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Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Menschen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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da, haben anscheinend hoch und heilig versprochen, über ihre Verhältnisse zu leben, sich der Macht von Geschäftsleuten auszuliefern und in Schulden zu sterben. Händler, Kaufleute halten unser Leben in Händen, weil wir es ihnen ermöglichen. Das Volk glaubt, es sei ein unumstößliches Gesetz, und darum stehen wir nicht zusammen, sondern jeder für sich allein, und so kommt es, dass wir fast immer für ihre Rechnung fischen und nicht auf unsere eigene.
    Skúli besitzt Anteile an einem Kutter, und sein Schwiegervater ist ein wohlhabender Großbauer in einer ertragreichen Gegend südlich der Berge. Skúli kann es sich leisten, die Klappe aufzureißen, ihm kann nicht viel passieren, anders als uns, die wir voll und ganz von den Kaufleuten und ihrem Wohlwollen abhängig sind. Es ist allerdings nicht so, dass es nicht Spaß machen würde, so etwas zu lesen, es kitzelt und ist spannend, ein bisschen wie bei Kindern, die heimlich Schimpfwörter ausstoßen. Gut, dass jemand ihnen die Ohren klingen lässt und ihnen ein klein wenig Angst macht.
    Hunde müssen ab und zu bellen, sagt Friðrik, dann beißen sie nicht so schnell.
    Es ist Abend und sehr stürmisch, es schüttet draußen, und es ist nicht möglich, ein Fenster zu öffnen, der Zigarrenrauch hängt dicht in Friðriks Herrenzimmer, das so geräumig ist, dass man es fast einen Salon nennen könnte. Sie sitzen zu sechst zusammen, Friðrik, Séra Þorvaldur, Sigurður der Arzt, Jón, Faktor von Leós Handel, Polizeimeister Lárus und Högni, Chefbuchhalter von Tryggvis Handel und Leiter der Sparkasse, die vor drei Jahren gegründet wurde und an fünf Tagen die Woche eine Stunde geöffnet ist. Lárus hat Skúlis Artikel zur Sprache gebracht.
    Er wird langsam frech, hat der Polizist gesagt und noch andere Artikel angeführt, und Friðrik hat sie reden und sich Sorgen machen lassen.
    Er wird jetzt gefährlich, meint Sigurður, der immer so verdammt kerzengerade auf seinem Stuhl sitzt.
    Genau, stimmt Jón eifrig zu und zieht an der Zigarre. Skúli ist ein Skadefugl .
    Die anderen grinsen über seinen dänischen Ausdruck für einen Störenfried. Als ob Tove durch ihn sprechen würde.
    Da geht die Tür auf, und ein Dienstmädchen kommt mit frischem Kaffee, gießt nach, füllt die Cognacschwenker. Sie ist jung, bewegt sich fließend wie eine Wasserpflanze in der Strömung und schaut nicht einmal auf. Sie bekommen ihre Augen nicht richtig zu sehen, diese blauen Edelsteine, und sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl alle sie anschauen und beobachten, während sich die Glut mit leisem Knistern an den steifen Zigarren entlangfrisst. Sie ist froh, als sie das Zimmer wieder verlassen kann.
    Ein Prachtexemplar, brummt Lárus.
    Wenn nicht noch mehr, pflichtet ihm Sigurður bei.
    Þorvaldur sagt nichts, er hat geglotzt wie die anderen, das war sein Sündenfall. Und in diesem Moment sagt Friðrik: Hunde müssen ab und zu bellen, dann beißen sie nicht so schnell. Aber Skúli trifft den Nagel genau auf den Kopf, nur mit verkehrten Vorzeichen. Die meisten leben ja über ihre Verhältnisse, das beweisen unsere Geschäftsbücher, zu viele sterben verschuldet, und darum müssen wir mit harter Hand durchgreifen, sonst sieht es bald in der ganzen Gesellschaft so aus wie auf den Konten der Leute, nichts als Schulden. Aber Skúli könnt ihr vergessen, der ist nicht gefährlich. Um Geirþrúður müssen wir uns Sorgen machen. Skúli hält mit nichts hinter dem Berg, ist wie ein offenes Buch, aber sie ist heimtückisch, gerissen und versetzt alles in Aufruhr, außerdem verdirbt sie Anstand und Moral. Ihr erinnert euch doch noch, wie sie an Kolbeinns Anteil gekommen ist, als er blind wurde. Sie bekam einen satten Mehrheitsanteil an einem der besten Schiffe des Ortes, indem sie ihm versprach, dass er bei ihr wohnen könne. Es kostet nicht gerade viel, einem Blinden ein bisschen was zu essen zu geben, einem, der obendrein ein hübsches Vermögen besitzt. Was passiert denn damit, wenn er mal den Löffel abgibt, he? Sie ist clever und nutzt jede sich bietende Gelegenheit. Vor zwei Jahren hat sie für wenig Geld Snorris Anteil am Kühlhaus erworben, sie hat ihm ein Taschengeld hingeworfen, und er ist kein Mann, der Bedingungen diktiert, sondern war froh, überhaupt etwas zu bekommen, sie aber hat dem armen Galgenstrick die Schlinge nur ein wenig gelockert und lauert jetzt bestimmt auf seinen Kutter, die Hoffnung , wenn sie nicht sogar glaubt, ihn sich schon gesichert zu haben.
    Hat Tryggvi

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