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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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die zu dem Spähtrupp gehörten, für ihren Ritt benötigen würden. Einer der Knappen sah die Offiziere herannahen und eilte zu ihnen, um Sebastian in sein Kettenhemd zu helfen. Während sich die schwere Rüstung klirrend auf seine Schultern legte, gewahrte Sebastian eine Bewegung über sich im Palast.
    Er blickte genauer hin und sah, dass der König, gekleidet in einen weißen Kaftan mit Kapuze, auf den Balkon seiner Gemächer hinaustrat und in den Hof hinunterblickte. Hinter ihm wehten die Vorhänge sanft in der leichten Morgenbrise. Reglos wie ein Falke beobachtete Löwenherz, wie sich die Soldaten für den Ritt bereitmachten. Sein Blick traf, zufällig, wie es schien, den von Sebastian, und eine Weile starrte er ihn nur an. Dann wandte er sich ab und verließ den Balkon.
    »Lasst uns aufbrechen«, befahl Sebastian und wandte sich wieder den Knappen zu, die die letzte der Satteltaschen inzwischen festgezurrt hatten und nun zur Seite traten.
    Die Zügel seines Hengstes ergreifend, schwang er sich in den Sattel. Logan und die beiden anderen Männer taten es ihm gleich und Sebastian trieb, von einem unangenehmen Verdacht befallen, sein Pferd mit leichtem Fersendruck an, um den Spähtrupp nach Jaffa zu führen.
    Zahirah verbrachte den Vormittag hinter der verschlossenen Tür von Sebastians Gemächern. Maimoun wollte ihr zur Mittagsstunde einen Imbiss bringen, doch sie schickte ihn wieder fort, ohne ihm Einlass zu gewähren. Er fügte sich ihrem Wunsch ohne Widerrede und stellte auch keine Fragen, als sie ihn bat, sie nur aufzusuchen, wenn sie nach ihm riefe, was sie natürlich nicht zu tun gedachte.
    An diesem Tag wollte sie fasten. Sie wollte den Tag mit Gebeten und Meditation verbringen, ihren Glauben wieder wachrufen und sich ihrer Loyalität und der Verpflichtungen ihrem Clan gegenüber wieder bewusst werden. Sich ganz diesem Ziel widmend, badete sie, zog sich an und flocht sich das Haar. Dann verließ sie Sebastians Gemächer und zog sich in die Einsamkeit ihrer eigenen Kammer zurück.
    Doch nicht nur der Wunsch nach Einsamkeit ließ sie dorthin zurückkehren, wo sie vor mehreren Wochen nach ihrer Ankunft im Palast gewohnt hatte. Zielstrebig ging sie zu ihrem Bett, griff unter die schmale Matratze und fuhr tastend über den Bettrahmen. Sie fand ihn dort, wo sie ihn versteckt hatte: den Dolch, der speziell für diese Nacht geschmiedet worden war. Zahirah schloss die Hand um die lederne Scheide und holte sie hervor.
    Die Waffe war schwerer als in ihrer Erinnerung. Die schlanke Klinge wisperte leise, als sie sie aus der Scheide zog; tödlich glitzerte die rasiermesserscharfe silberne Spitze in ihrer Hand. Sie hob den Dolch an ihre Lippen, küsste ihn und bat Allah, ihr die Kraft und Geschicklichkeit zu verleihen, die sie benötigte, um seinen Willen auszuführen. Auf dem Boden kniend, betete sie um einen klaren Kopf und Entschlossenheit, um die Kaltblütigkeit, ihre Tat auszuführen, um den Mut, die nächsten Stunden ohne Gefühlsregungen zu überstehen, und die Kraft, das ihr bestimmte Schicksal auf sich zu nehmen.
    Eine Weile hielt sie das eiserne Rezitieren ihrer Anweisungen, die entschlossenen Treuebezeugungen zu ihrem Clan aufrecht. Doch der Raum war voller Erinnerungen an ihre Zeit mit Sebastian – Momente, die sie geteilt hatten, Orte, an denen sie sich geliebt hatten – lebhafte, schöne Erinnerungen, die ihre Meditation durchbrachen wie ein zartes Pflänzchen einen granitharten Felsen. Niemals würde sie Sebastian vergessen. Und, bei der Gnade Allahs, sie würde nie aufhören, ihn zu lieben.
    Ehe die Erinnerungen an die Tage mit Sebastian ihrer Entschlossenheit einen tieferen Riss zufügen konnten, steckte Zahirah den Dolch in die Scheide zurück, verbarg ihn unter dem Bund ihrer Pluderhose und verließ die kleine Kammer. Um Allah näher zu sein, begab sie sich zu der Dachterrasse; dort wollte sie sich in den noch verbleibenden Stunden auf ihre Mission vorbereiten und abwarten, bis der Zeitpunkt des Handelns gekommen war.

26
    »Und, was meinst du, mein Freund?«
    »Ohne jeden Zweifel vergiftet«, antwortete Sebastian und goss den faulig riechenden Inhalt seines Bechers in den Sand neben dem Brunnen. »So, wie in den beiden letzten Dörfern auch. Genau so, wie es die Templer dem König berichtet haben.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und warf Logan einen verärgerten Blick zu. »Gewiss werden wir in jedem Brunnen von hier bis Jaffa verdorbenes Wasser vorfinden.«
    Es war bereits später

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