Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis ich mich wieder bei Ihnen gemeldet habe.«
»Ich habe die ganze Zeit auf meine Kündigung gewartet.
« Auch in ihrer Stimme lag ein leichter Hauch von Irland, als sie sprach. »Haben Sie mich deshalb heute hierher bestellt?«
»Oh nein, ganz sicher nicht. Tut mir leid, mir hätte bewusst sein müssen, dassSie sich Sorgen machen, nachdem ich letztes Mal so unfreundlich gewesen bin. Ich war wütend und … nicht ganz bei der Sache.« Er lachte leise auf und hätte sich beinahe die Haare gerauft. Himmel, sie war nicht die Einzige, die im Augenblick nervös war, dachte er.
»Sie waren wütend und hätten mich am liebsten mit einem Fußtritt vor die Tür gesetzt.«
»Das stimmt. Ich habe mir gesagt, Sie wären eine Lügnerin.« Er bedachte sie mit einem ruhigen, ernsten Blick. »Das war die einzige Möglichkeit für mich. Sie mussten sich irgendwas davon versprechen, dass Sie behauptet haben, dass das Mädchen, das Sie damals in Dublin kennen gelernt hatten, meine Mutter war. Das stand allem, was ich bis dahin wusste, allem, was ich bis dahin glaubte, meinem gesamten bisherigen Leben vollkommen entgegen.«
»Das verstehe ich.«
»Es gab immer wieder einmal irgendwelche Leute, die versucht haben, sich als angebliche Verwandte bei mir einzuschmeicheln, als Onkel, Brüder, Schwestern, was weiß ich. Aber diese Geschichten ließen sich problemlos widerlegen, ignorieren und somit einfach abtun.«
»Was ich Ihnen erzählt habe, war keine Geschichte, Roarke, sondern die reine Wahrheit.«
»Tja, nun.« Er blickte auf seine Hände und sah an ihrer Form - ihrer Breite und der Länge seiner Finger -, dass es die Hände seines Vaters waren. »Tief in
meinem Inneren habe ich das gewusst. Aber das hat alles nur noch schlimmer gemacht. Beinahe unerträglich real.«
Er hob den Kopf und sah ihr wieder in die Augen. »Sie haben das Recht zu wissen, dass ich Sie genau unter die Lupe genommen habe.«
»Ich hatte nichts anderes erwartet.«
»Und auch sie und mich selbst habe ich eingehend überprüft. Das habe ich nie zuvor getan, zumindest nicht in diesem Ausmaß.«
»Das verstehe ich nicht. Ich hätte Sie nicht derart überfallen, wenn ich nicht angenommen hätte, Sie wüssten zumindest ansatzweise längst Bescheid. Ich dachte, dass ein Mann wie Sie all die Dinge weiß, die er über sich wissen muss.«
»Mein Stolz hat mir verboten, mich dafür zu interessieren. Ich habe mir eingeredet, meine Eltern wären mir egal, vor allem, da ich Meg Roarke für meine Mutter hielt. Ich habe mir gesagt, ich wäre ebenso froh, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben, wie sie es andersherum damals war.«
Moira atmete hörbar auf. »Ich habe vorhin den angebotenen Kaffee abgelehnt, weil meine Hände zu sehr gezittert haben. Aber ich frage mich, ob ich Ihnen jetzt vielleicht doch die Mühe machen darf.«
»Selbstverständlich.« Er stand auf und trat vor ein Wandpaneel, hinter dem eine komplette Miniküche eingerichtet war. Als sie lachte, drehte er sich zu ihr um.
»Ein solches Büro habe ich nie zuvor gesehen. Ausnehmend elegant. In dem Teppich wäre ich eben beinahe versunken. Für all die Dinge, die Sie haben, sind Sie noch erstaunlich jung.«
Das Lächeln, mit dem er sie bedachte, war eher grimmig als amüsiert. »Ich habe auch früh angefangen.«
»Das haben Sie. Mein Magen flattert immer noch ein bisschen.« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. »Ich war mir sicher, dass Sie mich kommen lassen, um mich an die Luft zu setzen und mir vielleicht noch eine Klage anzudrohen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das meiner Familie oder den Gästen bei Dochas hätte erklären sollen. Ich fand den Gedanken schrecklich, von dort fortgehen zu müssen. Ich habe innige Beziehungen zu den Menschen dort entwickelt.«
»Wie gesagt, ich habe Sie genauestens überprüft. Die Menschen in dem Frauenhaus können sich glücklich schätzen, dass sie Sie dort haben. Wie trinken Sie Ihren Kaffee?«
»Möglichst mit jeder Menge Milch. Dann gehört also dieses gesamte Gebäude Ihnen?«
»Ja.«
»Es sieht aus wie ein langer, schwarzer Speer, kraftvoll und elegant. Danke.« Sie nahm die Tasse entgegen, hob sie vorsichtig an ihren Mund, riss die Augen auf und kniff sie dann zusammen, als ihr das Aroma in die Nase stieg. »Ist das etwa echter Kaffee?«
Endlich fiel die zentnerschwere Last von seinen Schultern und er lachte fröhlich auf. »Allerdings. Ich werde Ihnen welchen schicken. Als ich meine Frau zum ersten
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