand, der mich versteht«, sagte Grace dankbar. »Ich werde ihm einen Namen geben, wenn ich den richtigen gefunden habe.«
»Darf ich ihn auf den Arm nehmen?«, fragte Ellen. »Es ist schon ewig her, seit ich ein so kleines Kind gehalten habe«, sagte sie und nahm das Baby vorsichtig hoch.
Ellen gab leise Gurgelgeräusche von sich und kitzelte ihn sachte am Kinn. Sie warf Grace einen traurigen Blick zu. »Ich habe vier Enkelkinder, aber sie leben irgendwo am anderen Ende der Welt. Zwei davon habe ich sogar noch nie gesehen.«
Das war auch ein Grund, weswegen die Bigelows ihre Farm an einen Fremden verkauft hatten. Sie hatten drei Söhne gehabt, zwei davon waren jedoch gestorben, und der dritte lebte auf Hawaii.
»Sie sollten sich einen Computer zulegen und das
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