Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
weshalb unser Mann so wenig Persönlichkeit, Stärke und Fantasie hat, dass er bei seinen Taten so tun muss, als ob er jemand anderes ist. Beim letzten Mal hat er die Sache derart vermasselt, dass ein Mädchen, das vielleicht halb so groß war wie er, es geschafft hat, ihm derart wehzutun, dass er flüchten musste, bevor sein Werk vollendet war.«
Eve pickte etwas Zuckerguss von ihrem Doughnut und legte es auf ihre Zunge. »Gerüchten zufolge kann sich die Ermittlungsleiterin inzwischen vorstellen, wer der Täter ist, und trägt augenblicklich Beweismaterial zusammen, damit sie eine Verhaftung vornehmen und eine Verurteilung sichern kann.«
»Ist das wahr?«
»Sie kriegen von mir weder eine Bestätigung noch ein Dementi.«
»Sie bluffen.«
»Kein Kommentar.«
»Wenn Sie wirklich bluffen, Dallas, und wenn ich damit auf Sendung gehe, ohne dass es in absehbarer Zeit zu einer Verhaftung kommt, stehe ich wie der allerletzte Trottel da.«
»Das ist Ihr Problem. Nun, da ich meinen Doughnut aufgegessen habe, mache ich mich besser wieder an die Arbeit.«
»Wenn ich diese Sache bringe und wenn meine Story Ihnen hilft, diesen Bastard zu erwischen, habe ich ein Exklusivinterview mit Ihnen verdient.«
»Wir werden sehen.«
Nadine stand auf. »Viel Gück. Das wünsche ich Ihnen wirklich.«
»Ja«, murmelte Eve, als sie wieder allein war. »Das hätte ich allmählich auch verdient.«
18
Sie besorgte sich einen Besprechungsraum, schob die Diskette mit ihren Aufzeichnungen in den dort befindlichen Computer, stellte ihre Pinnwand auf, und gerade als sie damit fertig war, kam Peabody herein.
»Eigentlich sollte ich das machen, Lieutenant. Das gehört zu meinem Job. Weshalb nehmen Sie mir meine Arbeit weg?«
»Jammer, jammer, wein. Ich habe Ihnen einen anderen Job gegeben. Haben Sie Captain Feeney und Detective McNab über die Besprechung informiert?«
»Ja, Madam, ich -«
»Warum sind die beiden dann nicht hier?«
»Tja, ich …« Weiter brauchte sie nicht zu stammeln, denn in diesem Augenblick kamen die beiden durch die Tür.
»Gut gemacht. Also, Leute, nehmt Platz. Ich werde euch erzählen, wie meine Gespräche in Boston und in New Los Angeles gelaufen sind und weshalb ich zu dem Schluss gekommen bin, dass unsere Zielperson noch an mindestens drei weiteren Orten geübt hat, bevor sie nach New York gekommen ist.«
Nachdem sie geendet hatte, lehnte sie sich gegen den Tisch und trank von dem Kaffee, den Peabody unaufgefordert holen gegangen war. »Ich versuche augenblicklich die Erlaubnis zu bekommen, nachzuforschen, wo meine Verdächtigen an den jeweiligen Tattagen gewesen sind. Der Commander ist bereit, ein bisschen Druck zu
machen, damit ich die Erlaubnis kriege, aber da auf meiner Liste ein paar einflussreiche Leute stehen, wird es sicher dauern. Carmichael Smith habe ich ans Ende der Liste gesetzt. Er ist derart unbeständig und verwöhnt, dass das Täterprofil auf ihn einfach nicht passt.«
Peabody hob die Hand wie eine Streberin, die mit ihrem Übereifer ständig die Noten aller anderen verdarb.
»Ja, Officer?«
»Madam, könnte nicht gerade die Tatsache, dass er unbeständig und verwöhnt ist, dafür sprechen, dass Smith der Täter ist?«
»Ausgeschlossen ist das nicht, deshalb werden wir auch gucken, wo er an den jeweiligen Tattagen gewesen ist. Trotzdem steht er erst einmal ganz unten auf der Liste. Auch Fortney ist inzwischen weitgehend außer Verdacht. Wir -«
Als die Hand der Assistentin wieder in die Höhe schoss, hätte Eve nicht sicher sagen können, ob sie eher belustigt oder verärgert war. »Was?«
»Tut mir leid, Madam. Ich versuche lediglich, wie bei einer Simulation sämtliche Möglichkeiten durchzugehen. Entspricht Fortney - aufgrund von seiner Kindheit, der Gewalttätigkeit gegenüber Frauen, seines momentanen Lebensstils - nicht fast hundertprozentig dem Täterprofil?«
»Ja, aber gerade weil er ein solches Arschloch ist, habe ich ihn an die zweitletzte Stelle der Liste gesetzt.« Sie wartete, ob Peabody noch eine Bemerkung machen würde, doch die runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich glaube, unser Täter hat mehr Stil, und deshalb habe ich inzwischen Breen und Renquist ganz oben auf die
Liste der Verdächtigen gesetzt. Ich besuche heute die Geliebte von Breens Frau. Mal sehen, was sie uns erzählen kann.«
»Ich habe gehört, sie raucht.« Diese Bemerkung trug McNab einen bitterbösen Blick von Peabody ein.
»Wirklich interessant«, antwortete Eve sarkastisch. »Sicher wird uns
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