Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Frage aber besser nach.
Erst mal rief sie eine Straßenkarte auf dem Bildschirm auf und errechnete die Fahrzeit und Entfernung zwischen dem Tatort und den Häusern der Verdächtigen. Der Täter war nach Chinatown gekommen, hatte das Opfer angesprochen, vielleicht eine Viertelstunde in der Gasse zugebracht, sich gesäubert und sich dann direkt auf den Heimweg gemacht. Keiner der vier Männer hätte dafür insgesamt länger als zwei Stunden gebraucht.
Sie richtete sich auf und begann in der Hoffnung, dass ihr dabei die Erleuchtung käme, mit dem Tippen ihres Berichts. Als die Erleuchtung ausblieb, ging sie
die Fakten noch mal durch, tippte einen abschließenden Satz und speicherte das Schreiben ab.
Die nächste Stunde brachte sie mit der Erforschung von Recyclern und der Suche nach Verkaufsstellen für Laserskalpelle zu. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sie am besten noch einmal zum Tatort zurückfuhr.
Tagsüber herrschte auf der Straße reges Treiben. Zwei Kneipen, ein Stehimbiss, ein Supermarkt und eine Wechselstube lagen der Gasse am nächsten, doch nur die beiden Kneipen waren nach Mitternacht noch geöffnet, und sie lagen jeweils am äußersten Ende des Blocks.
Obwohl die Anwohner bereits vernommen worden waren, ging sie noch mal in jeden Laden, stellte ihre Fragen und kam mit leeren Händen wieder heraus.
Schließlich baute sie sich noch einmal mit dem Beamten, der in dieser Gegend patrouillierte, dem Sicherheitsdroiden und ihrer Assistentin am Rand der Gasse auf.
»Wie gesagt«, erklärte der Kollege namens Henley. »Ich habe sie gekannt, so wie man eben die Frauen hier in der Gegend kennt. Sie hat nie irgendwelche Schwierigkeiten gemacht. Rein formal ist es den Frauen nicht gestattet, die Gasse oder irgendeinen Hauseingang für ihre Arbeit zu benutzen, aber die meisten tun es trotzdem und häufig drücken wir dabei ein Auge zu.«
»Hat sie sich je beschwert, weil irgendein Freier sie misshandelt oder irgendwie belästigt hat?«
»Selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sie sich deshalb nie an mich gewandt.« Henley schüttelte den Kopf. »Sie ist mir und dem Droiden möglichst aus dem Weg gegangen. Hat mir kurz zugenickt, wenn wir
uns irgendwo begegnet sind, war dabei aber immer eher distanziert. Hier in dieser Gegend kommt es öfter vor, dass ein Freier handgreiflich wird. Manche Kerle kommen her, um die Frauen auszurauben, und manche fuchteln dabei auch mit Messern rum. Aber so was hatten wir noch nie. So etwas ist hier noch nie passiert.«
»Ich hätte gern Kopien sämtlicher Berichte, bei denen es um Messerstechereien oder überhaupt um irgendwelche Messer ging.«
»Die kann ich Ihnen besorgen, Lieutenant«, bot sich der Droide an. »An welchen Zeitraum haben Sie gedacht?«
»Das gesamte letzte Jahr. Beschränken Sie sich auf Angriffe auf Frauen, vorzugsweise Prostituierte. Vielleicht hat er ja vorher an irgendwem geübt.«
»Zu Befehl, Madam. Wohin soll ich die Berichte schicken?«
»Am besten aufs Revier. Henley, wo kann man hier in der Gegend am sichersten parken? Straße oder Tiefgarage.«
»Tja, wenn man eine ruhige Gegend mit einer niedrigen Verbrechensquote sucht, dann wahrscheinlich ein Stück westlich, in der Lafayette Street oder so. Wenn man hingegen eine Ecke sucht, in der möglichst viel Betrieb ist und in der es alle sehen würden, wenn sich jemand an einer Kiste vergreift, dann vielleicht auf der anderen Seite der Canal Street in Little Italy. Dort sind die Restaurants bis weit nach Mitternacht geöffnet.«
»Okay, lassen Sie uns unser Glück versuchen. Einer von Ihnen beiden läuft von hier zur Lafayette, der andere Richtung Norden. Fragen Sie Geschäftsleute und Anwohner, die um diese Uhrzeit noch auf gewesen sind,
ob ihnen vielleicht ein Mann mit einer Tasche aufgefallen ist. Mit irgendeiner ziemlich großen Tasche. Er muss schnell gegangen sein, und zwar in Richtung eines Wagens. Sprechen Sie auch mit den Prostituierten«, fügte sie noch hinzu. »Möglich, dass eine von ihnen ihn angesprochen und sich dabei eine Abfuhr eingehandelt hat.«
»Die Chancen, dass die beiden einen Zeugen finden, sind ja wohl eher gering.« Als sie sich von dem Mann und dem Droiden trennten, verzog Peabody skeptisch das Gesicht.
»Jemand hat ihn gesehen. Auch wenn er es vielleicht nicht weiß, hat irgendjemand ihn auf jeden Fall gesehen. Vielleicht haben wir ja Glück und rufen bei den Leuten ein paar Erinnerungen wach.« Sie stand in der Gluthitze auf dem Bürgersteig und sah sich auf
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