Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Beobachtungsgabe«, sagte sie amüsiert. »Sind das die Pläne für den Lift?«, erkundigte sie sich dann und deutete auf die Papierrollen in seiner Hand.
Ian blinzelte Grey Hilfe suchend an.
Mit einem Grinsen nahm Grey ihm die Papiere ab. »Du hast Recht, Ian«, neckte er ihn. »Sie ist eine Frau. Und offensichtlich eine ganze Portion klüger als du. Vielleicht erinnerst du dich in Zukunft daran, okay?«
Ian war rot geworden bis an den Rand seiner ergrauenden roten Haare. Er schielte sie aus dem Augenwinkel an und nickte. »Verzeihung«, murmelte er. »Das war blöd.«
Grace winkte ab. »Ist schon gut, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Das passiert mir ständig, dass man mich nicht ernst nimmt.«
»Ach wirklich? Bei wem zum Bespiel?«, wollte Ian wissen und sah aus, als wäre er bereit, sie zu verteidigen.
»Bei den meisten Männern«, erklärte sie ihm wahrheitsgemäß, ging hinüber zu Grey und nahm ihm die Zeichnungen aus der Hand. »Aber das Lustige dabei ist, dass ich letztlich Recht habe.«
Ian nickte. »Gut«, sagte er. »Also, Mädel, glauben Sie, Sie können diese verdammten Pläne lesen? Ich hab’s versucht, komme aber nicht klar damit.«
Grace breitete die Zeichnungen – die reichlich ramponiert aussahen – auf einem beleuchteten Tisch aus.
»Die Zahlen hier auf der Zeichnung«, offenbarte sie Ian und Grey und trat zur Seite, so dass Morgan auch etwas sehen konnte, »geben die Drucklasten pro Quadratzentimeter an.«
»Wo steht das?«, fragte Ian und drängte sich neben sie, um besser sehen zu können. »Und was zum Teufel sind diese Zahlen da?«
»Das sind maximale Gewichtslasten«, erklärte Grace. »So wie diese hier. Sie bedeutet, dass dieser spezielle Arm den Druck von fünfhundert Kilo aushalten kann, die ihn nach unten drücken.«
»Fünfhundert Kilo?«, fragte Ian. »Verdammt, mein Pferd wiegt ja mehr als das. Sie wollen sagen, dass dieses Stück Stahl nicht einmal mein Pferd aushalten würde?«
»Nein, allein nicht«, antwortete sie und lächelte über seinen Vergleich. »Doch als Teil einer sorgfältig geplanten Konstruktion kann diese Last vervielfacht werden. So wie hier zum Beispiel«, sagte sie und deutete auf die Zeichnung eines Turmes. »Er ist so konstruiert, dass er das Gewicht von einem Kabel voller Gondeln tragen kann, selbst wenn der Turm oberhalb oder unterhalb nachgibt oder einer seiner Arme bricht. Die Türme sind nicht euer Problem. So wie sie entworfen sind, werden sie nicht brechen. Das Kabel selbst ist das Problem.«
Ian musterte sie verdattert. »Wie können Sie das wissen?«, fragte er.
»Damit verdiene ich mein Geld. Ich arbeite mathematische Gleichungen aus, die belegen oder widerlegen können, ob ein Ding wie dieses Lift-System funktionieren wird. Das ist Grundlagenphysik.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie diese Pläne lesen und uns sagen können, wie viel Gewicht das Kabel aushält? Wenn wir herausfinden, wie viel das Eis wiegt, dann könnten wir ausrechnen, ob das Kabel reißen wird.«
Grace lächelte, um ihm zu zeigen, dass ihr seine Logik gefiel.
»Das stimmt. Aber ich weiß bereits, wie viel Eis wiegt.«
»Echt? Woher wissen Sie das?«, staunte er.
»Wenn man eine Rakete in den Weltraum schießt, Ian, dann bildet sich manchmal auf ihrem Weg durch die Atmosphäre Eis darauf. Jeder Physikstudent im dritten Jahr lernt auszurechnen, wie viel Schub man durch das Gewicht des Eises verliert und was für eine Kraft nötig ist, um es abzulösen.«
Ian hob eine Augenbraue und sah Grey an. »Diese Frau, die du da vom Berg geholt hast, hat einen seltsamen Sinn für Humor. Kein Mensch kann so viel Wissen in seinem Gehirn speichern.«
Grey schüttelte den Kopf, während er ihr aufmerksam zuhörte, und seine grünen Augen schimmerten im schwachen Licht der Hütte. Er sah wirklich gut aus, wenn er sie gerade nicht wütend anstarrte, dachte Grace.
»Sie hat keinerlei Sinn für Humor«, widersprach er Ian, ohne seinen Blick von ihr zu lösen. »Sie findet Fliegen eine gute Idee.«
»Wie lange hättest du an jenem Tag gebraucht, um von Bangor hierher zum TarStone zu fahren?«, fragte sie, indem sie seinen Blick erwiderte. »Neunzig Minuten? Zwei Stunden?«
»Zwei Stunden.«
»Aber du wärst mit Hilfe des Flugzeugs in weniger als vierzig Minuten hier gewesen.«
Seine Augen wurden schmal. »Wir sind zehn Meilen zu früh und dreihundert Meter höher gelandet als vorgesehen, Frau.
Und letztlich habe ich einen halben Tag und eine ganze Nacht
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