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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Mitleid mit ihr, aber es war nun einmal geschehen. Er wartete, während das Schweigen sich ausbreitete.
    Sie machte ihm einen Vorschlag: »Was kann ich Ihnen sagen? Was kann ich tun, damit Sie mich gehen lassen?«
    »Es gibt zwei Dinge. Heute morgen haben Sie mit der Zeitung gesprochen …«
    »Was erwarten Sie von mir? Sie sind an meinen Arbeitsplatz gekommen. Sie haben auch gesagt, sie wären auf meiner Seite.«
    »Es war nicht falsch, nur gefährlich. Sie schreiben verrückte Sachen. Wir …«
    »Sie haben Angst, daß sie die Wahrheit schreiben.«
    Er unterdrückte seinen Ärger, blieb ruhig. »Ma’am, Thobela Mpayipheli ist irgendwo dort draußen unterwegs mit |223| einer Menge Informationen, die ein paar Leute unbedingt haben wollen. Manche von ihnen werden alles tun, um ihn aufzuhalten. Je mehr die Zeitungen darüber berichten, desto gefährlicher wird die ganze Sache. Wollen Sie das wirklich?«
    »Ich werde nicht wieder mit ihnen sprechen. Wollen Sie darauf hinaus?«
    »Ja, das will ich.«
    »Was noch?«
    »Wir müssen wissen, warum er sich nicht gestellt hat.«
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen.« Wenn alles so war, wie sie sagten, dann verstand sie es auch nicht.
    »Das würden wir gern. Wir haben gehofft, Sie könnten uns helfen, es ihm verständlich zu machen.«
    »Wie könnte ich? Ich weiß nicht, was er denkt. Ich weiß nicht, was geschehen ist.«
    »Aber Sie kennen ihn.«
    »Er hilft einem Freund, mehr weiß ich nicht.«
    »Was hat er gesagt, bevor er ging?«
    »Das habe ich schon dem farbigen Mann erzählt, der bei mir zu Hause war. Warum muß ich es wiederholen? Ich werde nichts mehr sagen. Nichts. Ich werde still sein, ich werde mit niemandem reden, ich schwöre es Ihnen, aber Sie müssen mich jetzt gehen lassen.«
    Sie war kurz davor, durchzudrehen, und er war sicher, daß sie die Wahrheit sagte. Er wollte die Hand ausstrecken, um sie zu beruhigen. Er wußte auch, daß sie das nicht zulassen würde. Radebe erhob sich. »Sie haben recht, Ma’am«, sagte er. »Ich werde das veranlassen.«

24
    Thobela mußte die Beine strecken, er bekam Krämpfe, seine Schulter pochte. Sein Versteck unter der Plane war zu klein geworden, zu heiß, zu staubig. Er brauchte Luft, er mußte raus, es ging zu langsam, die Stunden verschwanden im |224| monotonen Dröhnen des Chevy. Jedesmal, wenn Koos Kok Geschwindigkeit herausnahm, dachte er, sie wären da, aber es war nur eine weitere Kurve, eine Abzweigung. Seine Ungeduld und die Unbequemlichkeit waren kaum mehr auszuhalten, und dann hielt der Griqua schließlich und hob die Plane mit einer theatralischen Geste und sagte: »Die Straße ist frei, Xhosa,
laat jou voete raas

    Die plötzliche Mittagssonne blendete ihn. Er streckte sich mit steifen Gliedern, seine Augen mußten sich erst an die Helligkeit gewöhnen. Die Landschaft sah anders aus, nicht mehr wie die Karoo. Er sah Wiesen, Hügel, eine Stadt in der Ferne.
    »Das ist Philipstown.« Koos Kok folgte seinem Blick.
    Die Straße erstreckte sich vor ihnen direkt nach Norden.
    Sie hoben die GS von dem El Camino, sie nutzten zwei Planken als Rampe, die sich unter dem Gewicht tief bogen, aber es war einfacher, als die Maschine aufzuladen. Sie beeilten sich, weil sie sich Sorgen machten, daß möglicherweise jemand zufällig vorbeifahren könnte.
    »Du mußt bis Sonnenuntergang warten«, sagte Koos Kok. »So viel Zeit habe ich nicht.«
    Die GS stand auf dem Ständer, Thobela zog den Motorradanzug an, öffnete die Sporttasche, zählte ein paar Scheine ab und streckte sie Koos Kok hin.
    »Ich will dein Geld nicht. Du hast schon das Benzin bezahlt.«
    »Ich schulde dir was.«
    »Du schuldest mir gar nichts. Du hast mir Musik geschenkt.«
    »Was für Musik?«
    »Ich werde einen Song über dich schreiben.«
    »Hast du mir deswegen geholfen?«
    »Auch.«
    »Auch?«
    »Man hat zwei Möglichkeiten im Leben, Xhosa. Man kann ein Opfer sein. Oder nicht.« Er lächelte kaum merklich. »Du wirst es irgendwann verstehen.«
    |225| Thobela zögerte einen Augenblick, dann steckte er das Geld in Koks Brusttasche. »Für deine Mühe«, sagte er; es waren ein paar hundert Rand.
    »Flieg wie der Wind, Xhosa.«
    »Gute Fahrt, Griqua.«
    Sie standen einander unsicher gegenüber. Dann streckte er Koos Kok die Hand hin. »Vielen Dank.«
    Der Griqua schüttelte sie ihm und grinste mit vielen Zahnlücken.
    Thobela verstaute die Sporttasche in der Gepäcktasche der BMW, zog die Handschuhe an, stieg auf und drückte den Startknopf. Die GS

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