Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
erstreckte. Bis auf die dicke Staubschicht wirkte er so stabil und neu wie am ersten Tag. Sie ließ den Lichtkegel über die Sparren hinunterwandern bis zu der Stelle, an der sie zum Dachvorsprung führten. Auch sie wirkten robust und wohltuend gerade.
Ein unheimliches Knacken und Rumpeln erschütterte auf einmal das Haus. Grace zuckte zusammen und leuchtete hastig noch einmal über die Sparren.
Nichts hatte sich geändert.
Das Geräusch musste von dem Eis kommen, das krachte – nicht vom Dach selbst. Sie erinnerte sich an die Geräusche des Pine-Sees in kalten Winternächten. Die dicker werdende Eisschicht bewegte sich unter dem wachsenden Druck ihres eigenen Gewichts, und das dicker werdende Eis dehnte sich je nach Temperatur aus oder zog sich zusammen.
Sie atmete erleichtert auf. Das Haus würde dem Gewicht standhalten. Erleichtert wandte sich Grace der Wiege und dem Wickeltisch zu und bugsierte beides ins Haus hinunter. Der Rest konnte warten, bis entweder Grey oder Michael das nächste Mal zu Besuch kamen.
Sie trug die Wiege in ihre Badewanne und duschte erst mal den ganzen Staub ab. Dann trocknete sie sie und polierte in der Küche mit einem trockenen Lappen nach. Danach brachte sie die inzwischen glänzende, saubere Wiege ins Wohnzimmer und stellte sie neben den Kamin, damit sie völlig trocknete.
»Na, siehst du, mein Kleiner, jetzt wirst du zur Abwechslung sogar in einem richtigen Bettchen schlafen«, erklärte sie dem schlummernden Kind. Es hatte seine winzige Faust vor dem Mund und saugte leicht daran, seine langen Wimpern lagen wie schwarze, seidige Fächer auf den rosigen Wangen. Sein Haar war ein wilder Schopf, doch Grace gefiel das.
Sie zog seine Decke sorgfältig bis zu seinen Schultern und stellte dann fest, dass es schon ein Uhr mittags war. In dem Moment klopfte es an der Küchentür. Ihr Herz schlug einen Salto bei dem Gedanken, dass es Grey sein könnte. Sie eilte zur Tür und öffnete sie, doch davor standen zwei Menschen, die sie nicht sofort einordnen konnte.
»Oh, Grace«, sagte die Frau, streckte die Arme aus und umarmte sie fest. »Es tut uns so Leid – wir haben eben erst von Marys Tod erfahren.«
Der Mann, dessen Arme beladen mit folienbedeckten Schüsseln waren, umkurvte die beiden Frauen und betrat ohne weiteres die Küche, wo er seine Last auf den Tisch stellte. Die Frau hielt sie weiter in ihrer Umarmung und wiegte sie hin und her.
»Ich habe Peter klar gemacht, dass uns so ein mickriger Schlechtwetterausläufer nicht davon abhalten kann, dir zu helfen«, fuhr die Frau fort. »Also sag uns, was du brauchst.«
»Äh … danke sehr«, murmelte Grace gegen die nasse, wollene Schulter. Sie entzog sich der Umarmung und betrachtete die Frau genauer. »Ich kenne Sie«, sagte sie.
Die Frau lachte. »Natürlich kennst du mich, Gracie. Ich bin Mavis. Und das ist Peter. Wir sind die Potts. Ich habe oft auf dich und deine Schwester aufgepasst, als ihr zwei noch klein wart.«
»O ja«, sagte Grace, nahm die Frau bei beiden Händen und drückte sie warm, wobei sie sich schämte, dass sie die beiden nicht sofort erkannt hatte. »Ich bin euch halt seit Jahren nicht mehr begegnet. Schön, euch wiederzusehen.«
Mavis Potts lächelte entschuldigend. »Wir waren in Kalifornien zu Besuch bei unserem Sohn, als eure Eltern gestorben sind, und konnten deshalb nicht zur Beerdigung kommen.«
Die Frau nahm sie noch einmal kurz in den Arm. »Gerade haben wir von Marys Tod erfahren, Liebes. Was können wir für dich tun? Ich habe dir ein paar Sachen zu essen mitgebracht«, sagte sie, ging zum Tisch und begann, die Dosen und Schüsseln abzudecken. Mavis sah plötzlich selbst leicht erstaunt aus bei all den Speisen, die sie da auspackte. »Wahrscheinlich habe ich es mal wieder übertrieben. Aber so geht es mir immer: Wenn ich schlechte Nachrichten bekomme – ich koche.«
»Wie habt ihr von Marys Tod erfahren?«, fragte Grace, während sie Peter Potts herzlich begrüßte.
»Ellen Bigelow hat uns heute Morgen angerufen«, berichtete Peter. »Sie erzählte uns, Michael wäre die ganze Nacht weg gewesen und am Morgen mit dieser Nachricht heimgekommen.«
»Er ist verzweifelt«, fügte Mavis hinzu und wickelte gerade einen warmen Apfelkuchen aus. »Er kann es noch nicht fassen. Er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen, und Ellen sagt, er hätte seitdem das Essen verweigert.
Sie wollten heiraten, das weißt du ja«, fügte Mavis hinzu. Sie setzte sich ächzend auf einen Stuhl.
Grace sah, wie
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